Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Soforthilfe für seelische Krisen
Jeder Mensch kann in eine psychische Notlage geraten. Unterstützung ist dann nötig. Und die gibt es ab sofort über eine bayernweite kostenlose Telefonnummer. Was dahintersteckt
Augsburg Eine schwere Erkrankung, der Verlust des Arbeitsplatzes, aber auch die Überforderung von Eltern durch Homeschooling – wenn Menschen in Krisen geraten, das Gefühl haben, nicht mehr weiterzukönnen, sind die Ursachen ganz individuell. Was Krisen eint: Oft hilft nicht mehr das Gespräch innerhalb der Familie oder mit Freunden. Professionelle Hilfe ist nötig. „Krisen können jeden treffen“, sagt Bezirkstagspräsident Martin Sailer. „Sie machen keinen Unterschied zwischen Geschlecht, Alter oder Beruf.“Und wichtig ist: Krisen dürfen kein Tabu mehr sein.
Mit einem neuen bayernweiten Krisendienst soll Menschen in seelischen Notlagen geholfen werden. Schnell und unkompliziert.
Nicht nur der Bezirk Schwaben hat daher einen Krisendienst aufgebaut, es steht erstmalig ein flächendeckendes Angebot zur Soforthilfe bei psychischen und psychiatrischen Notfällen in einem Bundesland zur Verfügung. Dies sei mit dem Bayerischen Psychisch-kranken-hilfegesetz, das im August 2018 in Kraft getreten ist, beschlossen worden.
Betroffene, aber auch Angehörige, Freunde oder Kollegen können sich ab sofort unter der kostenlosen Telefonnummer 08006553000 Unterstützung holen. „Was eine Krise ist, definieren die Betroffenen“, heißt es. Keiner müsse sich genieren. Vielen Betroffenen helfe es schon, sich einmal alles von der Seele reden zu können. In den Leitstellen sitzen nach Angaben des Bezirks Schwaben Experten aus den Bereichen Sozialpädagogik, Psychologie und Psychiatrie. Aber auch wenn mehr Unterstützung nötig ist, gibt es Lösungen. Denn die Betroffenen können von den Fachleuten in den Krisendiensten je nach Bedarf an die richtigen Ansprechpartner weitergeleitet werden. Falls nötig, können die Mitarbeiter der Leitstelle auch mobile Teams aussenden, die Betroffene beispielsweise in Schwaben innerhalb einer Stunde erreichen und direkt vor Ort weiterhelfen. Alle Leitstellen werden vom Freistaat Bayern finanziert. Nach Angaben des Bayerischen Bezirketags seien im aktuellen Doppelhaushalt dafür insgesamt über 18 Millionen Euro vorgesehen. Die Kosten der mobilen Teams übernehmen dagegen die bayerischen Bezirke.
„Krisen gehören zum Leben dazu“, sagt Franz Löffler, der Präsident des Bayerischen Bezirketags, und ergänzt: „Eine frühe Intervention kann verhindern, dass aus einer psychischen Krise eine längere Krankheit wird.“
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Hilfe Weitere Informationen finden sich unter www.krisendienste.bayern