Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Fasten vom Fasten 2021
Es ist ja gerade Fastenzeit. Kein Bier, kein Wein, nix Süßes! Okay, die Blütezeit der guten Vorsätze liegt leider schon einige Wochen zurück. Abnehmen ist auf dem Index der persönlichen Willenskraft ziemlich nach unten gerutscht. Man könnte sagen, der Abnehmwille ist herausgefallen wie die Aktie eines maroden Unternehmens aus dem Deutschen Aktienindex.
Ist auch kein Wunder. Ja, man darf wieder in den Baumarkt und zum Friseur, sich das Restgestrüpp lichten lassen. Aber so richtige Lebensfreude hat einen anderen Sound als einige vage Corona-lockerungen, die man vielleicht in einigen Wochen wieder büßen wird.
Natürlich sollen gläubige Christen bis zum Osterfest fasten dürfen. So ein gottgefälliger Verzicht auf irdische Güter, der Leib und Seele reinigt, hat meistens auch etwas Erleichterndes, man fühlt sich besser hinterher. Aber auf noch mehr verzichten, als der Lockdown den Leuten seit über einen Jahr sowieso schon zumutet? Nö! Dank Corona haben wir ein Fastenjahr hinter uns und darum kann man diesmal auch ohne schlechtes Gewissen vom Oster-fasten fasten.
Wem das als seelische Entlastung nicht reicht, der kann sich noch ein bisschen private Verschwörungstheorie in seinen Anti-fastendrink mischen. Der wahre Grund, warum es so schwer ist, die Lust nach Süßem unter Kontrolle zu bringen ist – psssst – geheim! Schreibt man nämlich das englische Wort „stressed“rückwärts, sitzt man schon vor wunderbaren Desserts. Und wer kann diesem süßen Wortzauber schon widerstehen?