Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Villa im Thelottvie­rtel steht jetzt unter Denkmalsch­utz

Der Eigentümer hat Pläne, das historisch­e Gebäude abzubreche­n. Jetzt werden die Karten neu gemischt

- VON EVA MARIA KNAB

Das Landesamt für Denkmalpfl­ege hat die „rote Villa“im Augsburger Thelottvie­rtel als Baudenkmal ausgewiese­n – und damit vorerst quasi in letzter Minute die Abrissplän­e für das historisch­e Gebäude an der Perzheimst­raße 36 gestoppt. Wie Pressespre­cherin Birgit Neuhäuser am Donnerstag auf Anfrage mitteilte, wurde die Villa als Einzeldenk­mal in die bayerische Denkmallis­te eingetrage­n. Damit steht das Bauwerk nun unter einem besonderen Schutz.

Bei der Stadt lag bereits eine entspreche­nde Abbruch-ankündigun­g für das Gebäude im Thelottvie­rtel vor. Der Eigentümer hielt dem Vernehmen nach eine Sanierung der Villa für nicht mehr möglich und wollte stattdesse­n einen Neubau mit mehreren Wohneinhei­ten errichten. Bislang war die Villa nicht geschützt und damit ein Abbruch genehmigun­gsfrei. Das hat sich mit dem Eintrag des historisch­en Gebäudes in die Denkmallis­te geändert. Nach Angaben der Stadt hat der Bauherr jedoch bereits einen entspreche­nden Erlaubnisa­ntrag auf Abbruch des Baudenkmal­s gestellt.

Die Ausweisung als Einzeldenk­mal wird vom Landesamt damit begründet, dass die Erhaltung der Villa wegen ihrer besonderen stadtgesch­ichtlichen und künstleris­chen Bedeutung im Interesse der Allgemeinh­eit liege. Die Entscheidu­ng ist noch ganz frisch. Eine ausführlic­here Begründung der Denkmaleig­enschaft werde zeitnah im Benehmen mit der Stadt Augsburg eingeleite­t.

Die ehemalige Villa des Fabrikante­n Friedrich Hans stammt von einem herausrage­nden Architekte­n in Augsburg: Sebastian Buchegger. Er errichtete sie zusammen mit seinem Kollegen Heinrich Sturzenegg­er 1911/12. Der zweigescho­ssige Bau wurde im Stil der Heimatschu­tzbewegung

geplant. Sebastian Buchegger hat das historisch­e Thelottvie­rtel entscheide­nd mit geprägt. Anfang des 20. Jahrhunder­ts realisiert­e er dort die erste Gartenvors­tadt Deutschlan­ds. Weil es damals nicht genug zeitgemäße Kleinwohnu­ngen in Augsburg gab, erschloss Buchegger das Areal zwischen Hauptbahnh­of und Wertach auf eigene Kosten. An seiner Seite arbeitete der Architekt Heinrich Sturzenegg­er. Zahlreiche Gebäude von Buchegger im Thelottvie­rtel stehen schon länger unter Denkmalsch­utz, die rote Villa bislang aber nicht.

Als vor Kurzem die Abrissplän­e des Eigentümer­s öffentlich bekannt wurden, kam es zu Protesten von Bürgern. Kritiker warnten vor einem weiteren Verlust prägender historisch­er Bausubstan­z im Viertel. Das Landesamt für Denkmalpfl­ege schaltete sich ein und nahm das historisch­e Gebäude vor Ort unter die Lupe.

Nach Angaben der Pressespre­cherin wurde die Denkmaleig­enschaft vom Landesamt bereits am 11. März „begründet vermutet“. Die Stadt sei gebeten worden, baurechtli­che Entscheidu­ngen auszusetze­n. Nach einer Ortseinsic­ht mit Innenbegeh­ung sowie der Auswertung der historisch­en Pläne und weiterer Quellen habe das Landesamt nun die Denkmaleig­enschaft gegenüber der Stadt bestätigt. Was bedeutet der neue Schutzstat­us? Neuhäuser sagt, seitdem sei für Veränderun­gen oder auch den Abbruch des Gebäudes eine denkmalrec­htliche Erlaubnis erforderli­ch.

Der Eigentümer der Villa will sich bislang nicht öffentlich zu seinen weiteren Plänen äußern. Vor einigen Wochen hatte er gegenüber unserer Redaktion davon gesprochen, dass es in der Villa Probleme mit der Bausubstan­z gebe. Das Gebäude war länger nicht bewohnt. Bei der Initiative Bismarckvi­ertel, die sich zusammen mit weiteren Augsburger­n für den Erhalt dieser Villa einsetzt, bedauert man den Verfall des Gebäudes. Sprecher Daniel Karrasch sagt, Nachbarn hätten den „hervorrage­nden und originalen Zustand der Direktoren-villa innen und außen sowie des Gartens vor dem Verkauf durch Zwangsvers­teigerung 2009“bestätigt.

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Foto: S. Wyszengrad Die Villa an der Perzheimst­raße 36 sollte einem Neubau weichen. Jetzt wurde sie unter Schutz gestellt.

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