Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Schmuck des Stadttheaters
Enkel von Sofie Eickmann überraschen das Maximilianmuseum
77 Jahre nach Zerstörung des Augsburger Stadttheaters beim Bombenangriff am 25./26. Februar 1944 gelangen nun Bruchstücke der Fassadenfiguren an das Maximilianmuseum. Es handelt sich um zwei Kopffragmente und eine Hand mit Schwert aus Kalkstein.
Die Rückgabe der Bruchstücke an die Stadt Augsburg ist mit einem Stück Augsburger Kaffeehaus-geschichte verbunden. Dass sie erhalten blieben, ist Sofie Eickmann zu verdanken – zusammen mit ihrem jüngsten Sohn, Günther, 1931 in Augsburg geboren. Sofie Eickmann betrieb mit ihrem Ehemann, dem Konditor Theodor Eickmann, das Café Eickmanns an der Ecke Prinzregenten-/schaezlerstraße.
Günther Eickmann, wie sein Vater Konditor, führte ab 1959 zusammen mit seiner Frau ein Kaffeehaus in Nördlingen. Die Nördlinger Enkel von Sofie Eickmann haben sich nun zur Übergabe der Bruchstücke entschieden. Sie berichten über den Fund: In der Augsburger Bombennacht wird auch das Stadttheater schwer getroffen. Sofie Eickmann erfährt, dass die Stadt die Trümmerteile des Theaters abtransportieren und nicht für einen möglichen Wiederaufbau aufheben will. Um wenigstens etwas zu retten, geht sie mit ihrem Sohn Günther und einem Leiterwägelchen vom Kaffeehaus – die Familie hat dort im ersten Stock gelebt – zum Stadttheater. Als Kunstkennerin und -liebhaberin, die selbst Figuren aus Ton geschaffen und auch gemalt hat, konnte sie nicht mit ansehen, dass die skulpturalen Bruchstücke nicht konserviert werden sollten. Mit Erlaubnis der Räumungsarbeiter, die in dem Bauschutt keinen Wert sehen, nimmt Sofie Eickmann einige Stücke mit und bringt sie in ihren Garten.
Viele Jahre erfreut sich Sophie Eickmann an diesen als Erinnerungsstücke an den kriegszerstörten Prachtbau ihrer Heimatstadt. Ihre Söhne haben diese im Andenken an ihre Mutter im Garten belassen. Die Enkel, die mit der Rettungsgeschichte aufgewachsen sind, haben nun beschlossen, dass die Exil-zeit vorbei ist und die Bruchstücke vom Stadttheater dorthin zurückkehren sollen, wo sie herkamen und eben auch hingehören. Die Fragmente werden nun in der Steinsammlung (Lapidarium) des Maximilianmuseums aufbewahrt und können dort nach Ende des Lockdowns jeden zweiten Sonntag im Monat im Rahmen einer Führung besichtigt werden.