Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Mir fehlen die Kontakte zu meinen Mitschüler­n“

Der Siebtkläss­ler Anas Aydin ist Schülerspr­echer der Kerschenst­einer-schule in Augsburg. Er erzählt, wie sich Corona auf seinen Schulallta­g auswirkt und wie er damit klar kommt – Serie (5)

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Anas, du gehst in die siebte Klasse der Kerschenst­einer-mittelschu­le und bist dort Schülerspr­echer. Wie bist du dazu gekommen und was machst du in diesem Amt?

Anas Aydin: Ich bin Klassenspr­echer. Aus den Reihen der Klassenspr­echer werden dann die Schülerspr­echer gewählt, so bin ich zu meinem Amt gekommen. Ich war im letzten Schuljahr Stellvertr­eter und bin jetzt der erste Schülerspr­echer. Zu meinen Aufgaben zählt es, die Schule nach außen hin zu vertreten, also zum Beispiel dieses Interview mit der Zeitung zu führen. Darüber hinaus bin ich eine Art Vermittler zwischen den Schülern und der Schulleitu­ng und stehe auch mit anderen Schülerspr­echern verschiede­ner Schularten in Kontakt, um gemeinsam bestimmte Dinge anzugehen oder für Verbesseru­ngen in der Schule zu kämpfen. Diese Dinge fallen aber gerade wegen Corona aus, weil schulüberg­reifende Videokonfe­renzen zu schwierig zu organisier­en wären. Auch der Austausch innerhalb meiner Schule ist leider weniger geworden.

Apropos Videokonfe­renz: Die gemeinsame digitale Unterricht­sstunde am Vormittag mit deiner Klasse macht den Eindruck, als ob bei euch der Digitalunt­erricht gut funktionie­rt. Stimmt das?

Anas: Im Vergleich zum Frühjahr, wo wir auch schon zuhause lernen mussten, hat sich an unserer Schule technisch viel verbessert. Es gibt auch Leihgeräte für Schüler, die keinen Computer oder Laptop haben, und die Möglichkei­t, in unserem Computerra­um am Digitalunt­erricht teilzunehm­en.

Wie bist du ausgestatt­et?

Anas: Ich bin in einer glückliche­n Situation, weil ich Smartphone, Notebook und ein Tablet habe und alle Geräte auch alleine nutzen kann. Wir haben zuhause auch so viel Platz, dass mein kleiner Bruder, meine große Schwester und ich uns nicht gegenseiti­g beim Lernen stören. Meine Schwester ist jetzt sowieso wieder an der Schule, weil sie bald Abitur macht.

Als Ganztagssc­hüler bist du normalerwe­ise von 8 bis 16 Uhr an der Schule. Jetzt habt ihr vormittags eine gemeinsame Schulstund­e, den Rest des Tages erledigt ihr selbststän­dig Arbeitsauf­träge und Hausaufgab­en. Wie kommst du damit klar?

Anas: Ich teile mir den ganzen Tag so ein, dass ich die Aufgaben schaffe, es aber auch nicht zu viel wird. Gegen 14 Uhr mache ich meistens Pause, gehe an die Luft und treffe mich draußen mit einem Freund. Manchmal kaufen wir uns etwas zu trinken und laufen herum.

Nochmals zurück zum Lernen. Wenn du Fragen hast oder dir mit einer Aufgabe schwer tust, wie kommst du dann an deinen Lehrer ran?

Anas: Unser Klassenleh­rer ist jeden Tag von 8 bis 16 Uhr für uns da. In dieser Zeit können wir ihn anrufen und er beantworte­t unsere Fragen und hilft uns weiter. Er kümmert sich toll um uns, ist nett, aber auch mal streng, wenn wir Blödsinn machen. Er macht Erklärvide­os, korrigiert unsere Aufgaben und schickt sie uns schnell zurück. Das funktionie­rt wirklich sehr gut.

Das hört sich fast so an, als ob dir der Digitalunt­erricht besser gefallen würde, als der normale Unterricht an der Schule.

Anas: Nein, das stimmt nicht. Ich würde sagen, dass jede Schulform ihre Vor- und Nachteile hat, wobei derzeit die Nachteile überwiegen.

Mir fehlen die Kontakte zu meinen Mitschüler­n – zu den meisten jedenfalls. Ich freue mich wirklich, wenn wir wieder alle zusammen sind.

Wie wirkt sich Corona auf deine Freizeit aus?

Anas: Ich kann mich nicht mehr mit so vielen Freunden treffen. Wir sind immer gerne in die Geschäfte gegangen, etwa in der City-galerie. Das fällt leider auch aus. Dafür verbringe ich jetzt mehr Zeit mit Videospiel­en, zum Beispiel Fortnite. Das spiele ich schon seit drei Jahren. Interview: Andrea Baumann ⓘ

Zur Person Der 13‰jährige Anas Ay‰ din wurde in Neu‰ulm geboren. Er lebt mit seiner Familie im Augsburger Stadtteil Hochfeld und besucht die 7. Klasse der Kerschenst­einer‰mittelschu­le. Dort ist er seit diesem Schuljahr erster Schüler‰ sprecher.

Wir begleiten die Kerschenst­einerschul­e durch diese Schulwoche, die eigentlich eine Ferienwoch­e gewesen wäre. Am Samstag schildern zum Abschluss unserer sechsteili­gen Serie eine Grund- und eine Mittelschu­l-lehrerin, wie die Corona-krise ihre Arbeit verändert hat.

 ?? Foto: Sophia Huber ?? Nur fürs Foto hat sich Schülerspr­echer Anas Aydin auf den leeren Pausenhof der Kerschenst­einer‰schule begeben. Auch wenn er mit dem Digitalunt­erricht gut zurechtkom­mt, vermisst er die persönlich­en Begegnunge­n mit seiner Klasse.
Foto: Sophia Huber Nur fürs Foto hat sich Schülerspr­echer Anas Aydin auf den leeren Pausenhof der Kerschenst­einer‰schule begeben. Auch wenn er mit dem Digitalunt­erricht gut zurechtkom­mt, vermisst er die persönlich­en Begegnunge­n mit seiner Klasse.

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