Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eklat auf der Zielgeraden
Der Norweger Johannes Hosflot Kläbo wird beim 50-Kilometer-rennen nach einer Kollision mit dem Russen Alexander Bolschunow disqualifiziert. Seine Landsfrau Therese Johaug macht es über 30 Kilometer besser
Oberstdorf Absatz 343.10 im offiziellen Langlauf-regelwerk des internationalen Skiverbands Fis wird Johannes Hoflot Kläbo so schnell wohl nicht mehr vergessen. Dieser Paragraf kostete ihn letztlich den Sieg beim abschließenden 50-Kilometer-rennen der Nordischen SKIWM in Oberstdorf. Der Marathon, bei dem die Sportler über zwei Stunden durch Wald und Flur unterwegs waren, endete mit einem Eklat. Das ohnehin schon wenig freundschaftliche Verhältnis zwischen den beiden Langlauf-top-nationen Norwegen und Russland wurde nach dem Zielsprint erheblich strapaziert. Was war passiert?
Der 24-jährige Norweger lieferte sich auf den letzten Metern ein Duell mit den Russen Alexander Bolschunow, seinem ärgsten Widersacher. Kläbo fuhr auf der Zielgeraden neben der Spur und kollidierte dabei mit dem Russen. Bolschunows Stock brach, er war dadurch chancenlos und fiel sogar noch auf Platz drei zurück. Die Jury gab Kläbo nach zigfachem Studium der Fernsehbilder die Schuld und berief sich dabei auf eingangs erwähnten Punkt 343.10, in dem das korrekte Verhalten beim Überholen definiert ist. Kläbo wurde disqualifiziert und musste seine Goldmedaille abgeben – an seinen Landsmann Emil Iversen. Bolschunow wurde Zweiter vor Simen Hegstad Krüger, einem weiteren Norweger. Eine offizielle Bestätigung dieses Ergebnisses gab es seitens der Fis zunächst nicht. Denn nun legten die Norweger ihrerseits Protest ein. Am Ende aber erfolglos.
Für die deutschen Langläufer endete auch der abschließende Wettkampf über 50 Kilometer wie all die anderen Rennen zuvor: weit entfernt von der Weltelite. Bester Deutscher war Jonas Dobler (Traunstein) auf Rang 17. Bundestrainer Peter Schlickenrieder sprach dennoch von einem „versöhnlichen Abschluss“. Er lobte den Kampfgeist seiner Schützlinge und meinte: „Das war ein Kampf gegen den inneren Schweinehund. Ich ziehe den Hut vor den Jungs, dass sie diesen Kampf gewonnen haben.“
Von den durchwachsenen Ergebnissen der deutschen Langläufer lenkte das freilich nicht ab. Sportlicher Leiter Andreas Schlütter meinte, man müsse „in den kommenden Tagen in aller Ruhe analysieren, woran es gelegen hat“.
Am Tag zuvor glänzten auch bei den Frauen die Norwegerinnen. Im Ziel stieß Therese Johaug erst mal fünf, sechs Jubelschreie aus. Anschließend posierte die 32-Jährige für die Fotografen, dann feuerte sie ihre Teamkollegin Heidi Weng an, die den Zielsprint gegen die Schwedin
Frida Karlsson für sich entschied. Zeit hatte Johaug. Denn sie war beim 30-Kilometer-rennen in der klassischen Technik über zweieinhalb Minuten vor der Konkurrenz im Ziel angekommen.
Schon nach der ersten Runde hatte sich Johaug einen Vorsprung von 18 Sekunden erarbeitet, diesen baute sie zeitweise bis auf drei Minuten aus. Sie holte über 30 Kilometer ihre vierte Goldmedaille bei der WM in Oberstdorf und ist damit die beste Athletin bei den Titelkämpfen im Allgäu. Für Johaug war es das 14. Wm-gold insgesamt. Die drittplatzierte Schwedin Frida Karlsson wurde nach einem Sturz mit Armschmerzen ins Krankenhaus gebracht und fehlte bei der Siegerehrung. Lokalmatadorin Laura Gimmler aus Oberstdorf wurde Zehnte und damit beste Deutsche. Katharina Hennig (Sonthofen) landete auf Platz 18, Sofie Krehl (Oberstdorf) wurde 22. und Pia Fink (Fischen) belegte Rang 24.