Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein trauriger Rekord
Die Krankenhäuser sind voll
Am 22. März um 12 Uhr sollen die Glocken im ganzen Land läuten: Die katholische Kirche in Tschechien will an diesem Tag an das erste Opfer der Corona-pandemie vor einem Jahr erinnern. Die Viruserkrankung hat Tschechien hart getroffen. Seit Beginn der Pandemie gab es mehr als 1,4 Millionen nachgewiesene Infektionen und 23379 Todesfälle. Die Regierung rechnet vorerst kaum mit Lockerungen der Coronabeschränkungen. Alle Schulen und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Der Inzidenzwert ist auf über 700 geklettert – ein trauriger Rekord. Immerhin: Der Trend ist leicht sinkend. Dennoch wird eine Rekordzahl schwerer Covid-19-fälle
in den Krankenhäusern behandelt. 1916 Patienten befanden sich in einem ernsten Zustand oder wurden künstlich beatmet, wie das Gesundheitsministerium in Prag bekannt gab. Landesweit sind derzeit nur noch zwölf Prozent aller Intensivbetten frei. Zudem werden mehr als 6800 weitere Menschen mit leichteren Verläufen stationär versorgt. Das Vertrauen der Bürger in Tschechien in das Corona-krisenmanagement der Regierung ist entsprechend dramatisch gesunken. Nur rund ein Viertel sind der Ansicht, dass Ministerpräsident Andrej Babis und sein Kabinett die Situation gut beherrschen. Vor knapp einem Jahr lag die Zustimmung noch bei 83 Prozent. Doch auch beim eigenen Verhalten hapert es: Nur 63 Prozent der Tschechen sind bereit, Besuche bei älteren Verwandten einzuschränken. Und nur 17 Prozent arbeiten im Homeoffice. Hintergrund dürfte sein, dass die Wirtschaft noch stark industriell geprägt ist. Babis hofft nun, dass die Impfkampagne bald an Fahrt aufnimmt. Von April an könnten 100000 Menschen täglich geimpft werden, sagte er in seinem Social-media-video.