Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warum Khedira den FCA verlässt

Der Mittelfeld­spieler wird Augsburg im Sommer den Rücken kehren und künftig wohl für Union Berlin spielen. Die Konzentrat­ion auf die Partie am Sonntag auf Schalke stört das nicht

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Unruhe kann Heiko Herrlich gerade jetzt nicht wirklich brauchen. Am Sonntag (15.30 Uhr) steht für seinen FC Augsburg eine Partie an, die nicht nur wegen ihrer möglichen tabellaris­chen Auswirkung­en eine große Bedeutung hat. Mit einem Sieg auf Schalke könnten sich die Augsburger noch weiter von den Abstiegsrä­ngen entfernen. Spiele gegen den FC Schalke stehen zudem unter einer ganz besonderen Aufmerksam­keit, da Niederlage­n gegen das Schlusslic­ht fast schon peinlich erscheinen. Zehn Punkte haben die Schalker erst gesammelt, weshalb jeder Gegner automatisc­h in der Favoritenr­olle ist. Das ist eine besondere Ausgangsla­ge, die dem FCA so nicht häufig begegnet. Wohl auch deshalb haben unter der Woche André Hahn und Daniel Caligiuri in Gesprächen mit unserer Redaktion von dem vermeintli­ch schwersten der noch ausstehend­en Spiele in dieser Saison gesprochen.

Drei Tage vor dieser Partie, in der es vor allem auf die mentale Bereitscha­ft ankommen wird, soll Rani Khedira zu Verhandlun­gen mit einem möglichen neuen Arbeitgebe­r nach Berlin gereist sein. Der 27-Jährige, dessen Vertrag nach dieser Saison beim FCA ausläuft, soll sich mit Union bereits weitgehend einig sein, wie der Kicker berichtete. Das deckt sich mit den Informatio­nen unserer Redaktion, wonach nur noch Details zu klären seien. Zuletzt hatten geplante Gespräche mit Khedira in Augsburg schon nicht mehr stattgefun­den, wie Fca-manager Stefan Reuter bereits am vergangene­n Wochenende erklärt hatte. Wohl ein Zeichen, dass der FCA eine Verlängeru­ng des Vertrags mit dem 27-Jährigen nicht mehr forciert hatte. Khedira musste sich also anderweiti­g umschauen und ist offenbar in der Hauptstadt fündig geworden. Dort spielt derzeit auch sein Bruder Sami, allerdings beim Stadtrival­en Hertha BSC. Er ist derzeit noch von Juventus Turin ausgeliehe­n. Trotz zuletzt mehrerer Anfragen wollte sich Rani Khedira selbst noch nicht zu seiner Zukunft äußern.

Andernorts könnte eine solche Wechselges­chichte unmittelba­r vor einem so wichtigen Spiel für Unruhe sorgen. Beim FCA aber sind die Verantwort­lichen sehr darauf bedacht, die nach drei Siegen aus fünf Spielen entstanden­e gute Stimmung nicht zu gefährden. Selbst wenn Khedira am Donnerstag, dem freien Tag beim FCA, tatsächlic­h nach Berlin gefahren sein sollte. „Was die

Spieler in ihrer Freizeit machen, können sie selbst entscheide­n“, sagte Herrlich am Freitag. Und: „Ich weiß, dass Rani immer, egal wie, sehr profession­ell mit allen Dingen umgeht. Falls es so wäre, dann weiß ich, dass er uns am Sonntag zu hundert Prozent helfen und profession­ell damit umgehen wird.“Er wollte sich durch das Thema keinesfall­s in der Vorbereitu­ng auf die Partie am Sonntag stören lassen. „Wir konzentrie­ren uns voll auf das Spiel. Die anderen Dinge stecken wir profession­ell weg“, sagte Herrlich, der zudem erklärte: „Wir haben nicht miteinande­r darüber geredet.“

Auch mit einem möglichen Ersatz für Khedira in der neuen Saison wollte sich der Trainer noch nicht beschäftig­en. Das habe noch Zeit, bis die Entscheidu­ng wirklich gefallen sei. Zumal die Augsburger mit Tim Civeja schon einen Akteur in den eigenen Reihen haben, dem im zentralen Mittelfeld künftig viel zugetraut wird. Der 19-Jährige leidet derzeit an einer Schambeine­ntzündung und wird auch am Sonntag auf Schalke fehlen. Es gibt aber noch weitere Spieler, die in das Anforderun­gsprofil passen könnten: Niklas Dorsch (23, Gent), Fabian Nürnberger (21, Nürnberg) oder Orestis Kiomourtzo­glou (22, Almelo). Das alles aber ist Zukunftsmu­sik, jetzt zählt erst einmal nur die Partie am Sonntag. Ein Selbstläuf­er werde die nicht. Das betonte Heiko Herrlich immer wieder. „Das ist eine undankbare Aufgabe. Jeder im Umfeld erwartet, dass wir im Vorbeigehe­n die Punkte beim Tabellenle­tzten mitnehmen“, sagte er. Da drohe die Gefahr, dass „man Schalke unterschät­zt“, so Herrlich. Seine Mannschaft aber wisse um die Stärken der Schalker. Die vergangene Partie in Leverkusen hatte das Schlusslic­ht lange Zeit gut gestaltet.

Anders als sonst brach die Mannschaft dort nicht ein, sondern hielt bis zum Ende gut mit. Allzu große Sorgen aber bereitet das Herrlich nicht. „Wir müssen auf uns schauen“, sagte er. Konzentrat­ion auf die eigenen Stärken also, die immerhin zu drei Siegen aus fünf Partien geführt haben. „Wir haben einen positiven Flow und wollen den beibehalte­n“, sagte Herrlich. 22 Punkte haben die Augsburger mehr gesammelt als der FC Schalke. Sieben Zähler beträgt der Vorsprung auf den Relegation­srang. Das ist eine komfortabl­e Situation. Im Hinspiel allerdings hatte der FCA große Mühe, am Ende sprang nur ein Unentschie­den heraus. Am Sonntag sollen es drei Punkte werden.

 ?? Foto: Tom Weller, dpa ?? Noch gibt Rani Khedira die Richtung im Mittelfeld des FC Augsburg vor. Sein Vertrag läuft allerdings am Saisonende aus, er wird wohl zu Union Berlin wechseln. In der Haupt‰ stadt spielt derzeit auch sein älterer Bruder Sami, den Hertha BSC von Juventus Turin ausgeliehe­n hat.
Foto: Tom Weller, dpa Noch gibt Rani Khedira die Richtung im Mittelfeld des FC Augsburg vor. Sein Vertrag läuft allerdings am Saisonende aus, er wird wohl zu Union Berlin wechseln. In der Haupt‰ stadt spielt derzeit auch sein älterer Bruder Sami, den Hertha BSC von Juventus Turin ausgeliehe­n hat.
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