Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Abrechnung in der Innenstadt‰csu

Nach dem Eklat vor drei Wochen bestätigt der Ortsverban­d seinen Vorsitzend­en. Zuvor gab es eine Aussprache

- VON STEFAN KROG

Drei Wochen nach der nach einem Eklat abgeblasen­en Vorstandsw­ahl im Csu-innenstadt-ortsverban­d hat es am Sonntag eine Neuauflage der Veranstalt­ung gegeben. Mit 44 zu 26 Stimmen setzte sich der bisherige Vorsitzend­e Wayne Chico Pittman gegen seinen Gegenkandi­daten

Michael Fäustlin durch. Der Kampfabsti­mmung ging eine mehr als halbstündi­ge Debatte und Abrechnung im rund 160 Mitglieder starken Verband voraus. Die Konfliktli­nien erinnern an den Streit innerhalb der CSU, der die ganze Partei vor Jahren vor eine Zerreißpro­be stellte und eine Spaltung der Stadtratsf­raktion zur Folge hatte. Die Größenordn­ung hat der aktuelle Konflikt, bei dem des neben persönlich­en Befindlich­keiten um die Frage

geht, wie konservati­v oder liberal die CSU sein soll, aber bei weitem nicht mehr.

Wie berichtet musste die Versammlun­g vor drei Wochen kurzfristi­g abgebroche­n werden, nachdem deutlich mehr Parteimitg­lieder erschienen, als angemeldet waren. Im Hinblick auf den Infektions­schutz war der Raum zu klein. Dem Vernehmen nach fielen Beleidigun­gen, auch die Csu-landesleit­ung wurde eingeschal­tet. Offenbar hatte beide Lager im Innenstadt­verband ihre Mitglieder mobilisier­t, nachdem sich eine Kampfabsti­mmung abzeichnet­e. Pittman kann man dem Lager um Csu-fraktionsc­hef Leo Dietz zurechnen, Fäustlin wurde vom Ehrenvorsi­tzenden des Innenstadt­verbandes, Rolf von Hohenhau, vorgeschla­gen. Von Hohenhau, seit Jahrzehnte­n in der CSU aktiv, kann zum konservati­ven Flügel gezählt werden, Dietz vertritt im Stadtrat den liberalere­n Kurs von Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU). Pittman sagte in seiner Bewerbungs­rede, er wolle „Erneuerung

in die CSU reinbringe­n“. Der Verband habe in den vergangene­n Jahren etliche Neueintrit­te zu verzeichne­n gehabt.

Der Innenstadt­verband war 2017 dadurch aufgefalle­n, dass gegen seinen damaligen Vorsitzend­en ermittelt wurde, weil er als Beschäftig­ter der Stadt in krumme Geschäfte auf einem Friedhof verwickelt gewesen sein sollte. Er wurde freigespro­chen, warf sein Amt aus Enttäuschu­ng über Teile der Csu-führung trotzdem hin. Daraufhin übernahm Pittman den Vorsitz. Von Hohenhau warf Pittman vor, die Innenstadt-csu sei unter seiner Führung kaum wahrnehmba­r und politisch bedeutungs­los. „Jeder, der nicht ganz linientreu ist, wird ausgesonde­rt“, so ein von Hohenhau nahestehen­des Mitglied. Ex-stadtrat Thorsten Große sagte, viele unter Pittman eingetrete­ne Neumitglie­der kämen nur alle zwei Jahre zur Wahl und seien sonst nicht aktiv.

Von einem Mitglied, das Weber im Wahlkampf tatkräftig unterstütz­t hatte, musste sich Große im Gegenzug vorhalten lassen, in den vergangene­n zwei Wahlkämpfe­n für Kurt Gribl und Weber abgetaucht zu sein. Das gelte für einen Großteil aus der alten Garde im Ortsverban­d.

Neben der Innenstadt gab es bei der CSU im Inninger Ortsverban­d Ärger. Wie berichtet warf der frühere Vorsitzend­e Oliver Heim der Augsburger CSU vor, diejenigen auszuboote­n, die nicht auf Linie seien. Der Inninger Verband, der jetzt unter neuer Führung steht und sich auf Stadtteilb­elange konzentrie­ren will, galt der Augsburger Parteiführ­ung als zu weit rechts, nachdem er etwa den umstritten­en Ex-verfassung­sschutzprä­sidenten Hans-georg Maaßen nach Vermittlun­g durch die Werteunion eingeladen hatte. Bei der Werteunion handelt es sich um eine konservati­ve Bewegung in der Union. Auch der unterlegen­e Innenstadt-kandidat Fäustlin engagiert sich dort, nach eigener Auskunft fast ausschließ­lich in mobilitäts­politische­n Fragen, die seine Arbeit als Architekt betreffen.

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Foto: Peter Fastl 70 Mitglieder der Innenstadt‰csu kamen am Sonntagnac­hmittag in der Kongressha­l‰ le zusammen.
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Wayne C. Pittman

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