Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Was Kunden derzeit zum Shopping animiert
Wer zum Einkaufen in die Stadt will, braucht für viele Geschäfte einen Termin. Dazu gilt Maskenpflicht und manchmal muss man anstehen. Warum die Menschen trotzdem kommen
Gefühlt ist am Donnerstagmittag durchaus etwas los in Augsburgs Innenstadt. Auch in den Geschäften tummeln sich Kunden. Mancherorts stehen sie vereinzelt vor dem Laden, weil sie noch auf Einlass warten oder ganz spontan per Handy einen Termin buchen und hierfür den Qr-code an der Schaufensterscheibe scannen müssen. Man hat den Eindruck, „Click & Meet“, also Einkaufen mit Termin, ist für manchen zwar noch gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber und wird angenommen. Doch bei genauerer Betrachtung ist das nur die halbe Wahrheit. Einkaufen im Lockdown ruft bei Kunden wie Händlern völlig unterschiedliche Gefühle hervor.
So fand Sabine Feistle aus Landensberg (Landkreis Günzburg) ihren Einkauf in einem Modegeschäft „schrecklich“. „Da fehlt völlig die Atmosphäre. Das mache ich angesichts der Umstände sicher nicht noch mal“, so ihr Fazit. Gekommen sei sie ohnehin nur, weil ihr Vater einen Arzttermin hatte und sie die Zeit überbrücken wollte. Auch andere Kunden, die von ihrem Terminshopping berichten, sind vor allem deswegen in den Geschäften, weil dringend etwas gebraucht wird. So sucht Gabi aus Augsburg nach einem Geburtstagsgeschenk, eine ältere Dame braucht Unterwäsche und Schülerin Lisa eine neue Sporthose zum Joggen.
Die junge Mutter Mona hingegen hat sich vom Büro aus noch schnell einen Termin bei einem Modehändler reserviert, um Kleidung für die Kinder zu besorgen. „Ideal finde ich das nicht, aber es muss eben sein“, sagt sie. Vor allem, weil man nicht wisse, wie lange die Geschäfte noch geöffnet bleiben dürfen. Einige Kunden erzählen, dass sie vor allem den Termindruck als unangenehm empfinden. Je nach Geschäft kann man Zeitfenster zwischen einer halben und einer Stunde buchen und muss pünktlich vor Ort sein, sonst ist der Termin weg.
Doch es gibt auch Kunden, die diese Einschränkungen in Kauf nehmen und das Beste daraus machen. Zu ihnen gehört Kathrin Hartmann aus Friedberg. Sie hat schon zum zweiten Mal einen Termin bei TK Maxx gebucht. „Hier kann man stöbern, und es ist ein bisschen wie Flohmarkt“, freut sie sich zusammen mit ihrer Tochter. Bilder langer Schlangen vor dem Modegeschäft, die zuletzt immer wieder die Runde machten, hätten sie nicht abgeschreckt.
„Diese Schlangen sind immer nur so lange, bis alle Kunden mit Termin registriert sind, der Laden geleert wird und der neue Schwung Kunden eingelassen wird“, erzählt sie. Danach könne man ohne Stress einkaufen. So ist es auch bei C&A, wo sich zuletzt am Morgen kurz vor Ladenöffnung die Kunden stauten. Saskia Schmelz war am Donnerstag gleich in verschiedenen Geschäften der Stadt – auch weil bei einigen noch spontan ein Termin gebucht werden konnte. „Das war eigentlich recht angenehm. Weil wenig Kunden da waren, drehte sich alles nur um mich“, sagt sie mit einem Lachen.
Und welche Erfahrungen machen die Händler? „Click & Meet kommt bei uns gut an. Viele unserer 400 Filialen sind täglich ausgebucht“, berichtet ein Sprecher von C&A. Gekauft würden vor allem
Gebrauchswaren sowie Klamotten für Kinder und Jugendliche. Auch Winterkleidung sei wegen der aktuell niedrigen Temperaturen noch gefragt. Man sei daher mit den Umsätzen zufrieden. Kleinere Läden in der Innenstadt dagegen berichten von schleppenden Geschäften. An manchen Tagen sei kein einziger Termin reserviert.
Auch Axel Haug, Leiter der City-galerie, spricht von einem sehr heterogenen Bild. „Manche unserer Mieter bieten Click & Meet als Service für den Kunden, ohne dass es sich wirklich lohnt. Gut 30 Prozent haben den Umständen entsprechend ganz passable Umsätze.“Derzeit haben in der City-galerie gut 75 Prozent der Geschäfte geöffnet. Pro Tag registriere man etwa 10 000 Besucher, vor Corona waren etwa 25000 Kunden pro Tag in dem Einkaufscenter.