Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Verdichtung birgt auch Probleme
Mit ihrem Kurs, den Bau von Einfamilienhäusern zu reduzieren, steht die Stadt nicht alleine: In vielen Kommunen wird angesichts von Wohnungsmangel, Flächenknappheit und ökologischen Auswirkungen darüber diskutiert, wie neu gebaut werden soll. Und häufig wird auf Geschosswohnungsbau gesetzt, weil damit auf derselben Grundfläche mehr Wohnungen entstehen. Es ist eine adäquate Antwort auf die Herausforderungen der Zeit, wobei die Verknappung in der Stadt nicht dazu führen sollte, dass auf dem Land mehr gebaut wird. Der Flächenverbrauch ist gleich, dafür gibt es mehr Verkehr.
Also muss das Wohnen auch ohne Einfamilienhaus in der Stadt attraktiv sein. Es ist richtig, dass die Stadt verstärkt darauf achtet, wie Freiflächen zwischen Mehrfamilienhäusern aussehen, quasi als Gegengewicht zur Verdichtung. Auch dass Kitas mitgeplant werden, steigert die Attraktivität.
In Extremen zu denken, führt im Wohnungsbau zu Problemen. Das zeigt die Vergangenheit. Möglichst hohe Verdichtung sorgt für Probleme, ebenso wie günstiges Bauen ohne Qualität oder zersiedelte Wohngebiete ohne Struktur. Insofern hat jede Gebäudeform ihre Daseinsberechtigung in einer durchmischten Stadt, nur ist das Einfamilienhaus hier von jeher nicht die Hauptwohnform. Bestünde Augsburg nur aus Einfamilienhäusern, wäre die bebaute Fläche um ein vielfaches höher.
Womöglich lässt sich das alles nicht nur über die Bauleitplanung zu regeln. Ein Schlüssel zur Lösung liegt in einer flexibleren Nutzung von Immobilien. Die Zahl der Einfamilienhäuser, die nach dem Auszug der Kinder noch von ein oder zwei Personen bewohnt wird, ist erheblich. Das wäre idealer Wohnraum für Familien. Jeder hat das Recht, in seinem Eigentum zu bleiben, solange er will, aber für manchen Senior wäre ein rechtzeitiger Umzug mit Mitte 60 in eine barrierefreie Wohnung besser als der dann zwangsweise Umzug mit Ende 70, weil er im großen Haus mit Treppen nicht mehr zurechtkommt.