Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So war der erste Tag für Baumärkte und Gartencent­er

Nachdem sie drei Monate geschlosse­n hatten, dürfen einige Händler wieder Kunden ins Geschäft lassen. Obwohl der Ansturm zunächst ausbleibt, freuen sich die Betreiber wieder auf ihre Kunden. Aber es gibt einige Probleme und Lieferschw­ierigkeite­n

- VON SÖREN BECKER UND PIET BOSSE

Augsburg Christian Vogel hat einen Traum: Er wäre gerne Hobbygärtn­er. Schon als kleinem Kind hat er es geliebt, seinem Großvater bei der Gartenarbe­it zu helfen. Vor kurzem hat er einen großen Schritt zur Erfüllung dieses Traumes unternomme­n und eine Reihenhaus­hälfte mit eigenem Garten gekauft. „Da konnte ich bisher allerdings noch nichts machen außer Unkraut jäten“, bedauert Vogel. Der Grund: Seit dem 16. Dezember hatten Baumärkte und Gartencent­er in ganz Bayern wegen Corona geschlosse­n. Seit Montag sind die Geschäfte wieder geöffnet. Wie ist der erste Tag gelaufen?

In Vorbereitu­ng auf den großen Tag hatte Hobbygärtn­er Christian Vogel schon Blumen, Gurken und Tomaten angezogen. Nun ist der Mann mit der roten Mütze im Gartencent­er Wörner in Königsbrun­n, um sich mit Werkzeug, Blumenerde und Pflanztöpf­en einzudecke­n. Allein ist er an diesem ersten Tag der Wiedereröf­fnung nicht, aber überrannt wird das Gartencent­er auch nicht. „Der Andrang ist bisher eigentlich ziemlich normal“, schätzt Filialleit­erin Theresa Dannwolf. Das dürfte aber nicht lange so bleiben: Wenn das Wetter am Wochenende sich für Gartenarbe­it eignet, rechnet sie mit einem riesigen Andrang. Sie ist froh, dass sie wieder ihrer Arbeit nachgehen kann. „Wenn wir schon zumachen mussten, dann hatten wir Glück, dass es im Winter war, da ist es eh ziemlich ruhig“, sagt sie. Ihr Chef Thomas Haag ist weniger entspannt: „Die Öffnung kam gerade noch zur rechten Zeit“, sagt er.

Die Gartencent­er in Deutschlan­d hatten bis vor kurzem ausgedehnt­e Bestände an verderblic­hen Pflanzen, die vielfach kompostier­t werden mussten. Um das zu verhindern, hat eine Online-petition des Verbandes deutscher Gartencent­er versucht, Druck aufzubauen. Damit sollte verhindert werden, dass die Gartencent­er, wie im vergangene­n Jahr, während der Hochsaison im Frühjahr geschlosse­n sind. Damals sind die Supermärkt­e in die Lücke gestoßen und haben einen Großteil des Geschäftes übernommen, während Haag und seine Kollegen zum Zuschauen verdammt waren. Calland-collect hat seiner Firma kaum Geld gebracht. „Das diente eher der Kundenbind­ung“, betont Haag. Dauerhafte Lieferengp­ässe fürchtet Haag nicht, aber er hatte in letzter Zeit einige „Speditions­probleme“, wie er es nennt. Schnittblu­men seien teilweise schwerer zu bekommen, weil diese europaweit gehandelt würden. Neue Grenzkontr­ollen wegen Corona erschweren die Einfuhr. Deutlich teurer geworden seien Blumentöpf­e aus Keramik. Das liegt vor allem an den Frachtkost­en aus Asien, die sich im Zuge der Coronapand­emie verdreifac­ht haben.

Auch bei Baumärkten, die ebenfalls wieder geöffnet haben, bereitet der Import aus Asien Kopfschmer­zen. Alle Produkte, die „made in China“sind, seien durch Corona deutlich teurer geworden, berichtet Christian Sailer, der einen Baumarkt in Landsberg betreibt. „Es gibt keine europäisch­en Hersteller für diese Waren und der Import ist deutlich teurer geworden.“Er müsse teilweise die dreifachen Frachtkost­en zahlen. Spax-schrauben, die meistens in China gefertigt werden, seien beispielsw­eise um 120 Prozent teurer geworden. Das wirke sich auch auf viele Güter aus. Für einige Rasenmäher­modelle bedeute das eine Preissteig­erung von rund 10 Prozent. „Da habe ich keine Wahl, als das an den Kunden weiterzuge­ben“, bedauert Sailer.

Trotzdem ist er froh, wieder öffnen zu können. Damit er nicht wieder zumachen muss, bittet er seine Kunden, möglichst einzeln zu kommen. Eine weitere Schließung in einer der lukrativst­en Zeiten des Jahres wäre fatal: „Die meisten Leute kommen in den Laden und haben irgendein Projekt vor, aber wissen noch gar nicht, was sie alles brauchen“, erklärt Sailer. Der spontan gekaufte Zollstock oder die neue Bohrmaschi­ne fielen bei Onlineund Fernshoppi­ng weg. Dabei machen diese Artikel rund die Hälfte seines Umsatzes aus.

Auch im Bauhaus-markt in Augsburg-lechhausen bleiben viele Kunden während des Einkaufs immer wieder stehen, suchen Produkte oder nehmen spontan etwas anderes mit. Andrea Bresinsky hat ihren Einkauf schon hinter sich: „Uns haben Duschstang­en und Kleber für die Haken gefehlt, wir haben für einen Umzug vom vergangene­n Freitag eingekauft, mein Sohn hat sich extra freigenomm­en.“Die Duschstang­e, die sie gekauft hat, kriege man nicht überall, sagt sie. „Alles andere fällt sofort herunter.“

Viele haben nur kleine Besorgunge­n gemacht: Ein Paar hat nur ein Rohr zum Anschließe­n an die Waschmasch­ine gekauft. Da sie es leicht transporti­eren können, sind sie auf Fahrrädern gekommen und haben nur Rucksäcke dabei. Der Parkplatz in Augsburg-lechhausen ist zwar gut gefüllt, eine Schlange bildet sich aber nur vor dem Bäcker neben dem Baumarkt-eingang. Auch Bernd Ohlmann vom Bayerische­n Handelsver­band berichtet, dass sich der Andrang in Grenzen hielt: „Es war nicht der große Ansturm wie nach dem ersten Lockdown im vergangene­n Jahr“, sagt er. Dass sich keine Menschenme­ngen ansammeln, begrüßt er: „Wir sind unter Beobachtun­g, die Politik wird genau hinschauen.“

„Wir sind ruhig in den Tag gestartet, es ist etwas mehr los als an normalen Montagen, aber kein Riesenanst­urm“, sagt auch Florian Preuß, Pressespre­cher von Hornbach, über den Baumarkt in Neuulm. Er geht davon aus, dass das auch mit Click-and-collect zu tun hat. Auf diese Weise können Kunden Ware bestellen und vor Ort abholen. „Letzte Woche haben viele Kunden noch Material abgeholt, das sie vorher reserviert hatten“, sagt er. Auch beim Bauhaus-markt in Augsburg laufe das Modell nach wie vor gut, sagt eine Mitarbeite­rin.

 ?? Foto: Nicolas Armer, dpa ?? Seit Montag dürfen Baumärkte wieder Kunden hereinlass­en.
Foto: Nicolas Armer, dpa Seit Montag dürfen Baumärkte wieder Kunden hereinlass­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany