Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ausgezeich­net aufgetisch­t

Der Restaurant­führer Michelin bestätigt Sterne für Christian Grünwald und Simon Lang. Doch nicht nur das August und das Sartory werden ausgezeich­net. Es gibt weitere lobende Erwähnunge­n für die Region

- VON LILO MURR

Manche Traditione­n sind selbst durch eine Pandemie nicht zu beeinfluss­en: Obwohl Restaurant­s seit Monaten geschlosse­n haben, hat der Gastronomi­eführer Michelin jetzt seine neuesten gastronomi­schen Highlights bekannt gegeben. Davon gibt es auch einige in Augsburg.

Simon Lang, Sternekoch des Sartory im Hotel Maximilian’s, hat schlecht geschlafen, Christian Grünwald, weit und breit einziger Zweisterne-koch, sieht den „Kampf“um die Auszeichnu­ngen eher gelassen. Er studiert derzeit alte Kochbücher wie das von Antoine-marie Careme oder Auguste Escaffier, und stellt sein Team für die Zeit nach Corona zusammen. Nun können beide Sterneköch­e aufatmen.

Christian Grünwald, Chef des August in der Haag-villa, konnte seine Sterne verteidige­n. 2006 bekam er den ersten, 2008 den zweiten. Seitdem hält er die hohe Auszeichnu­ng. „Koch oder Künstler? Auf Grünwald trifft beides zu“, schreibt der Restaurant­führer. Man bekomme eine Inszenieru­ng mit spezieller Sicht auf die Welt. Erwähnt werden einmal mehr die Schaufenst­ertische, unter denen Deko und Essen präsentier­t werden.

Natürlich herrscht Erleichter­ung bei Grünwald und seiner Partnerin Bettina Hentschel, doch zum Feiern ist dem Paar nicht zumute. Seit Monaten ist das August geschlosse­n, es gibt keine Einnahmen, nur Ausgaben, die weiterlauf­en. Inzwischen haben die beiden einen Privatkred­it beantragt. „Die staatliche­n Überbrücku­ngshilfen decken bei weitem nicht unsere monatliche­n Kosten.“Noch dazu fließen sie spärlich und spät. Ab wann er öffnen kann, weiß er nicht, aber: „Ich muss meine Crew wieder zusammenst­ellen.“Einige der Angestellt­en seien in Kurzarbeit, andere hätten sich nach anderen Jobs umgesehen.

Die Bestellung der Ware gehe auch nicht von heute auf morgen, mindestens drei Wochen dauern die Vorbereitu­ngen. Trotzdem haben Grünwald und seine Partnerin keinen Tag daran gedacht, hinzuschme­ißen. Denn in den Räumen an der Johannes-haag-straße lebt der 56-Jährige seinen Lebenstrau­m. „Ich bin ja eher Künstler als Koch, der den Gästen ein kulinarisc­hes Theater bietet.“Er wolle seine Gäste begeistern, mitnehmen und verzaubern – auch in Zukunft. Erst im Oktober schaffte es der gebürtige Allgäuer auf Platz

52 der Liste der besten Köche Deutschlan­ds. Sie gilt als „Oscar der Gastronomi­e“, da nur Fachleute abstimmen können.

Wie der Besuch eines Sterneloka­ls in Zeiten von Impfpass, Schnelltes­t oder Masken aussehen könnte, darüber will Grünwald sich Gedanken machen, wenn Genaueres bekannt ist. Ausreichen­d Abstand bei maximal zwölf Gästen biete sein Haus. Eines ist aber sicher: Solange nur die Außengastr­o öffnen darf, steht Grünwald zurück. Ebenso kam für ihn ein Angebot „to go“nicht in Betracht.

Simon Lang, Küchendire­ktor im Sartory und im Maximilian’s, bietet mit seiner Crew dagegen auch Essen zum Abholen an. Bei einer Öffnung der Außenfläch­en wäre zumindest das Maximilian’s dabei. Was Tests, das Vorzeigen des Impfpasses und andere Möglichkei­ten zur Pandemieun­terdrückun­g betrifft, sei man, sagt der 39-jährige Sternekoch, offen.

Auch er konnte den Michelinst­ern, den er 2019 bekam, verteidige­n. „Für mich ging damals ein Lebenstrau­m in Erfüllung und auch jetzt fällt mir ein Stein vom Herzen.“Michelin attestiert ihm „eine Küche voller Finesse“, in der man Wert auf saisonalen Bezug und sehr gute Produkte lege. Die Einrichtun­g besitze die „gelungene Eleganz der Moderne“. Eine Wohltat für den

Koch, der unter dem Lockdown litt, wie alle Kollegen. Auf die Novemberhi­lfen warte er noch, allerdings will man die zuletzt eingeführt­en zwei Essenszeit­en um 18 und um 20 Uhr im Sartory wieder abschaffen. „Das hat sich nicht bewährt.“Für ihn ist eher das Schild, auf dem der Michelinst­ern für 2021 bestätigt wird, besonders wichtig. Denn das für 2020, das an der Mauer des Hotels verankert war, wurde gestohlen.

Die echten Sterne funkeln in Augsburg, doch Beachtung gibt es auch für ein Restaurant in der Region. Für sein Gasthaus Goldener Stern in Friedberg-rohrbach bekommt Stefan Fuß den neu eingeführt­en grünen Michelin-stern, der für gute Gastronomi­e gepaart mit Nachhaltig­keit steht. Für das Maximilian’s im gleichnami­gen Hotel (ehemals Drei Mohren) an der Maximilian­straße gibt es den Michelinte­ller, der gute Qualität im Herzen Augsburgs garantiere.

Info Den Restaurant­führer 2021 gibt es ab 11. März im Buchhandel.

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Simon Lang
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Ch. Grünwald

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