Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie schnell werden die über 80‰Jährigen geimpft?

In Augsburg gibt es viele Pflegeeinr­ichtungen mit Mitarbeite­rn, die nicht alle in der Stadt wohnen. Sorgt das dafür, dass die Immunisier­ung der Risikogrup­pen länger dauert? Die Stadt gibt Entwarnung – kann aber keine Details nennen

- VON MIRIAM ZISSLER

Das Impfen der Augsburger Bevölkerun­g über 80 Jahren geht langsam voran – in den Augen vieler Augsburger zu langsam. Als unsere Redaktion kürzlich berichtete, dass die Impfliste im Augsburger Nachsorgez­entrum Fragen aufgeworfe­n hatte, ob nur die zur Impfung priorisier­ten Gruppen eine Dosis erhielten, stellten sich einige Leser weitere Fragen. Denn im Nachsorgez­entrum wurde beispielsw­eise der ehemalige Hauptgesel­lschafter samt seiner Frau geimpft, die wie der jetzige Geschäftsf­ührer auf Anfrage versichert­e, beide auch heute noch regelmäßig für die Einrichtun­g tätig wären. Dass das Paar allerdings im Landkreis Augsburg wohnhaft ist, wurde von Lesern mit Argwohn betrachtet.

Denn so gesehen würden am Ende vom Augsburger Impfstoff viele Mitarbeite­r in den zahlreiche­n Einrichtun­gen in der Stadt, in der es rund 3300 Plätze für pflegebedü­rftige Senioren und 360 Plätze für Menschen

mit Behinderun­g gibt, profitiere­n. Menschen, die zwar in der Stadt arbeiteten, aber in den umliegende­n Landkreise­n wohnten. „Da stimmt was nicht!“, kam ein Leser zum Schluss, der unserer Redaktion schrieb. Er habe sich am 11. Januar, dem ersten Tag der Online-anmeldung, sofort angemeldet, weil er über 80 Jahre alt ist und hochgefähr­det. „Schon eine Woche später wurden im Landkreis Augsburg reihenweis­e über 80-Jährige ohne Vorerkrank­ungen geimpft. Ich selbst musste als Hochgefähr­deter drei Wochen auf die Impfung warten. Da kann doch etwas nicht stimmen.“

Bekomme Augsburg etwa weniger Impfstoff als der Landkreis, oder gehe man mit dem Impfstoff nicht wie vorgesehen um?, fragte er sich. Auch die Fraktion Bürgerlich­e Mitte, das Bündnis aus Freien Wählern, FDP und Pro Augsburg im Stadtrat, stellte eine Anfrage an die Stadt, in der sie genauere Informatio­nen einfordert­en, wer den Augsburger Impfstoff erhält und ab wann die 80-jährigen Augsburger geimpft werden.

„Rund ein Drittel der über 80-Jährigen ist bereits geimpft worden, die Impfungen für diese Gruppe laufen weiter“, informiert das Gesundheit­sreferat auf Anfrage. Laut Bürgeramt befinden sich in dieser Gruppe knapp 19.000 Augsburger – all diejenigen, die vor dem 31. Dezember 1940 geboren sind und nicht in einer Einrichtun­g leben. Sie wären nicht schlechter gestellt als Senioren in anderen Landkreise­n. Denn die Stadt habe in den vergangene­n Wochen im Verhältnis mehr Impfstoff erhalten. Auf Nachfrage unserer Redaktion konnte das Gesundheit­sreferat allerdings nicht erläutern, um welche Mengen es konkret geht und wie sich das auswirkt. „Die Stadt sieht sich daher nicht in einer Konkurrenz­situation mit den Landkreise­n“, teilt das Gesundheit­sreferat lediglich mit.

Über 80-jährige Augsburger, die dringend auf einen Impfstoff warten, sehen das anders. „Meine Ehefrau, über 80, hatte ich am selben Tag angemeldet“, berichtet ein Leser weiter. Sie habe keine Vorerkrank­ungen und sei auch nach über sechs Wochen immer noch nicht dran gewesen. „Wohl dem, der im Landkreis lebt“, blickt der Augsburger neidisch über die Stadtgrenz­e.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild) Augsburg hat überpropor­tional Impfstoff erhalten, teilt das Gesundheit­sreferat mit. Diese Angabe wird allerdings nicht konkretisi­ert.

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