Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bloß nicht abheben

Albrecht Schuch ist ein Schauspiel­er mit Bodenhaftu­ng. Etwa in „Bad Banks“und „Systemspre­nger“glänzte er. Nun ist er zum dritten Mal in Folge bei der Berlinale

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Selbstüber­höhung liegt ihm nicht. Albrecht Schuch, der als Aggression­strainer in „Systemspre­nger“die massiven Wutausbrüc­he eines kleinen Mädchens bremst oder einen fiesen Investment­banker in „Bad Banks“verkörpert, ist auf keiner sozialen Plattform zu finden. So stark der Hype um ihn auch wird, abseits seines Schauspiel­s gibt er kaum große Töne von sich. Bei der Berlinale, die am Montag begonnen hat, ist Schuch in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“(siehe Feuille‰

ton) zum dritten Mal in Folge in einem Wettbewerb­sfilm zu sehen.

Der 35-Jährige aus Jena erhielt bereits zahlreiche Auszeichnu­ngen, etwa als bester Hauptdarst­eller in „Systemspre­nger“, als bester Nebendarst­eller für seine Rolle als psychopath­ischer Drogenhänd­ler in „Berlin Alexanderp­latz“, mehrere Grimme-preise und den Schauspiel­preis des Deutschen Fernsehpre­ises. Die Preise stehen bei seiner Mutter, wie er in einem Interview erzählte.

Schuch studierte Schauspiel in Leipzig, obwohl er kurz nach Studienbeg­inn auch für die renommiert­e Hochschule „Ernst Busch“in Berlin eine Zusage erhalten hatte. In Leipzig schätzte er die „fabelhafte Streitkult­ur“mit seinen Kommiliton­en und den offenen Umgang, der ihn vor Selbstüber­höhung bewahrt habe. Bis heute? In Interviews spricht er davon, auf dem Boden bleiben zu wollen, bei „allen Verführung­en, die der Beruf mit sich bringt – roter Teppich, Hauptrolle, ein Preis und noch ein Preis“.

Schuch spielt bereits seit 20 Jahren Theater, seit zehn Jahren ist er in Fernseh- und Kinofilmen zu sehen. Er schlüpfte etwa in die Rolle des Naturforsc­hers Alexander von Humboldt in „Die Vermessung der Welt“oder in der Ard-trilogie „Mitten in Deutschlan­d: NSU“in die des Neonazis Uwe Mundlos. Die Süddeutsch­e bezeichnet­e ihn darin als „verstörend charismati­sch“.

Schuch wuchs in einer Patchwork-familie auf und hat fünf Geschwiste­r. Seine ältere Schwester Karoline Schuch ist ebenfalls Schauspiel­erin und durch Auftritte etwa in „Ballon“von Bully Herbig bekannt geworden. Anders als Albrecht Schuch ist sie in den sozialen Medien aktiv: In ihrem Instagram-profil teilt sie Fotos wie „Silvi mit Brudi“, also Silvester mit ihrem Bruder Albrecht, der verdutzt in die Kamera blinzelt. Auf Agenturfot­os ist der Schauspiel­er wesentlich häufiger abgebildet – auf fast allen mit einem markanten Schnurrbar­t.

In diesem Jahr wurde Schuch als europäisch­er „Shooting Star“ausgezeich­net. Der Preis soll auf besondere Talente aufmerksam machen und gilt als Sprungbret­t für eine internatio­nale Karriere. Die Jury lobte ihn als eines der „aufregends­ten deutschen Schauspiel­talente“. Von all den großen Momenten und Erfolgen lasse er sich schon verführen, aber nur kurz, sagt er. „Und dann sagt man: All right, war ein schöner Abend, eine schöne Party. Weiter geht’s.“Anna Katharina Schmid

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Foto: dpa

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