Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Lob am Morgen
Komplimente machen das Leben schöner. Sie dürfen auch mal oberflächlich sein
Berlin Schöne Haare, ausgefallene Kochkünste, tolle Stimme – solche oder ähnliche Komplimente über sich selbst hört jeder gerne. Doch der Umgang mit bewundernden Worten ist nicht jedermanns Gabe. Allein schon die Reaktion auf ein Lob bringt manche in Verlegenheit. Anderen fällt es schwer, aus eigener Initiative Positives bei anderen anzuerkennen. In der Psychologie gilt unterdessen als erwiesen, dass Komplimente Glücksgefühle steigern.
Das bestätigt Wissenschaftlerin Judith Mangelsdorf, Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie: „Komplimente sorgen in unserem Gehirn für Bewegung. Es werden Glückshormone ausgeschüttet wie beispielsweise Oxytocin, das zwischen Menschen für Verbundenheit sorgt.“Auch andere Glückshormone wie Dopamin oder Serotonin könnten produziert werden. Der Körper merkt: Hier ist etwas Positives passiert.
Auch die moderne experimentelle Forschung belegt, dass Komplimente hilfreich sein können. Eine japanische Studie von 2012 zeigte, dass lobende Worte sogar die motorischen Fähigkeiten verbessern können: Die Forscher ließen Probanden mit ihren Fingern Aufgaben auf einer Tastatur lösen. Die eine Gruppe wurde danach gelobt, die andere nicht. In der zweiten Übungsrunde zeigten sich die Teilnehmer, deren Leistung anerkannt wurde, viel kompetenter als die anderen.
Die besten Komplimente beziehen sich nicht auf Äußerlichkeiten, sondern viel mehr auf die inneren Qualitäten des Gegenübers, findet Mangelsdorf. Man solle sich die Frage stellen: „Welche Stärken und Werte sehe ich im anderen?“
Trotzdem sieht sie keinen Grund, auf Oberflächlichkeiten zu verzichten. „In der deutschen Mentalität denken wir sehr schnell, es sei besser zu schweigen, wenn wir nichts wirklich Tiefgründiges zu sagen haben“, sagt Mangelsdorf. „Doch auch ein oberflächliches Kompliment, das ernst gemeint ist, verfehlt seine Wirkung nicht und ist besser, als ganz zu schweigen.“Die Lebenszufriedenheit werde gesteigert – sowohl für denjenigen, der die Anerkennung erhält, als auch für den, der sie ausspricht.