Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Unter Strom statt Benzin im Blut
Corona war da, als er als Audichef anfing. Und Corona bestimmt nach wie vor die Arbeit von Markus Duesmann. Doch die Ingolstädter Autobauer haben sich in diesem „verrückten“Jahr 2020, wie es der Manager nennt, gut geschlagen. Nach einem schwierigen ersten Halbjahr drückten Duesmann und sein Team aufs Gas und starteten eine erfolgreiche Aufholjagd. So konnte Audi 2020 mit dem erfolgreichsten Quartal der Unternehmensgeschichte abschließen.
Auch wenn das Unternehmen unter dem Strich für das gesamte
Jahr Umsatz- und Gewinnrückgänge hinnehmen musste, passt die Bilanz für Duesmann. In der Corona-krise hat der durch die Dieselaffäre an den Rand des moralischen Abgrunds gedrängte Autohersteller erstaunliche Widerstands- und vor allem Erneuerungskraft unter Beweis gestellt. Der neue Herr der vier Ringe hat ein grünes Autoherz. Er treibt die Elektromobilität voran. Audi fährt im Zeitgeist geschmeidig mit: Und der ist grün.
Dass sich deutsche Auto-bosse zu Klimaschützern aufschwingen, wäre vor fünf Jahren noch undenkbar gewesen. Doch jüngere Manager, in deren Jugend die Umweltbewegung an Fahrt aufgenommen hat, denken um. Das gilt gerade für den 51-jährigen Duesmann. Rühmten sich Auto-chefs früher, Benzin im Blut zu haben, stehen sie heute unter Strom. Das ist eine Revolution, wenn auch keine freiwillige. Denn Brüssel legt mit immer strikteren Co2-vorgaben den Auto-bossen Handschellen an. Sie können nicht anders, als den Weg weg von den Verbrennungsmotoren einzuleiten. Der moralische Druck vor allem junger Klimaschützer lässt ihnen am Ende keine andere Wahl als die Elektromobilität. Dabei handelt Duesmann konsequent, indem er angekündigt hat, dass Audi keine neuen Verbrennungsmotoren mehr entwickeln will.