Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ernst Fischer stirbt mit 101 Jahren
Augsburgs „fliegender Holländer“ ist viel gereist
Ernst Fischer ist in seinem Leben viel und gerne gereist. Nun hat der Augsburger seine letzte Reise angetreten. Er starb am 10. Februar im Alter von 101 Jahren, wie seine Familie mitteilte. Fischer war in seiner Heimatstadt vielen Menschen bekannt. Was er im Laufe eines Jahrhunderts alles erlebt hat, kann man sogar in einem Buch nachlesen.
Der gebürtige Vogtländer war gelernter Textilkaufmann und bei der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg tätig. Auch im Ruhestand war er noch sehr aktiv und selbstständig. Mit 100 Jahren lebte er noch in seiner eigenen Wohnung im Herrenbach. Viele Souvenirs erinnerten dort an eines seiner liebsten Hobbys: das Reisen. Er sei ein „fliegender Holländer“geworden, erzählte Fischer einmal in einem Interview. Sein Sohn Klaus Fischer schätzt, dass er rund 45 Länder bereist haben muss. Vor allem Teneriffa zählte lange Jahre im Winter zu seinen bevorzugten Zielen.
Der Augsburger war auch noch im hohen Alter ein regelmäßiger Teilnehmer bei Plärrer-umzügen. Dort dürften ihn viele Zuschauer gesehen haben. Viele Jahre fuhr er in der Kutsche des Königlichbayerischen 4. Chevauleger-regiments „König“mit. Zu dieser Vereinigung habe sein Vater einen engen Bezug gehabt, weil er im Krieg selbst bei der Kavallerie gewesen sei, erzählt sein Sohn.
Ernst Fischer hat das, was er in einem Jahrhundert alles erlebte, in einem Buch aufgeschrieben. Es wurde im Eigenverlag veröffentlicht. Eines der letzten großen Ereignisse war für ihn das Fest zu seinem 100. Geburtstag, das er im September 2019 mit Familie und Bekannten auf Schloss Scherneck feiern konnte. Zum runden Jubiläum gratulierte ihm unter anderem der damalige Oberbürgermeister Kurt Gribl.
Im vergangenen Jahr zog der Hochbetagte von seiner Wohnung im Herrenbach in die Seniorenresidenz Albaretto um, um es etwas bequemer zu haben. Dort ist er nach Angaben der Familie jetzt für immer eingeschlafen. Diese Woche wurde er im engsten Familienkreis auf dem Neuen Ostfriedhof bestattet. Fischer hinterlässt einen Sohn und eine Tochter mit deren Familien. „Sein Buch wird immer ein wertvolles Stück Geschichte für uns und seine Freunde bleiben“, sagt Klaus Fischer.