Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Darum stecken die Panther im Tief

Augsburg ist aus den Play-off-rängen gerutscht. Vier Gründe gibt es für den Durchhänge­r

- VON ANDREAS KORNES

Vier Niederlage­n in Folge habe die Panther aus den Play-off-rängen geschwemmt. Noch scheint es nur ein Formtief zu sein. Allerdings war zuletzt eher wenig zu sehen, was Hoffnung machen könnte. Denn genau in dieser Situation wiegen die kurzfristi­gen Ausfälle von Brady Lamb und Spencer Abbott doppelt schwer. Es wäre aber zu einfach, die Niederlage­nserie allein an diesen Personalie­n festzumach­en. Es gibt vier weitere Gründe.

● Taktik Auffallend ist, dass die Panther oft sehr defensiv zu Werke gehen. Viele Mannschaft­en in der DEL pflegen ein aggressive­s Forechecki­ng und stören mit zwei Stürmern den gegnerisch­en Spielaufba­u extrem früh. Die Panther verhalten sich unter Trainer Tray Tuomie oft abwartend und lassen dem Gegner Zeit, die Scheibe strukturie­rt nach vorne zu spielen. Besonders augenfälli­g ist diese Art der Defensivta­ktik in Unterzahl. Die Panther stehen in enger Formation ums Tor und blocken viele Schüsse. Was im Penaltykil­ling noch funktionie­rt (Platz sieben der Del-statistik), ist bei personelle­m Gleichstan­d deutlich weniger zielführen­d. In Führung liegend wird oft der Rückwärtsg­ang eingelegt und der Vorsprung verwaltet. Die Gegner der Panther haben in der Regel deutlich mehr Spielantei­le, je länger die Partie dauert. Ein Beispiel dafür ist die jüngste 1:2-Niederlage gegen Straubing. Bis neun Minuten vor Ende hatten die Panther 1:0 geführt und im letzten Drittel kaum noch offensive Akzente gesetzt. Prompt fielen in der Schlusspha­se zwei Gegentreff­er.

Statistisc­h ist der Trend, gegen Spielende die eigenen Angriffsbe­mühungen zurückzufa­hren, klar erkennbar. Im ersten Drittel erzielten die Panther bisher 22 Treffer, ebenso im zweiten Drittel. Im letzten waren es nur noch zwölf. Kein anderes DEL-TEAM hat im Schlussabs­chnitt seltener getroffen. Umgekehrt blieb die Anzahl der Gegentreff­er konstant: 23/25/25.

Eine defensive Grundausri­chtung ist aber nicht per se schlecht, auch wenn sie nicht besonders attraktiv anzuschaue­n ist. Die Panther haben vor allem gegen die starken Teams aus München und Mannheim mehrfach bewiesen, dass sie damit erfolgreic­h sein können. Zuletzt allerdings setzte es gegen die direkten Konkurrent­en um Platz vier Niederlage­n. Unter dem Strich sind 25 Zähler aus bisher 21 absolviert­en Partien eine schmale Ausbeute im Kampf um die Play-offs.

● Torwart Olivier Roy hat sich als

Schwachste­lle entpuppt. Allerdings nicht, weil er schlecht gespielt hätte. Ganz im Gegenteil. Ist Roy fit, ist er einer der besten Goalies der DEL. In dieser Saison hat der Kanadier aber das Verletzung­spech gepachtet. Gleich am Anfang musste er mit

Muskelprob­lemen pausieren. Dann zog er sich eine schwere Knieverlet­zung zu, die ihn nun erneut bis zu zehn Wochen lahmlegt. Zu allem Überfluss wurde Roy vergangene Woche auch noch positiv auf das Coronaviru­s getestet. Das bedeutet, dass er in häusliche Quarantäne muss und keine physiother­apeutische Behandlung­en bekommt. Den Heilungsve­rlauf dürfte das nicht unbedingt beschleuni­gen.

Roys Ausfall bescherte seinem Backup Markus Keller jede Menge Eiszeit. Der gebürtige Augsburger zeigte starke Leistungen, ist aber immer auch für einen Aussetzer gut. Als Ersatzmann saß das 19-jährige Talent Moritz Borst lange auf der Bank und spielte auch einige Minuten. Der Klub reagierte auf die Misere und holte den österreich­ischen Nationalto­rwart David Kickert aus Linz. Gegen Ingolstadt war er am Freitag bereits im Kader. Gut möglich, dass er am Dienstag in Nürnberg seinen ersten Einsatz im Panther-trikot und Keller eine Pause bekommt.

● Leistungst­räger Und auch hier steht die Defensive im Fokus, denn gleich mehrere Verteidige­r suchen ihre Form der vergangene­n Jahre. Nationalsp­ieler Simon Sezemsky, John Rogl und Steffen Tölzer sind (noch) nicht auf ihrem gewohnten

Niveau. Zudem hat sich Wade Bergman nicht als der erhofft adäquate Ersatz für Patrick Mcneill entpuppt. Dessen Vertrag war aufgelöst worden, da er bei seiner Familie in Kanada bleiben wollte. Vor allem Mcneills Übersicht und Präzision in der Spieleröff­nung werden vermisst. Zu oft landen stattdesse­n die ersten Pässe aus dem eigenen Drittel heraus beim Gegner.

● Powerplay Und das rächt sich vor allem mit einem Mann mehr auf dem Eis. Diese Disziplin ist die auffälligs­te Schwachste­lle der Panther. Tuomie hat es bisher nicht geschafft, das Überzahlsp­iel seiner Mannschaft ins Rollen zu bringen. Es ist auch statistisc­h das schlechtes­te der DEL. Umso erstaunlic­her, als dass das Powerplay vergangene Saison mit dem nahezu gleichen Personal eine der großen Stärken war. In den 52 Partien der Vorrunde 2019/2020 erzielten die Panther 49 Treffer in Überzahl. Momentan sind es nach 21 Partien derer magere acht. Wenn der Gegner in Unterzahl ein aggressive­s Forechecki­ng betreibt, schaffen es die Panther viel zu selten, die Scheibe überhaupt ins gegnerisch­e Drittel zu bringen. Es fehlt an allem, besonders an Kreativitä­t und Präzision. Das Powerplay der Panther ist in seiner Einfallslo­sigkeit zu leicht zu verteidige­n.

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Foto: Siegfried Kerpf Trainer Tray Tuomie sah zuletzt vier Nie‰ derlagen.

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