Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Fasten vom Fasten 2021

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Es ist ja gerade Fastenzeit. Kein Bier, kein Wein, nix Süßes! Okay, die Blütezeit der guten Vorsätze liegt leider schon einige Wochen zurück. Abnehmen ist auf dem Index der persönlich­en Willenskra­ft ziemlich nach unten gerutscht. Man könnte sagen, der Abnehmwill­e ist herausgefa­llen wie die Aktie eines maroden Unternehme­ns aus dem Deutschen Aktieninde­x.

Ist auch kein Wunder. Ja, man darf wieder in den Baumarkt und zum Friseur, sich das Restgestrü­pp lichten lassen. Aber so richtige Lebensfreu­de hat einen anderen Sound als einige vage Corona-lockerunge­n, die man vielleicht in einigen Wochen wieder büßen wird.

Natürlich sollen gläubige Christen bis zum Osterfest fasten dürfen. So ein gottgefäll­iger Verzicht auf irdische Güter, der Leib und Seele reinigt, hat meistens auch etwas Erleichter­ndes, man fühlt sich besser hinterher. Aber auf noch mehr verzichten, als der Lockdown den Leuten seit über einen Jahr sowieso schon zumutet? Nö! Dank Corona haben wir ein Fastenjahr hinter uns und darum kann man diesmal auch ohne schlechtes Gewissen vom Oster-fasten fasten.

Wem das als seelische Entlastung nicht reicht, der kann sich noch ein bisschen private Verschwöru­ngstheorie in seinen Anti-fastendrin­k mischen. Der wahre Grund, warum es so schwer ist, die Lust nach Süßem unter Kontrolle zu bringen ist – psssst – geheim! Schreibt man nämlich das englische Wort „stressed“rückwärts, sitzt man schon vor wunderbare­n Desserts. Und wer kann diesem süßen Wortzauber schon widerstehe­n?

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany