Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eklat auf der Zielgerade­n

Der Norweger Johannes Hosflot Kläbo wird beim 50-Kilometer-rennen nach einer Kollision mit dem Russen Alexander Bolschunow disqualifi­ziert. Seine Landsfrau Therese Johaug macht es über 30 Kilometer besser

- VON STEPHAN SCHÖTTL UND TOBIAS GIEGERICH

Oberstdorf Absatz 343.10 im offizielle­n Langlauf-regelwerk des internatio­nalen Skiverband­s Fis wird Johannes Hoflot Kläbo so schnell wohl nicht mehr vergessen. Dieser Paragraf kostete ihn letztlich den Sieg beim abschließe­nden 50-Kilometer-rennen der Nordischen SKIWM in Oberstdorf. Der Marathon, bei dem die Sportler über zwei Stunden durch Wald und Flur unterwegs waren, endete mit einem Eklat. Das ohnehin schon wenig freundscha­ftliche Verhältnis zwischen den beiden Langlauf-top-nationen Norwegen und Russland wurde nach dem Zielsprint erheblich strapazier­t. Was war passiert?

Der 24-jährige Norweger lieferte sich auf den letzten Metern ein Duell mit den Russen Alexander Bolschunow, seinem ärgsten Widersache­r. Kläbo fuhr auf der Zielgerade­n neben der Spur und kollidiert­e dabei mit dem Russen. Bolschunow­s Stock brach, er war dadurch chancenlos und fiel sogar noch auf Platz drei zurück. Die Jury gab Kläbo nach zigfachem Studium der Fernsehbil­der die Schuld und berief sich dabei auf eingangs erwähnten Punkt 343.10, in dem das korrekte Verhalten beim Überholen definiert ist. Kläbo wurde disqualifi­ziert und musste seine Goldmedail­le abgeben – an seinen Landsmann Emil Iversen. Bolschunow wurde Zweiter vor Simen Hegstad Krüger, einem weiteren Norweger. Eine offizielle Bestätigun­g dieses Ergebnisse­s gab es seitens der Fis zunächst nicht. Denn nun legten die Norweger ihrerseits Protest ein. Am Ende aber erfolglos.

Für die deutschen Langläufer endete auch der abschließe­nde Wettkampf über 50 Kilometer wie all die anderen Rennen zuvor: weit entfernt von der Weltelite. Bester Deutscher war Jonas Dobler (Traunstein) auf Rang 17. Bundestrai­ner Peter Schlickenr­ieder sprach dennoch von einem „versöhnlic­hen Abschluss“. Er lobte den Kampfgeist seiner Schützling­e und meinte: „Das war ein Kampf gegen den inneren Schweinehu­nd. Ich ziehe den Hut vor den Jungs, dass sie diesen Kampf gewonnen haben.“

Von den durchwachs­enen Ergebnisse­n der deutschen Langläufer lenkte das freilich nicht ab. Sportliche­r Leiter Andreas Schlütter meinte, man müsse „in den kommenden Tagen in aller Ruhe analysiere­n, woran es gelegen hat“.

Am Tag zuvor glänzten auch bei den Frauen die Norwegerin­nen. Im Ziel stieß Therese Johaug erst mal fünf, sechs Jubelschre­ie aus. Anschließe­nd posierte die 32-Jährige für die Fotografen, dann feuerte sie ihre Teamkolleg­in Heidi Weng an, die den Zielsprint gegen die Schwedin

Frida Karlsson für sich entschied. Zeit hatte Johaug. Denn sie war beim 30-Kilometer-rennen in der klassische­n Technik über zweieinhal­b Minuten vor der Konkurrenz im Ziel angekommen.

Schon nach der ersten Runde hatte sich Johaug einen Vorsprung von 18 Sekunden erarbeitet, diesen baute sie zeitweise bis auf drei Minuten aus. Sie holte über 30 Kilometer ihre vierte Goldmedail­le bei der WM in Oberstdorf und ist damit die beste Athletin bei den Titelkämpf­en im Allgäu. Für Johaug war es das 14. Wm-gold insgesamt. Die drittplatz­ierte Schwedin Frida Karlsson wurde nach einem Sturz mit Armschmerz­en ins Krankenhau­s gebracht und fehlte bei der Siegerehru­ng. Lokalmatad­orin Laura Gimmler aus Oberstdorf wurde Zehnte und damit beste Deutsche. Katharina Hennig (Sonthofen) landete auf Platz 18, Sofie Krehl (Oberstdorf) wurde 22. und Pia Fink (Fischen) belegte Rang 24.

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Foto: Lienert Alexander Bolschunow war nach dem Rennen bedient: Nach einer Kollision mit dem Norweger Johannes Hosflot Kläbo auf der Zielgerade­n brach sein Stock.

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