Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Geld ist auch nur eine Illusion
Geldanlage ist derzeit ein großes Thema. Zumindest, wenn man nicht so viel hat, dass man eine eigene Vermögensverwaltung damit beauftragen kann. Über allem steht natürlich die Frage, wie man zumindest die Kaufkraft der mühsam erarbeiteten Kröten erhalten kann, wenn es schon keine einfachen und sicheren Anlagen mehr gibt. Aber das Problem ist noch größer. Banken haben in den vergangenen Jahren ordentlich an Glaubwürdigkeit eingebüßt. In der Finanzkrise haben sie sich ordentlich verspekuliert. Die Zeche zahlten die Steuerzahler. Viel zu oft haben Institute ihren Kunden auch Anlageprodukte angedreht, die zwar nicht gut für die Sparer waren, aber immerhin den Vorteil hatten, ordentlich Provision für die Bank abzuwerfen. In jüngster Zeit schließlich nehmen die Institute immer öfter Strafzinsen, wenn man aus ihrer Sicht zu viel Geld auf der hohen Kante und nicht an der Börse oder in sogenannten Finanzprodukten investiert hat. Kein Wunder, dass Onlinebanken mit dem Versprechen einfacher und günstiger Angebote in jüngster Vergangenheit erfolgreich Neukunden geworben haben.
Doch kaum glaubt man, sich als Bankkunde ausreichend diversifiziert zu haben, schon teilt einem das Onlineinstitut mit einem großen holländischen Bankkonzern im Hintergrund mit, dass man nun leider den Geschäftsbetrieb einstellen müsse: Niedrigzinsumfeld, großes Bedauern et cetera. Und das Geld?
Tja. Soll natürlich alles zurückerstattet werden – hieß es Ende vergangenen Jahres. Doch wo bleibt es nur? Nach mehreren schriftlichen Eingaben hat man endlich mal jemanden am Telefon: „Wir müssen Sie noch ein wenig um Geduld bitten. Es ist ja das erste Mal, das wir ein Institut abwickeln.“Toll, aber eigentlich wollte man ja nicht Mitglied einer Selbsterfahrungsgruppe wagemutiger Bänker werden, sondern nur ein paar Euro fünfzig stressfrei aufbewahren. Könnte sein, dass ein Investment in Bitcoins die bessere Digitalerfahrung gewesen wäre. Ein Stern von fünf.