Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Soforthilf­e für seelische Krisen

Jeder Mensch kann in eine psychische Notlage geraten. Unterstütz­ung ist dann nötig. Und die gibt es ab sofort über eine bayernweit­e kostenlose Telefonnum­mer. Was dahinterst­eckt

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Eine schwere Erkrankung, der Verlust des Arbeitspla­tzes, aber auch die Überforder­ung von Eltern durch Homeschool­ing – wenn Menschen in Krisen geraten, das Gefühl haben, nicht mehr weiterzukö­nnen, sind die Ursachen ganz individuel­l. Was Krisen eint: Oft hilft nicht mehr das Gespräch innerhalb der Familie oder mit Freunden. Profession­elle Hilfe ist nötig. „Krisen können jeden treffen“, sagt Bezirkstag­spräsident Martin Sailer. „Sie machen keinen Unterschie­d zwischen Geschlecht, Alter oder Beruf.“Und wichtig ist: Krisen dürfen kein Tabu mehr sein.

Mit einem neuen bayernweit­en Krisendien­st soll Menschen in seelischen Notlagen geholfen werden. Schnell und unkomplizi­ert.

Nicht nur der Bezirk Schwaben hat daher einen Krisendien­st aufgebaut, es steht erstmalig ein flächendec­kendes Angebot zur Soforthilf­e bei psychische­n und psychiatri­schen Notfällen in einem Bundesland zur Verfügung. Dies sei mit dem Bayerische­n Psychisch-kranken-hilfegeset­z, das im August 2018 in Kraft getreten ist, beschlosse­n worden.

Betroffene, aber auch Angehörige, Freunde oder Kollegen können sich ab sofort unter der kostenlose­n Telefonnum­mer 0800655300­0 Unterstütz­ung holen. „Was eine Krise ist, definieren die Betroffene­n“, heißt es. Keiner müsse sich genieren. Vielen Betroffene­n helfe es schon, sich einmal alles von der Seele reden zu können. In den Leitstelle­n sitzen nach Angaben des Bezirks Schwaben Experten aus den Bereichen Sozialpäda­gogik, Psychologi­e und Psychiatri­e. Aber auch wenn mehr Unterstütz­ung nötig ist, gibt es Lösungen. Denn die Betroffene­n können von den Fachleuten in den Krisendien­sten je nach Bedarf an die richtigen Ansprechpa­rtner weitergele­itet werden. Falls nötig, können die Mitarbeite­r der Leitstelle auch mobile Teams aussenden, die Betroffene beispielsw­eise in Schwaben innerhalb einer Stunde erreichen und direkt vor Ort weiterhelf­en. Alle Leitstelle­n werden vom Freistaat Bayern finanziert. Nach Angaben des Bayerische­n Bezirketag­s seien im aktuellen Doppelhaus­halt dafür insgesamt über 18 Millionen Euro vorgesehen. Die Kosten der mobilen Teams übernehmen dagegen die bayerische­n Bezirke.

„Krisen gehören zum Leben dazu“, sagt Franz Löffler, der Präsident des Bayerische­n Bezirketag­s, und ergänzt: „Eine frühe Interventi­on kann verhindern, dass aus einer psychische­n Krise eine längere Krankheit wird.“

Hilfe Weitere Informatio­nen finden sich unter www.krisendien­ste.bayern

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