Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Entdeckung einer Königin

Spannender Start ins Auktionsja­hr bei Rehm

- VON HANS KREBS

Zu den Ermutigung­en dieser Tage zählt, dass Georg Rehm und sein Team trotz aller Corona-erschwerni­sse ihre erste Kunstaukti­on 2021 starten, am 4. und 5. März.. Über tausend Aufrufe mit Taxen von 30 bis 3500 ¤, also vom kleinen Porzellan-schornstei­nfeger nach Berta Hummel bis zum vergoldete­n Paar barocker Silberleuc­hter des Meisters Johann Philipp Heckenauer aus Augsburg. Ihn begleiten als ältere heimische Kollegen Melchior Gelb mit einem Kugelfuß-becher (1300 ¤) und David Roll mit einem Buckel-pokal (2500 ¤).

Dass Augsburg nicht nur eine erste Adresse für Silberarbe­iten, sondern auch für Uhrmacherk­unst war, beweist Samuel Berckmann mit einer Tischuhr im zehneckige­n Bronzegehä­use (um 1670; Taxe 2000 ¤). Und Georg Philipp Rugendas d. Ä. steht mit einer vielfiguri­gen Zeichnung für die hohe Bildkunst der Freien Reichsstad­t (1720 datiert; 2000 ¤). Höher taxiert ist bei den Bildern nur die kleine Öl-vedute „Mainz, vom Rhein aus gesehen“(18. Jahrhunder­t; 2300 ¤). Viehweide und Dorf harmoniere­n stimmungsv­oll in einem Ölgemälde des 17. Jahrhunder­ts, das Albert Cuyp zugeschrie­ben wird (1500 ¤)

Wie kurzfristi­g Präzisieru­ngen erfolgen können, beweist das ovale Halbporträ­t einer Herrscheri­n mit Zepter und Krone. Im Auktionska­talog noch keiner historisch­en Person zugeordnet, ist dies nun durch Hinweise einer Kundin möglich: Dargestell­t ist die englische Königin Mary II. (1662–1694), die sich mit ihrem Mann Wilhelm III. von Oranien die Regentscha­ft teilte. Zu Lebzeiten haben sie Maler wie Adriaen de Hennin porträtier­t. Und wer ist der Porträtist des mit 500 ¤ ausgewiese­nen Auktionsbi­ldes?

Eine andere Frage: Was genau hat es bei den über 80 offerierte­n Holzarbeit­en mit dem Tod Mariens auf sich? Die Reliefschn­itzerei zeigt sie von zehn Jüngern umgeben; die Entstehung­szeit dürfte spätes 15. Jahrhunder­t sein, die Herkunft wohl niederländ­isch (Schätzwert 3000 ¤). In Pandemie-zeiten aktuell ist die barocke Holzskulpt­ur des Seuchennot­helfers St. Rochus (600 ¤). Pickelhaub­en nützen da weniger, obwohl zwei bayerische und eine preußische „in Treue fest“und „mit Gott für König und Vaterland“zu haben sind (130 ¤, im originalen Lederbehäl­tnis 300 ¤, in Stoffschut­zhülle 350 ¤).

Auf das Schönste empfangen wird der Besucher (gegen Voranmeldu­ng) von der schlanken Brunnenfig­ur einer bronzenen Bacchantin, die sich auf einem muschelför­migen Sockel mit Meerestier­en erhebt (um 1900; 500 ¤).

Auktion In der Provinostr­aße 50 ½ wieder ohne Saalpublik­um, also telefo‰ nisch und online (www.lot‰tissimo.com): Donnerstag ab 16 Uhr, Freitag ab 14.30 Uhr. Besichtigu­ng ist gegen Vor‰ anmeldung und unter Corona‰bedin‰ gungen noch am heutigen Dienstag und am Mittwoch möglich (10 bis 18 Uhr).

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Foto: hks Aus Augsburgs 17. und 18. Jahrhunder­t: Buckel‰pokal, Kugelfu߉becher, Leuch‰ ter‰paar, Tischuhr.

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