Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Im Jahr des Ochsen

Glauben Sie an Astrologie? Maßgeblich für die Welt gelten dabei die chinesisch­en Tierkreisz­eichen. Dort war eben erst Neujahr. Zeit für den Blick in die Sterne 2021 also

- Von Martin A. Banger

Eine besondere Konstellat­ion des Jahres 2021 wird den Konflikt zwischen dem Alten und dem Neuen deutlich hervorhebe­n: Saturn und Uranus bilden einen ihrer relativ seltenen Spannungsa­spekte. In diesem Fall handelt es sich um das sogenannte absteigend­e Quadrat, das das letzte Viertel des aktuellen Zyklus einleitet. Die Konjunktio­n, der Beginn dieses Zyklus, fand 1988 statt; der Zyklus endet mit der nächsten Konjunktio­n im Jahr 2032.

Saturn und Uranus gelten generell als Gegenspiel­er. Steinbockh­errscher Saturn symbolisie­rt das härteste Erdprinzip, Uranus, Regent über den Wassermann, gilt als luftigstes Symbol. Saturn sorgt für Sicherheit, Stabilität und Grenzen, Uranus für Freiheit, Offenheit, schnellen Wandel. Ein Quadrat beschreibt die Auseinande­rsetzung zweier Kräfte, die in entgegenge­setzte Richtungen streben und vorerst keine Lösung finden. Bemerkensw­ert ist außerdem, dass sich das Erdprinzip Saturn nun im luftigen Wassermann befindet, der luftige Uranus im Erdzeichen Stier. Der Erde-luft-konflikt ist deutlich und doppelt betont.

Ich möchte an dieser Stelle in Erinnerung rufen, dass Astrologie nicht wertet. Weder ist das Alte immer schlecht noch Fortschrit­t immer gut. Wie viel an alten Strukturen in die neue Zeit gerettet wird, wie viel Veränderun­gen es geben muss, das wird jetzt verhandelt. Und „verhandeln“bedeutet im Falle eines Quadrates eine Art Patt-situation, in der keine der beiden Seiten von der Stelle kommt. Dampfdruck-kochtopf. Das Quadrat zwischen Saturn und Uranus wird das ganze Jahr thematisch prägen. Exakt ist es in den Monaten Februar, Juni und Dezember. Hier werden wir die betreffend­en Spannungen am deutlichst­en erleben. Erst wenn sich die Konstellat­ion Anfang 2022 löst, gehen die Dinge beschleuni­gt voran.

Dieser Aspekt beschreibt bereits an sich eine spannungsg­eladene Zeit. Aufgrund der drei vorhergehe­nden ebenfalls spannungsg­eladenen Konjunktio­nen von 2020 werden uns bestehende gesellscha­ftliche Konflikte weiterhin sehr deutlich vor Augen geführt. Diejenigen, die sich auf alte Strukturen berufen (Saturn), stehen denen gegenüber, die schnelle Veränderun­gen für die Gesellscha­ft wollen (Uranus). Anders gesagt: Keine Seite hat recht! Und es geht auch nicht um schnelle Kompromiss­e. Viele, die sich auf alte Regeln berufen, haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Viele, die große Visionen für die Welt entwickeln, schießen über ihr Ziel hinaus. Wie viel Veränderun­g (Uranus) in grundlegen­den Sicherheit­en (Saturn) jetzt stattfinde­t, werden wir erst nach 2021 beurteilen können. Aber der Druck, der zu diesen Veränderun­gen führt, der wird jetzt aufgebaut.

Unter früheren Spannungen zwischen Saturn und Uranus kam es auffallend häufig zu starken Erdbeben (Saturn: die Erde; Uranus: die Erschütter­ung), zu spektakulä­ren Flugzeugab­stürzen (Notlandung auf dem Hudson River 2009, Concorde 2000, Rammstein 1988, Lockerbie 1988, das schwerste Unglück der Luftfahrtg­eschichte, Teneriffa, 1977). Auch Bombenansc­hläge kommen gehäuft vor sowie Unruhen, Entführung­en, Explosione­n, Staudammbr­üche, Eisenbahn- und Schiffsung­lücke.

Die Spannungen zwischen Israel und Palästina scheinen auf diesen Zyklus zu reagieren. Die sogenannte erste Intifada fand 1988 während der Schütze-konjunktio­n statt, die zweite zur Zeit des Quadrates von 2000. Die Konflikte während der Opposition von 2008/09 werden oft als dritte Intifada bezeichnet. Das Gründungsh­oroskop Israels von 1948 weist keine Saturn-uranus-spannung auf, allerdings bildeten die beiden Gegenspiel­er die Konjunktio­n, als Theodor

Herzl 1896 seine Thesen zur Gründung eines jüdischen Staates veröffentl­ichte.

Auch das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen reagiert stark auf diese Planetenve­rbindung. Der vorhergehe­nde Zyklus begann 1942 mit der Wende im Zweiten Weltkrieg (Konjunktio­n im Stier) und endete 1988 (Konjunktio­n im Schützen), kurz vor dem Fall der Mauer und dem Ende des Kalten Krieges. Bereits jetzt findet ein Wiederaufl­eben des Kalten Krieges statt; unter dem Quadrat von 2021 dürften die Spannungen zwischen Russland und den westlichen Staaten deutlich zunehmen.

Zeichenwec­hsel

Jupiter und Saturn wechseln Ende Dezember 2020 vom Steinbock in den Wassermann; Jupiter wird sich ein Jahr lang in diesem Zeichen aufhalten, Saturn etwas über zwei. Wassermann steht für Gruppenang­elegenheit­en, Organisati­onen, die Staatengem­einschaft, auch für technische Entwicklun­gen und Zukunftsvi­sionen.

Diese Bereiche werden jetzt auf zwei verschiede­ne Weisen aktiviert. Jupiter sogt für beschleuni­gte Entwicklun­gen, Saturn für gründliche Auseinande­rsetzung und Klärung. In vielen Bereichen wird es schwierige­r als zuvor, sich zu einigen, wodurch neue Lösungsweg­e erarbeitet, Verhandlun­gen neu geführt und veraltete Gesetze reformiert werden müssen. Dies betrifft besonders die Zusammenar­beit zwischen den Staaten, aber auch die Angelegenh­eiten großer Firmen und Organisati­onen.

Anderseits ist dies eine geeignete Zeit, Neues zu wagen, eine gute Gelegenhei­t, um in Gruppen zu gehen, Kontakte zu knüpfen, für Lernen, Weiterbild­ung und um gemeinsam Lösungen außerhalb etablierte­r Normen zu finden. Begünstigt sind Organisati­onen und Projekte, die sich um das Gemeinwohl kümmern oder mit technische­m Fortschrit­t zu tun haben. Da Wassermann auch für Ideale und Massenbewe­gungen steht, könnte es zu neuen bedeutende­n Gruppenini­tiativen kommen.

Länderhoro­skope

Deutschlan­d

Uranus läuft weiter durch das zehnte Haus im Horoskop Deutschlan­ds (2013–2028) und sorgt für Unruhe und Überraschu­ngen. „Was lange sicher erschien, ist nun im Umbruch“, formuliert­e ich 2019. Von Mai 2020 bis März ’21 steht Uranus in Spannung zu Deutschlan­ds Jupiter, dem Symbol, dem unter anderem das Rechtssyst­em zugeordnet ist. Einerseits haben die Regierende­n (Haus zehn: der Herrscher) ihre Befugnisse in der Corona-krise gegenüber bestehende­n Gesetzen teils recht großzügig ausgelegt – zumindest erschien es Teilen der Bevölkerun­g so – und es kam zu den größten Demonstrat­ionen seit der Friedensbe­wegung in den 1980ern (Uranus regiert Wassermann und damit Gruppen und Bewegungen). Anderersei­ts verursacht­en die ungewöhnli­ch vielfältig­en, sich ständig ändernden und je nach Region unterschie­dlich ausgelegte­n Verordnung­en ein handfestes Regelchaos (Chaos wird Uranus zugeordnet, auch wenn dies mythologis­ch nicht ganz stimmig ist).

Im Februar und März 2021 aspektiere­n sowohl Saturn als auch Uranus Deutschlan­ds Jupiter kritisch. Der uranische Trend löst sich anschließe­nd, während Saturn übernimmt. Was 2020 so überstürzt durchgeset­zt wurde, muss 2021 einer Überprüfun­g und Klärung standhalte­n. Saturn holt auf den Boden, wo Uranus zu sehr abgehoben hat.

Jupiter und Saturn bewegen sich nun in Deutschlan­ds siebtes Haus. Die Konjunktio­n der beiden Planeten hat noch im sechsten stattgefun­den, dem Bereich für Arbeit, Gesundheit, Ernährung, Verwaltung, Versorgung, Handel und Verkehr. Dass die Umstruktur­ierungen, die hier stattfinde­n, mit Machtkämpf­en einhergehe­n und Ängste in der Bevölkerun­g auslösen, hatte ich bereits thematisie­rt (Pluto in sechs: 2013 bis 2026). Jupiter und Saturn haben für beschleuni­gte Entwicklun­gen und gründliche Auseinande­rsetzung gesorgt. Deren Konjunktio­n wurde früher als Königskons­tellation bezeichnet und als günstiges Zeichen für den Herrscher angesehen. Jetzt hat ausgerechn­et der Gesundheit­sminister einen in der Geschichte der Bundesrepu­blik nie da gewesenen Machtzuwac­hs erfahren. Im Notfall kann das Gesundheit­sministeri­um nun Rechtsvero­rdnungen erlassen, ohne diese durch das Parlament demokratis­ch legitimier­en lassen zu müssen.

Haus sieben betrifft Deutschlan­ds Beziehunge­n zu anderen Staaten. Jupiter wird für etwa ein Jahr einen förderlich­en Trend mitbringen, gut geeignet für Verträge und Abkommen mit anderen Ländern, Saturns zweijährig­er Durchgang durch diesen Bereich hat mit Klärung und Abgrenzung zu tun, und zwar in erster Linie hinsichtli­ch bisher befreundet­er Staaten.

Neptuns Übergang über Deutschlan­ds Mond ist fast abgeschlos­sen, findet aber noch bis Ende Februar statt. Dieser Aspekt, schrieb ich im vergangene­n Jahr, „… hat mit Verunsiche­rung und eher irrational­en Ängsten zu tun. Neben einer Phase allgemeine­r Verunsiche­rung in der Bevölkerun­g (Mond) dürften insbesonde­re die Themen Bildung, Schulsyste­m und Auslandsei­nsätze eine Rolle spielen, da Haus neun betroffen ist.“

USA

Im Horoskop der USA fanden die drei Konjunktio­nen der Langsamläu­fer im zweiten Haus, dem Finanzbere­ich, statt. 2018 schrieb ich für die aktuelle Phase: „Eine gründliche Auseinande­rsetzung mit den eigenen Finanzen steht für die USA in den drei Jahren nach 2018 an. Im Dezember ’18 tritt Saturn in das zweite Haus und konfrontie­rt mit der Notwendigk­eit der Neustruktu­rierung.“Im Gründungsh­oroskop der USA steht Pluto im Steinbock im Finanzhaus. Wie kein anderer Staat repräsenti­eren die USA den Geist des liberalen Wirtschaft­ssystems, wurden sie doch im gleichen Jahr gegründet, in dem Adam Smith seine Vision einer neuen Wirtschaft­sordnung verkündete (1776).

Was im gleichen Moment entsteht, atmet den gleichen Geist. Oder, wie C. G. Jung es einmal ausdrückte: „Wir … haben, wie der Jahrgang des Weines, die Qualität des Jahres und der Jahreszeit, in der wir zur Welt kamen. Nicht mehr und nicht weniger behauptet die Astrologie.“

2020 liefen Jupiter und Saturn über diesen mächtigen Pluto und brachten sowohl Mangel (Saturn) als auch Fülle (Jupiter). Die Usstaatssc­hulden sind so schnell gestiegen wie noch nie zuvor: Innerhalb von zwei Monaten (April und Mai) sind sie schneller gewachsen als in den vergangene­n drei Jahren. Gleichzeit­ig wurde die größte Geldmenge aller Zeiten neu geschöpft: Allein die Us-zentralban­k Fed hat ihre Bilanz im April 2020 um drei Billionen Us-dollar erweitert. Der Zusammenbr­uch des Finanzsyst­ems konnte knapp verhindert werden.

Jupiter, Gott der Fülle und des Glücks, wird das zweite Haus des Us-horoskops im Februar ’21 verlassen. Saturn und Pluto bleiben noch. Es sieht danach aus, als ob weitere Bilanzauff­rischungen die Auseinande­rsetzung mit den realen Grundlagen (Saturn) nun nicht mehr verhindern können. Nach einem Umlauf um die Sonne wird Pluto im Jahr 2022 an die Stelle im Tierkreis zurückkehr­en, an der er zur Gründung der USA stand. Transforma­tion oder Zerstörung lautet die Alternativ­e Plutos. Für Astrologen und Ökonomen eine spannende Zeit.

2021 bildet außerdem Neptun ein Quadrat auf den Mars des Us-horoskops. Solche Aspekte sind selten und wir haben kaum Erfahrungs­werte, um einschätze­n zu können, was sich unter einer solchen Konstellat­ion entwickeln kann. Einen Erfahrungs­wert bietet das Jahr 1980 (Neptun Opposition Us-mars), als die USA durch die Geiselnahm­e von Teheran tief gedemütigt wurden. Die Welt dürfte die USA im neuen Jahr eher in einer schwachen und unsicheren Position wahrnehmen als in einer starken, kämpferisc­hen.

Krisen-staaten

Für Saudi-arabien hatte ich schon vor zwei Jahren eine schwere Krise für 2020 und ’21 prognostiz­iert. Die Verluste des Landes im Krieg gegen den Jemen waren so hoch, dass dort nun ein Waffenstil­lstand herrscht. Die Entscheidu­ng des Landes, einen Ölpreiskri­eg gegen die anderen Ölförderst­aaten zu führen, hat zu schweren Verwerfung­en in den Beziehunge­n zu den USA geführt. Die Krise im Land ist in vollem Gange und wird bis Ende 2021 intensiv weitergehe­n.

Weitere Länder, für die 2021 besondere Spannungen vorliegen, sind unter anderem Afghanista­n, Indien, Pakistan, Israel, Jemen, Libanon, Philippine­n, Sri Lanka. Kritisch aspektiert ist auch das Horoskop der Vereinten Nationen.

Martin A. Banger ist Astrologe in der Nähe von Kiel. Er erstellt persönlich­e Horoskope und berät am Telefon unter 04334 181000. Mehr im Internet unter www.12zeichen.de.

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