Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wo bleibt die Sicht der Fahrgäste?

- VON STEFAN KROG skro@augsburger‰allgemeine.de

Dass die Tarifrefor­m als Erfolg bewertet wird, ist kein Wunder. Es gibt durchaus Erfolgsmel­dungen, wie die Abo-zahlen in der Stadt. Zudem wurde die Evaluierun­g von den Machern der Reform beauftragt, die bei der Anlage des Untersuchu­ngsdesigns kaum ein Interesse daran gehabt haben dürften, sich selbst ein schlechtes Zeugnis auszustell­en.

Im Nachhinein betrachtet wurde die Reform zu stark aus der Warte von Gebietskör­perschafte­n und Verkehrsun­ternehmen gestaltet und zu wenig aus Sicht d er Fahrgäste.

Es war richtig, den Anteil der Abonnenten zu steigern, weil sie eine stabile Einnahmequ­elle sind und dem Nahverkehr relativ verlässlic­h treu bleiben. Gleichzeit­ig wandeln sich Nutzungsmu­ster. Bürger legen sich weniger stark auf ein Verkehrsmi­ttel fest, sondern nutzen sie situations­abhängig. Auch Gelegenhei­tskunden muss man ein attraktive­s Angebot machen, was nicht gleichbede­utend ist mit „Freibier für alle“.

Angesichts der hohen Bezuschuss­ung des Nahverkehr­s muss die Rechnung am Ende stimmen, aber bei der Tarifrefor­m wurde nicht nur mit Lock-angeboten ins Abo gearbeitet, sondern auch mit massivem Preisdruck für Gelegenhei­tsfahrer.

Der Nahverkehr ist leider der klare Verlierer der Corona-pandemie, wenn man die Fahrgastza­hlen betrachtet. Für eine Verkehrswe­nde wird er aber nötiger denn je sein, weil das Fahrrad nicht für jedermann zu jeder Zeit in Frage kommt. Wenn die Impfungen vorangesch­ritten sind, wird man zumindest eine Basis haben, um frühere Fahrgäste zurückzuho­len und neue zu werben. Dafür wird es aber mehr brauchen als eine drei Jahre alte und sehr umstritten­e Tarifrefor­m, sondern gute Angebote (Fünf-minutentak­t), kombiniert mit innovative­n Ideen und einem guten Preis.

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