Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wo in der Altstadt weiter saniert werden soll
Vor 40 Jahren begann im Lech- und Ulrichsviertel die bisher größte Stadtteilerneuerung. Die Viertel änderten sich im Aussehen und in der Sozialstruktur massiv. Noch gibt es offene Baustellen
40 Jahre nach dem Beginn der Sanierung der Augsburger Altstadt hat das Baureferat eine Bilanz gezogen – und gleichzeitig noch offene Baustellen benannt. Die Sanierung sei eine „Erfolgsgeschichte“, so die Einschätzung von Baureferent Gerd Merkle (CSU) zuletzt im Bauausschuss des Stadtrats. Der Großteil sei geschafft, noch gebe es aber einige offene Maßnahmen. Dazu zählt die Aufwertung der Wallanlagen am Roten Tor, die Neugestaltung von Milch- und Predigerberg sowie von Ulrichsplatz, Hallstraße und Karolinenstraße. Auch der Neubau des Römischen Museums steht neben dem Umbau der Maximilianstraßen-fahrbahn (hier soll die Wölbung reduziert werden) noch auf der Maßnahmenliste.
Insgesamt seien in den vergangenen Jahrzehnten deutlich mehr als 90 Millionen Euro an öffentlichem Geld in die Altstadt geflossen. Hauseigentümer hätten in der Folge ebenfalls hohe Millionenbeträge in die Sanierung ihrer Gebäude gesteckt, so die Stadt. In den 1970erjahren hatte die Altstadt, die sich heute eher zum Gutverdiener-viertel gewandelt hat, deutliche Probleme. Die Gebäude waren zu einem großen Teil marode und verfielen zusehends. Wegen der daraus folgenden niedrigen Mieten zogen viele Gastarbeiterfamilien ins Lechviertel, was auch zu sozialen Schieflagen führte.
Ab Anfang der 1980er-jahre begann die großflächige Sanierung. Die engen Gassen wurden zu verkehrsberuhigten Bereichen, sie bekamen ein Granitpflaster und die historischen Lechkanäle, die das frühere Handwerkerviertel durchflossen, wurden wieder freigelegt. Firmen zogen weg, Hinterhöfe wurden begrünt, sodass die Altstadt zum beliebten Wohnviertel wurde. Die letzte größere öffentliche Sanierungsaktion war die Neugestaltung von Bäcker- und Spitalgasse, die im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde, das größte private Vorhaben ist aktuell die Sanierung des Gignoux-hauses – die ehemalige Komödie.
Die Sanierung von Wohnhäusern, die im Windschatten der öffentlichen Sanierung nachfolgte, führte dann allerdings auch dazu, dass für die ehemaligen Bewohner die Mieten zu teuer wurden und trotz Sozialplänen faktisch eine Verdrängung einsetzte – ein Problem, dem die Stadt heute dadurch zu begegnen versucht, indem sie bei Stadtteilsanierungen eher auf punktuelle Verbesserungen setzt und nicht mehr komplette Viertel „aufhübscht“. Durch die Sanierung hat sich die Bewohnerschaft in der Altstadt deutlich verändert. Der Anteil an Kindern ging zwischen 1987 und 2018 deutlich zurück, was daran liegt, dass Ein-personen-haushalte mit 71 Prozent deutlich überwiegen. Jüngere Menschen zwischen 16 und 29 Jahren sind im Vergleich zur Gesamtstadt deutlich überrepräsentiert.
Wann die Sanierung endgültig abgeschlossen sein wird, ist offen. Für die aufgeführten noch offenen Großmaßnahmen wie Römisches Museum, Hall- und Karolinenstraße sowie Milch- und Predigerberg ist aktuell kein Geld da. Man wolle, so die Stadt, das Sanierungskonzept fortschreiben und dann schauen, wo Geld über Städtebauförderung zu holen sei. Zudem wurde die nördliche Jakobervorstadt im Jahr 2019 zum Sanierungsgebiet erklärt, nachdem Anwohner und Geschäftsleute rund um Jakober- und Pilgerhausstraße sowie Lauterlech seit Jahren Verbesserungen fordern.