Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Intensive Corona‰forschung an der Uniklinik Augsburg

Wissenscha­ftler sind in über 40 Projekten aktiv. Welche Erkenntnis­se sie gewonnen haben

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Augsburg An der Uniklinik Augsburg finden derzeit über 40 Projekte in puncto Covid-19-forschung statt. Dr. Christoph Römmele, der die Forschungs­vorhaben als sogenannte­r „Covid-19-task-forcemanag­er“koordinier­t und selbst an zahlreiche­n Projekten direkt mitarbeite­t, sagt: „Als jüngste Uniklinik Deutschlan­ds ist Augsburg bei der Corona-forschung gut vertreten.“Dafür konnten Fördermitt­el in Millionenh­öhe gewonnen werden – aufgeteilt in drei Töpfe. Der größte mit allein 150 Millionen Euro, bereitgest­ellt vom Bund, ist das nationale Forschungs­netzwerk Universitä­tsmedizin, in dem sich bis auf einzelne Ausnahmen alle deutschen Universitä­tskliniken zusammenge­schlossen haben. Es handelt sich unter anderem um folgende Projekte:

● Beim Projekt „B-fast“geht es um ein Hygienekon­zept, in denen sich Arzt und Patient zwangsweis­e näherkomme­n müssen und deshalb möglicherw­eise einer hohen Infektions­gefahr ausgesetzt sind. Dazu zählen etwa Hals-nasen-ohrenund zahnärztli­che Untersuchu­ngen sowie Endoskopie­n. Bewertet werden mithilfe Simulation­sstudien zudem die Besucherst­röme in Kliniken sowie die Effektivit­ät von Schutzmaßn­ahmen wie etwa Ffp2-masken unter besonderer Berücksich­tigung einer würdigen Sterbebegl­eitung.

● Der Freistaat fördert zehn Forschungs­projekte zu Covid-19 der Medizinisc­hen Fakultät Augsburg. Prof. Claudia Traidl-hoffmann und ihr Team vom Lehrstuhl für Umweltmedi­zin untersuche­n etwa das

Blut von positiv auf das Virus getesteten Patienten und versuchen, darin diejenigen Botenstoff­e ausfindig zu machen, die Voraussage­n für den Verlauf der Erkrankung ermögliche­n. Erste Ergebnisse geben Anlass zu Hoffnung, denn die „Vorhersage­n“waren mit über 80 Prozent großenteil­s zutreffend. Wenn dies künftig auch mit frisch erkrankten Patienten gelänge, könnten schwere Verläufe oder gar Todesfälle vielleicht verhindert werden.

● Eine Studie des Instituts für Pathologie mit Dr. Tina Schaller, Leitender Oberärztin der Pathologie, zeigte, dass das Lungengewe­be von verstorben­en Covid-19 Patienten irreversib­el geschädigt war. Lungenschä­digungen durch die invasive Beatmung konnten als Ursache weitgehend ausgeschlo­ssen werden, da mehr als die Hälfte der Patienten gar nicht künstlich beatmet wurde.

● Eine der größten Studien mit etwa 400 Patienten wird derzeit unter Federführu­ng von Oberärztin Dr. Yvonne Gosslau von der Klinik für

Gefäßchiru­rgie erstellt. Die Klinik fand in einer früheren Studie heraus, dass Covid-19-patienten vermehrt an Thrombosen leiden. Die neue Studie untersucht an Covid-19 erkrankte Menschen im Großraum Augsburg auf unentdeckt­e Beinvenent­hrombosen.

● Eine weitere Studie der Gefäßchiru­rgen geht thematisch in eine ähnliche Richtung. Sie untersucht­en das Auftreten tiefer Beinvenent­hrombosen von Covid-patienten auf der Intensivst­ation. Es war weltweit eine der ersten Studien in dieser Form. Alle Patienten mussten beatmet werden. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Häufigkeit von tiefen Beinvenent­hrombosen bei Covid-intensivpa­tienten deutlich höher war im Vergleich zur Kontrollgr­uppe.

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Foto: Silvio Wyszengrad An der Uniklinik Augsburg wird viel ge‰ forscht.

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