Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Photovoltaikanlage mieten oder kaufen?
Auf dem Markt sind viele Anbieter, welche die Anlagen gegen Gebühr leihen. Was davon zu halten ist
Selbst Solarstrom zu erzeugen lohnt sich, auch wenn die Einspeisevergütung bei neu installierten Photovoltaikanlagen kontinuierlich sinkt. Lukrativ bleibt auf jeden Fall der Eigenverbrauch des auf dem Hausdach produzierten Ökostroms. Denn der ist pro Kilowattstunde rund 15 bis 20 Cent günstiger als der Strom, der vom Stromversorger kommt. Das verspricht im Normalfall eine gute Rendite für Photovoltaikanlagenbesitzer. Dazu kommt das gute Gefühl, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Allerdings gilt es, vor der „Ernte“zu säen, sprich eine größere Investition zu stemmen. Je nach Anlagengröße und den baulichen Gegebenheiten müssen 5000 bis 15 000 Euro für die Photovoltaikmodule, den Wechselrichter, die Montage und die Elektroinstallationsarbeiten eingeplant werden. Zudem sollte man Rücklagen für eventuelle Reparaturen bilden, wenngleich die praktisch wartungsfreien Anlagen in der Regel über Jahrzehnte störungsfrei Strom produzieren.
Wer eine solche Summe nicht auf der hohen Kante hat oder sie anderweitig investieren will, kann für die Solaranlage einen Kredit aufnehmen – auch das ist meistens wirtschaftlich und kann in diversen Solarrechnern im Internet nachgerechnet werden. Man kann eine Solaranlage für das eigene Dach aber auch mieten. Es gibt zahlreiche Anbieter für ein solches Modell, darunter auch Energieversorger, die, wie das Allgäuer Überlandwerk mit seinem Energiedach, Pv-anlagen zum Kauf oder zur Pacht anbieten. Die Lechwerke bieten das Pachtmodell allerdings nur für große Anlagen bei Unternehmen an.
Die Solarstromanlagen-miete liegt bei Ein- oder Zweifamilienhäuser je nach Anlagengröße und Anbieter zwischen monatlich 50 und 100 Euro. Meist wird die Miete bis zu 20 Jahre hinweg konstant bleibend gezahlt. Danach kann häufig die Anlage umsonst übernommen werden. Wichtig: Auch während der Zeit, in der die monatliche Miete gezahlt wird, kann der produzierte Strom selbst genutzt werden. Bei seriösen Angeboten, bekommt der Anlagenmieter auch die Vergütung für jenen Teil des Solarstroms, der ins Netz eingespeist wird.
Ein weiterer Vorteil der Mietvariante: Man muss sich als Hausbesitzer mehr oder weniger um nichts kümmern – aber nur, wenn das angebotene Rundum-sorglospaket wirklich alle wichtigen Leistungen wie Wartung, Instandhaltung und Versicherung beinhaltet. Das ist ein Punkt, der unbedingt vor Vertragsunterzeichnung genau geprüft werden sollte. Auch die folgenden Fragen gilt es zu klären: Muss eine Einrichtungsgebühr gezahlt werden? Werden Mindeststromerträge garantiert? Was geschieht mit der Anlage, wenn das Haus verkauft wird? Gibt es ein Sonderkündigungsrecht?
Unter den Anbietern sind leider auch schwarze Schafe. Diese locken Interessenten unter anderem mit der Aussicht auf unrealistisch hohe Eigenverbrauchsquoten. Ein anderer Trick, mit der die Rentabilität des Mietangebots schöngerechnet wird, ist die Kalkulation mit sehr stark steigenden Strompreisen. Auch hier gilt es, das Angebot genau zu prüfen. Weil das für den Laien schwierig ist, kann man sich beispielsweise an die Energieberatung von der Verbraucherzentrale und eza! wenden.
Keine Investitionskosten, kein Aufwand und keine Sorgen – klingt so, als wäre das Mietmodell die perfekte Lösung. Auf der anderen Seite hat das Rundum-sorglos-paket aber seinen Preis. Er sorgt dafür, dass der Kauf einer Photovoltaikanlage in der Regel lukrativer als das Mietmodell ist. So hat die Verbraucherzentrale in Nordrhein-westfalen verschiedene Mietverträge unter die Lupe genommen und ist zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen: Nur drei von 13 geprüften Angeboten erwiesen sich als wirtschaftlich.
Für Hausbesitzer, die genügend Geld auf der Seite haben, ist der Anlagenkauf verglichen mit dem Mieten meist die wirtschaftlich sinnvollere Variante. In beiden Fällen sollte man sich aber auf jeden Fall Angebote von mehreren Seiten einholen– am besten von Fachfirmen, die vor Ort ihren Sitz haben und über reichlich Erfahrung mit Photovoltaikanlagen verfügen.