Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So erfinderisch sind Augsburger Schüler
Für die Regionalentscheide in „Jugend forscht“und „Schüler experimentieren“wird der Schraubstock neu erfunden – und Biofolie wird genau getestet. Die Wettbewerbe werden diese Woche digital ausgetragen
Corona zwingt den Augsburger Regionalentscheid der Wettbewerbe „Jugend forscht“und „Schüler experimentieren“nicht in die Knie: Er findet am Donnerstag und Freitag, 4. und 5. März unter dem Motto „Lass Zukunft da!“statt. Allerdings wird der Regionalentscheid erstmals online abgehalten. In diesem Jahr treten 54 Kinder und Jugendliche mit insgesamt 33 Projekten in den Wettstreit. Das sind die Augsburger Beiträge.
Samuel Nachtmann, Joshua Zilliox und Nelson Machado Teixeira vom Man-ausbildungszentrum in Augsburg haben den Schraubstock neu erfunden: Sie haben mit einem elektromagnetischen Schraubstock eine platzsparende Alternative entwickelt, die mehr Flexibilität ermöglicht, um Werkstücke in verschiedene Positionen einzuspannen.
Warum ist der tote Winkel nicht längst tot? Nicole Hartmann, Schülerin am Maria-ward-gymnasium, hat sich diese Frage gestellt. Denn immer noch verunglücken jährlich viele Radfahrer und Fußgänger, weil sie von den Fahrern rechtsabbiegender Lkw übersehen werden. In ihrem Projekt hat sie technische Hilfsmittel, wie den Abbiege-assistenten und Trixi-spiegel, auf ihre Wirksamkeit hinterfragt und hierzu auch Interviews mit Berufskraftfahrern geführt.
Sophie Keller vom Maria-wardgymnasium ist den Auswirkungen des Klimawandels auf der Spur. Sie hat dazu die Verbreitung von Birkenpollen an unterschiedlichen Standorten untersucht. Aufgrund ihrer Messungen mit Hilfe von Pollensammelfallen und mikroskopischen Untersuchungen lässt sich eine Tendenz ablesen: Demnach wirke sich der Klimawandel auf den Pollenflug aus und kann den Trend zu einem erhöhten Pollenflug verstärken.
Juliane Lucia Singer vom Gymnasium bei St. Stephan möchte sich auf die Aussagen der Kosmetikindustrie nicht allein verlassen und hat daher untersucht, wie viel Mikroplastik noch in Kosmetikprodukten steckt. Ihr Ergebnis ist eine interessante Liste von zahlreichen Kosmetikprodukten, die immer noch in großer Menge Mikroplastik und Polymere enthalten – trotz freiwilliger Selbstverpflichtung der Industrie, auf Mikroplastik zu verzichten. Zudem konnte die Schülerin feststellen, dass oft und vermehrt gelöstes und somit schwer filtrierbares Mikroplastik, sogenannte Polymere, zum Einsatz kommen.
Sind sogenannte Biofolien eine umweltfreundliche Alternative zu Plastikfolien? Und sind sie wirklich biologisch abbaubar, wie es deren Hersteller versprechen? Anja Braun und Rebekka Graf vom Mariaward-gymnasium wollten es genau wissen: Dazu haben sie selbst Biofolien nach verschiedenen Rezepturen hergestellt und deren biologische Abbaubarkeit im Vergleich zu handelsüblichen Biofolien getestet. Dabei stellten sie fest, dass die von ihnen gekauften Biofolien nicht zu
kompostieren waren und daher nach Auffassung der Schülerinnen das Etikett „Biofolien“zu Unrecht tragen.
Zoë Prillwitz vom Maria-wardgymnasium beschäftigt das Thema Gewässerschutz schon seit Längerem. Bereits im vergangenen Jahr hat sie in umfangreichen Untersuchungen nachgewiesen, dass die Wasserläufe und Kanäle der Stadt Augsburg weitläufig durch Plastikabfälle belastet sind. Bei der Fortsetzung ihres Projektes interessierte sie besonders, inwieweit die Corona-pandemie auch auf die Plastikbelastung der Gewässer wirken könnte. Tatsächlich wuchs die Verunreinigung durch Plastik in den untersuchten Gewässern.
Auch in ihrer Heimatstadt Augsburg zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels. Das hat Selina Baleanu vom Maria-ward-gymnasium in Bezug auf die Entwicklung
sommerlichen Niederschlags nachweisen können. Sie hat die Niederschlagsmengen der vergangenen 70 Jahre untersucht und für das Jahr 2020 den Niederschlag selbst erfasst: Durch den Klimawandel werden auch in Augsburg die Trockenperioden immer länger. Die Niederschlagstage wiesen immer höhere Niederschläge auf, Starkregenereignisse würden zunehmen.
Wie wirkt eine Fassadenbegrünung den Auswirkungen des Klimawandels entgegen? Dazu hat Franzis ka Strobl Experten und Bewohner von begrünten Häusern befragt und schließlich auch eigene Messungen durchgeführt. Die Interviews verwiesen mehrfach auf die hohe Effizienz der Fassadenbegrünung in Bezug auf die Feinstaubbindung und die Kühlung. Und auch die eigenen Messungen der Schülerin des Maria-ward-gymnasiums haben diese Ergebnisse bestätigt.
Straßenbeleuchtung, Lichtreklamen, Dauerlicht in den Ladengeschäften auch in der Nacht – die Quellen der Lichtverschmutzung sind groß. Mariechristin Koppold vom Maria-ward-gymnasium hat in ihrem Projekt unter anderem herausgefunden, dass in der Augsburger Innenstadt der durchschnittliche Lichtwert (>10 Lux) bereits dauerhaft gesundheitsbeeinträchtigend für Menschen und Tiere ist. Sensorgesteuert beleuchtete Wege könnten zum Beispiel helfen, die Lichtverschmutzung zu reduzieren.
Lara Heindl vom Maria-wardgymnasium hat die Auswirkungen des Klimawandels auf die Forstwirtschaft im Landkreis Aichach-friedberg untersucht. Durch Interviews und eine genaue Bestandserhebung auf zwei Waldstücken fand sie heraus, dass vielerorts auch im Landkreis Aichach-friedberg die Fichten in den Wäldern dominierten. Zudes nehmende Trockenheit und eine geringere Sturmresistenz würden die Fichte anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels machen.
Anna Schwarz, Schülerin am Maria-ward-gymnasium, hat sich in ihrem Projekt grundsätzlich mit der Exponentialfunktion in der Natur beschäftigt und das exponentielle Wachstum an Beispielen aus den Bereichen Medizin, Physik und Biologie veranschaulicht.
Mit „Mikrofasern 4.0“setzt Leo nie Prillwitz vom Maria-wardgymnasium ihr Projekt aus dem Vorjahr fort. Sie hat ihre Entwicklung eines Mikrofaserfilters für die Waschmaschine in diesem Jahr für einen Trockner adaptiert. Der neue Filter soll das übliche Flusensieb eines Wäschetrockners ergänzen. Zugleich hat Leonie an smarten Lösungen gearbeitet, die es einem im Alltag erleichtern, rechtzeitig den Filter zu reinigen.