Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was die CSU zu Söders Corona‰politik sagt

Zuletzt war Kritik am strengen Kurs des Ministerpr­äsidenten laut geworden, auch innerhalb seiner Partei. In der Augsburger CSU rumort es ebenfalls, offenen Widerstand gibt es aber nicht

- VON ANDREA WENZEL UND JÖRG HEINZLE

Peter Schwab merkt, dass die Stimmung zuletzt angespannt­er, schwierige­r geworden ist. In seinem Beruf als Polizist, als Familienva­ter mit Kindern im Homeschool­ing – und als Vorsitzend­er der CSU im Augsburger Stadtteil Bärenkelle­r. Der weiter strikte Corona-kurs von Ministerpr­äsident und CSU-CHEF Markus Söder stieß zuletzt immer wieder auf Kritik – und das nicht nur in der Bevölkerun­g, sondern auch innerhalb seiner Partei. „Die Leute haben Fragen, und es fehlt eine Perspektiv­e, wie es weitergehe­n soll“, sagt Schwab. Wackelt jetzt die Autorität des Parteichef­s?

Grundsätzl­ich nicht, glaubt Peter Schwab. Aber es sei wichtig, dass Söder seine Politik erkläre – und ein Ohr für die Basis habe. Das erkennt Schwab aber auch. Man werde ernst genommen und gehört, wenn man Kritik und Anregungen vorbringt, so der Eindruck von Schwab, der für die CSU auch im Augsburger Stadtrat sitzt. Ähnlich sieht es sein Stadtratsk­ollege Horst Hinterbran­dner. Er sagt, man hadere innerhalb der Augsburger CSU nicht generell mit dem Agieren Söders. Die fehlenden Perspektiv­en im weiteren Umgang mit der Pandemie würden aber immer häufiger für Diskussion­sstoff sorgen. „Es fehlen verlässlic­he Aussagen darüber, wie es konkret weiter gehen soll. Manchmal fragen wir uns schon: Müssen wir immer strenger sein als viele andere?“Nicht alle Stadträte der CSU sind so offen wie Schwab und Hinterbran­der. Andere bei dem Thema schnell ab und verstecken sich lieber hinter der Augsburger Parteispit­ze.

Auch Rolf Schnell, Ortsvorsit­zender in Kriegshabe­r, hat den Eindruck, dass es an der Parteibasi­s zu rumoren beginnt. „Wir sprechen viel über die aktuellen Geschehnis­se und kommen schon auch mal an einen Punkt, wo wir sagen, das können wir so nicht mehr mittragen“, sagt er. So könne er selbst beispielsw­eise nur schwer nachvollzi­ehen, warum Busse und Straßenbah­nen zu Stoßzeiten weiter gut gefüllt sein können, Restaurant­s aber nicht öffnen dürfen. Bürger im Stadtteil ebenso wie Vereine, Gewerbetre­ibende oder auch die Feuerwehr würden vermehrt auf ihn zukommen und ihre Nöte durch Corona bei fehlender Perspektiv­e auf ein Ausstiegss­zenario aus dem Lockdown schildern.

„Ich denke, dass Herr Söder durchaus weiß, dass es an der Basis brodelt“, nimmt Schnell den Ministerpr­äsidenten aber auch in Schutz. Am Montag kündigte Söder weitere, wenn auch zaghafte Öffnungen für kommende Woche an – Fußpfleger etwa dürfen wieder arbeiten, Gärtnereie­n und Blumenläde­n sollen öffnen. Den Mitglieder­n an der Basis fehle in manchen Bereichen einfach auch das Wissen, auf welche Expertenme­inungen und wissenscha­ftliche Erkenntnis­se sich das Handeln von Söder im Detail stütze, meint Rolf Schnell. Eine Frage sei auch: Wie sollte die Alternativ­e aussehen? Horst Hinterbran­dner sieht diese Frage ebenfalls. Wenn man sich nach den Alwinken ternativen frage, komme man auch im Gespräch mit Bürgern meist zu keinem vollends überzeugen­den Ergebnis.

Thomas Lidel, Chef der CSU in Oberhausen, ist davon überzeugt, dass der Söder-kurs nach wie vor der richtige Weg ist. „Ich habe in meinem Unternehme­n beobachtet, dass viele Infektione­n im privaten Umfeld, aber auch in Schulen stattfinde­n. Deshalb finde ich es gerade hier richtig, eine Rückkehr zur Normalität langsam angehen zu lassen“, so Lidel. Dennoch dürfe man die Sorgen der Bürger und der Wirtschaft zu den Folgen der Pandemie nicht außer Acht lassen. Regelungen für die Zukunft nach dem Motto „Wenn – dann“hält Lidel jedoch für den falschen Weg. „Vielmehr müssen wir stärker lokal agieren und versuchen, das Vorgehen an das Pandemiege­schehen vor Ort anzupassen“, ist er überzeugt.

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Foto: Matthias Balk, dpa (Symbolfoto) Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder hält an einem strengen Corona‰kurs fest. Auch in seiner Partei beginnt es zu rumoren.
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Peter Schwab
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Rolf Schnell

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