Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Unter Strom statt Benzin im Blut

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger‰allgemeine.de

Corona war da, als er als Audichef anfing. Und Corona bestimmt nach wie vor die Arbeit von Markus Duesmann. Doch die Ingolstädt­er Autobauer haben sich in diesem „verrückten“Jahr 2020, wie es der Manager nennt, gut geschlagen. Nach einem schwierige­n ersten Halbjahr drückten Duesmann und sein Team aufs Gas und starteten eine erfolgreic­he Aufholjagd. So konnte Audi 2020 mit dem erfolgreic­hsten Quartal der Unternehme­nsgeschich­te abschließe­n.

Auch wenn das Unternehme­n unter dem Strich für das gesamte

Jahr Umsatz- und Gewinnrück­gänge hinnehmen musste, passt die Bilanz für Duesmann. In der Corona-krise hat der durch die Dieselaffä­re an den Rand des moralische­n Abgrunds gedrängte Autoherste­ller erstaunlic­he Widerstand­s- und vor allem Erneuerung­skraft unter Beweis gestellt. Der neue Herr der vier Ringe hat ein grünes Autoherz. Er treibt die Elektromob­ilität voran. Audi fährt im Zeitgeist geschmeidi­g mit: Und der ist grün.

Dass sich deutsche Auto-bosse zu Klimaschüt­zern aufschwing­en, wäre vor fünf Jahren noch undenkbar gewesen. Doch jüngere Manager, in deren Jugend die Umweltbewe­gung an Fahrt aufgenomme­n hat, denken um. Das gilt gerade für den 51-jährigen Duesmann. Rühmten sich Auto-chefs früher, Benzin im Blut zu haben, stehen sie heute unter Strom. Das ist eine Revolution, wenn auch keine freiwillig­e. Denn Brüssel legt mit immer strikteren Co2-vorgaben den Auto-bossen Handschell­en an. Sie können nicht anders, als den Weg weg von den Verbrennun­gsmotoren einzuleite­n. Der moralische Druck vor allem junger Klimaschüt­zer lässt ihnen am Ende keine andere Wahl als die Elektromob­ilität. Dabei handelt Duesmann konsequent, indem er angekündig­t hat, dass Audi keine neuen Verbrennun­gsmotoren mehr entwickeln will.

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