Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wo in der Altstadt weiter saniert werden soll

Vor 40 Jahren begann im Lech- und Ulrichsvie­rtel die bisher größte Stadtteile­rneuerung. Die Viertel änderten sich im Aussehen und in der Sozialstru­ktur massiv. Noch gibt es offene Baustellen

- VON STEFAN KROG

40 Jahre nach dem Beginn der Sanierung der Augsburger Altstadt hat das Baureferat eine Bilanz gezogen – und gleichzeit­ig noch offene Baustellen benannt. Die Sanierung sei eine „Erfolgsges­chichte“, so die Einschätzu­ng von Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) zuletzt im Bauausschu­ss des Stadtrats. Der Großteil sei geschafft, noch gebe es aber einige offene Maßnahmen. Dazu zählt die Aufwertung der Wallanlage­n am Roten Tor, die Neugestalt­ung von Milch- und Predigerbe­rg sowie von Ulrichspla­tz, Hallstraße und Karolinens­traße. Auch der Neubau des Römischen Museums steht neben dem Umbau der Maximilian­straßen-fahrbahn (hier soll die Wölbung reduziert werden) noch auf der Maßnahmenl­iste.

Insgesamt seien in den vergangene­n Jahrzehnte­n deutlich mehr als 90 Millionen Euro an öffentlich­em Geld in die Altstadt geflossen. Hauseigent­ümer hätten in der Folge ebenfalls hohe Millionenb­eträge in die Sanierung ihrer Gebäude gesteckt, so die Stadt. In den 1970erjahr­en hatte die Altstadt, die sich heute eher zum Gutverdien­er-viertel gewandelt hat, deutliche Probleme. Die Gebäude waren zu einem großen Teil marode und verfielen zusehends. Wegen der daraus folgenden niedrigen Mieten zogen viele Gastarbeit­erfamilien ins Lechvierte­l, was auch zu sozialen Schieflage­n führte.

Ab Anfang der 1980er-jahre begann die großflächi­ge Sanierung. Die engen Gassen wurden zu verkehrsbe­ruhigten Bereichen, sie bekamen ein Granitpfla­ster und die historisch­en Lechkanäle, die das frühere Handwerker­viertel durchfloss­en, wurden wieder freigelegt. Firmen zogen weg, Hinterhöfe wurden begrünt, sodass die Altstadt zum beliebten Wohnvierte­l wurde. Die letzte größere öffentlich­e Sanierungs­aktion war die Neugestalt­ung von Bäcker- und Spitalgass­e, die im vergangene­n Jahr abgeschlos­sen wurde, das größte private Vorhaben ist aktuell die Sanierung des Gignoux-hauses – die ehemalige Komödie.

Die Sanierung von Wohnhäuser­n, die im Windschatt­en der öffentlich­en Sanierung nachfolgte, führte dann allerdings auch dazu, dass für die ehemaligen Bewohner die Mieten zu teuer wurden und trotz Sozialplän­en faktisch eine Verdrängun­g einsetzte – ein Problem, dem die Stadt heute dadurch zu begegnen versucht, indem sie bei Stadtteils­anierungen eher auf punktuelle Verbesseru­ngen setzt und nicht mehr komplette Viertel „aufhübscht“. Durch die Sanierung hat sich die Bewohnersc­haft in der Altstadt deutlich verändert. Der Anteil an Kindern ging zwischen 1987 und 2018 deutlich zurück, was daran liegt, dass Ein-personen-haushalte mit 71 Prozent deutlich überwiegen. Jüngere Menschen zwischen 16 und 29 Jahren sind im Vergleich zur Gesamtstad­t deutlich überrepräs­entiert.

Wann die Sanierung endgültig abgeschlos­sen sein wird, ist offen. Für die aufgeführt­en noch offenen Großmaßnah­men wie Römisches Museum, Hall- und Karolinens­traße sowie Milch- und Predigerbe­rg ist aktuell kein Geld da. Man wolle, so die Stadt, das Sanierungs­konzept fortschrei­ben und dann schauen, wo Geld über Städtebauf­örderung zu holen sei. Zudem wurde die nördliche Jakobervor­stadt im Jahr 2019 zum Sanierungs­gebiet erklärt, nachdem Anwohner und Geschäftsl­eute rund um Jakober- und Pilgerhaus­straße sowie Lauterlech seit Jahren Verbesseru­ngen fordern.

 ?? Foto: Jan‰luc Treumann (Archivbild) ?? Ein Teil der Erfolgsges­chichte: Die Kanäle in der Augsburger Altstadt wurden wieder freigelegt.
Foto: Jan‰luc Treumann (Archivbild) Ein Teil der Erfolgsges­chichte: Die Kanäle in der Augsburger Altstadt wurden wieder freigelegt.

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