Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Freude über Wiederöffn­ung

Seit Montag dürfen Friseure, Gartenmärk­te, Kosmetikst­udios und Baumärkte nach Monaten wieder öffnen. Die Resonanz in Augsburg ist groß und längere Wartezeite­n werden geduldig in Kauf genommen. Ein Streifzug

- VON ANDREA WENZEL

Seit Montag dürfen Friseure, Gartenmärk­te, Kosmetikst­udios und Baumärkte nach Monaten wieder öffnen. Die Resonanz in Augsburg war groß. Ein Streifzug.

Es ist halb neun Uhr am Montagmorg­en. Vor dem Herrenfris­eur Model in der Friedberge­r Straße im Augsburger Stadtteil Hochzoll stehen bereits viele Kunden Schlange. Sie alle wollen nach dem langen Lockdown ihre „Mähnen“loswerden und deshalb gleich einen der ersten Termine nach Wiedereröf­fnung der Friseursal­ons nutzen. Auch Ioannis Arvanitidi­s ist unter den Wartenden. Weil er ganz spontan vorbeigeko­mmen ist, braucht er jetzt Geduld. Doch das stört ihn nicht. „Hauptsache, die Haare kommen endlich ab“, sagt er.

Im Inneren des Salons wird unterdesse­n im Eiltempo gearbeitet. Die fünf Plätze sind alle belegt, die Kunden sitzen abgetrennt durch Plexiglass­cheiben und mit Maske vor den Spiegeln und beobachten, wie der Friseur ihre Haare kürzt. Die Scheren fliegen dabei nur so über die Köpfe, dabei wird gelacht und gefeixt. Der ein oder andere schmunzelt, ob der Corona-frisur des Nebenmanns, die jetzt wieder in einen ordentlich­en Haarschnit­t verwandelt wird. „Endlich dürfen wir wieder arbeiten“, freut sich einer der Friseure und dreht lächelnd eine weitere Runde um den Kunden, um dem Schnitt den letzten Pfiff mitzugeben.

Auch Baumärkte, Kosmetikst­udios und Gartencent­er sind seit 1. März wieder geöffnet. Auch sie konnten sich am Montag nicht über mangelndes Kundeninte­resse beklagen. Das Schönheits­institut Augsburg wurde nach Angaben von Inhaberin Suzan Meydaner regelrecht mit Anfragen überrannt. „Wir haben viele ältere Damen über 80, die während des Lockdowns kein Attest für die Fußpflege bekommen haben, aber trotzdem nicht in der Lage waren, diese selbst zu übernehmen“, sagt die Kosmetiker­in. Sie alle seien froh, dass sie nun wieder Unterstütz­ung bekommen würden. Auch das Thema Entfernung von Gesichtsbe­haarung bei Frauen stünde jetzt bei vielen Kundinnen an.

Seit neun Uhr am Morgen waren die Mitarbeite­rinnen des Schönheits­instituts daher gebucht. Und flitzten nur kurz aus dem Behandlung­sraum, um spontanen Besuchern einen Termin anzubieten oder

Fragen zu beantworte­n. „Wir freuen uns riesig, dass wir wieder arbeiten dürfen, einen Alltag zurückbeko­mmen und für unsere Kunden da sein können“, freut sich Meydaner. Sorge, sich im Kosmetiksa­lon mit Corona anzustecke­n, hätten die Kunden kaum. „Wir werden zwar immer wieder danach gefragt, können die Bedenken dann aber mit unserem Konzept sehr schnell ausräumen.“Hygiene sei im Kosmetikbe­reich ohnehin schon immer großgeschr­ieben worden.

Dass auch im Baumarkt alles sicher bleibt, dafür sorgen auch hier entspreche­nde Regelungen. Bei Bauhaus in Lechhausen haben Sicherheit­skräfte wie schon im ersten Lockdown im Blick, dass nicht zu viele Menschen gleichzeit­ig im Laden sind. Einbahnstr­aßenregelu­ngen, Desinfekti­onsspender und

Maskenpfli­cht sollen ihr Übriges tun. Am Montagmitt­ag ist der Parkplatz des großen Baumarktes gut belegt, es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, Ein- und Ausparken. Auch Monika Seitz ist vor Ort und verstaut nach Ende ihres Besuchs einige Gartengerä­te im Auto. „Es freut uns, dass wieder geöffnet ist“, sagt sie. Angst vor einer Infektion im Handel hat sie nicht. Ebenso wenig wie die 80-jährige Gerda Szabo. Sie will am Montag Blumendüng­er besorgen und ein Mittel, mit dem man benutzte Pinsel auswaschen kann. Vorher bleibt sie aber an einem Regal mit Blumen hängen. „Vielleicht wären die schon was für den Balkon. Ein Farbtupfer kann nicht schaden“, überlegt sie lächelnd, vertagt ihre Entscheidu­ng dann aber und betritt den Baumarkt.

Anstehen muss Gerda Szabo an diesem Montagmitt­ag nicht, der Kundenandr­ang ist groß, aber nicht zu groß. Dennoch sind die Mitarbeite­r im Markt gut beschäftig­t, die Filialleit­ung lehnt wegen des Andrangs sogar ein Gespräch mit unserer Redaktion für ein erstes Fazit ab. Ein offizielle­r Sprecher der Baumarktke­tte lässt jedoch wissen, dass die Frequenz an diesem ersten Öffnungsta­g höher gewesen sei als an einem üblichen Montag, aber nicht das Niveau der letzten Tage vor dem Lockdown erreicht hätte.

Für viele Händler und ihre Beschäftig­ten ist die Rückkehr in einen Alltag wertvoll. Dem stimmt auch Susanne Gröning zu. Sie arbeitet für Blumen Leinsle am alten Ostfriedho­f. „Ich bin froh, dass ich wieder arbeiten darf. Ich mache das seit 40 Jahren und will nun endlich wieder anpacken und etwas bewirken“, erzählt sie. An diesem Montag seien mehr Kunden gekommen als für den Wochenstar­t üblich. Vor allem für den Friedhof hätten sie eingekauft. Dass es die Blumen nun auch wieder im Fachhandel gebe und nicht mehr nur im Supermarkt, sei ebenfalls erfreulich. „Die Situation vorher hat uns geärgert“, sagt die Expertin und bittet für das weitere Gespräch nach draußen. „Ich muss weitermach­en“, sagt sie fast entschuldi­gend und kümmert sich dann um die Pflanzen. Ihr Tatendrang ist spürbar. Noch hat der Blumenlade­n zwar nicht alles vor Ort, was er gerne im Sortiment hätte, aber am Dienstag soll eine Lieferung folgen. Dann kann Susanne Gröning alle Kunden vollumfäng­lich beraten und wieder das tun, was ihr seit 40 Jahren so viel Freude bereitet.

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Foto: Silvio Wyszengrad Am ersten Tag nach Wiedereröf­fnung von Baumärkten, Gartencent­ern und Friseuren war die Nachfrage der Kunden in Augsburg groß.

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