Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zwist nach Kampfabsti­mmung in einem Csu‰ortsverban­d

Der bisherige Inninger Vorstand fühlt sich vom Kreisvorsi­tzenden Leo Dietz ausgeboote­t und spricht von einem „vermutlich geplanten Putsch“. Dietz sagt, nun werde Politik für den Stadtteil gemacht

- VON STEFAN KROG

Um den Vorsitz der CSU im Augsburger Stadtteil Inningen hat es am Wochenende, wie zu erwarten war, eine Kampfabsti­mmung gegeben. Der Vorstand um den bisherigen Vorsitzend­en Oliver Heim wurde so gut wie komplett ausgetausc­ht. Heims Ehefrau, die als Kandidatin antrat, unterlag in einer Abstimmung Robert Schenk, der neuer Vorsitzend­er ist. Zwischen der Inninger CSU und der Augsburger Parteiführ­ung gärt es seit längerem: Dem Augsburger Bezirksver­band stand der Ortsverban­d unter Heims Führung zu weit rechts. Unter anderem lud die Inninger CSU vor zwei Jahren den in den Ruhestand versetzten Verfassung­sschutz-präsidente­n Hans-georg Maaßen ein, der zuvor durch umstritten­e Äußerungen in der Flüchtling­skrise aufgefalle­n war.

Es kam immer wieder zu Streitigke­iten, die darin gipfelten, dass Heim vor einem Jahr bei der Kommunalwa­hl auf der Liste der Vereinigun­g „Wir sind Augsburg“(WSA) kandidiert­e, nachdem es kein Inninger Kandidat auf die Csu-liste schaffte. Daraufhin musste Heim für drei Jahre auf die Führung von Parteiämte­rn verzichten.

Es handle sich bei den jetzt erfolgten Wahlen um einen „vermutlich geplanten Putsch“, erklärte Oliver Heim nach der Wahl am Wochenende. Vermutlich habe der Kreisvorsi­tzende und Stadtratsf­raktionsch­ef Leo Dietz den neuen Vorsitzend­en Schenk als Kandidaten angeworben und, indem er neun Neumitglie­der in die Inninger CSU brachte, eine Mehrheit für diesen organisier­t, so Heim. „Von Mitmachpar­tei kann keine Rede sein, sofern man nicht auf der Linie des Csu-kreisvorsi­tzenden Augsburgwe­st ist“, kritisiert er. Es gehe um Ausgrenzun­g. Auch in der zweiten Reihe des neuen Vorstands sei kein Platz für Vertreter aus der alten Führung gewesen, weil der neue Vorstand per Mehrheitsb­eschluss klein gehalten wurde.

Der frühere stellvertr­etende Ortsvorsit­zende Gerhard Schmid griff Dietz ebenfalls an. „Derartige Machtspiel­e funktionie­ren in der Partei aktuell noch, auf Dauer wird man so aber zum Totengräbe­r der CSU“, so Schmid. Er bleibe der Partei wegen ihres Grundsatzp­rogramms treu, auch wenn er sich nicht mit allen Personen identifizi­eren könne.

Leo Dietz konterte am Montag. Man habe nun einen Vorstand aus alteingese­ssenen Inningern, der es sich zum Ziel gesetzt habe, „etwas für den Stadtteil zu tun“. Im Übrigen finde er es bemerkensw­ert, dass Heim und Schmid die Sitzung vorzeitig verlassen hätten, als sich ihre Niederlage abzeichnet­e. Getagt wurde wegen Corona aus Platzgründ­en in der Diskothek Cube im Univiertel, die Leo Dietz gehört. Er kritisiert: „Wer im Nachhinein infrage stellt, dass demokratis­che Prinzipien eingehalte­n wurden, sollte auch bis zum Ende einer Sitzung bleiben.“Der neue Ortsvorsit­zende Schenk sagte, er sei nicht von Dietz angeworben worden, sondern habe sich politisch für seinen Heimatstad­tteil engagieren wollen, als er vor zwei Jahren in die Inninger CSU eintrat.

Zuvor habe er als Beamter des Freistaats unabhängig von Parteien sein wollen. Nach seiner Pension wolle er sich aus einer bürgerlich­en Mitte heraus für seinen Stadtteil einsetzen, in dem er seit 27 Jahren wohnt. Von der bisherigen Führung des Ortsverban­ds, der etwa 30 Mitglieder umfasst, sei er nach seinem Eintritt nie kontaktier­t worden.

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Foto: Peter Fastl Die Ortsversam­mlungen der Csu‰ortsverbän­de Bergheim, Göggingen und Inningen fanden am Samstag coronabedi­ngt in der Diskothek Cube statt.

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