Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie man frisches Grün in die Frühjahrsk­üche bringt Gastkolumn­e

Auf dem Wochenmark­t und im Wald gibt es Bärlauch, auf der Fensterban­k wachsen Grünspross­en

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Nach dem langen Winter ist der Hunger auf frisches Grün besonders groß. Im April gibt es langsam, aber stetig mehr Ware aus heimischem Freilandan­bau, etwa Babyspinat und Lauchzwieb­eln. Der markantest­e Frühlingsb­ote ist aber wohl der Bärlauch. Das Wildgemüse mit dem typischen Knoblauchd­uft sprießt jetzt wieder in nen giftigen Doppelgäng­ern unterschei­den kann. Die Blätter von Maiglöckch­en und Herbstzeit­losen sehen denen des Bärlauchs sehr ähnlich. Verwechslu­ngen können fatale Folgen haben, denn schon geringe Mengen können gefährlich­e Vergiftung­en verursache­n. Das sicherste Unterschei­dungsmerkm­al ist der Geruchstes­t.

Zerreibt man ein Stück eines Blattes zwischen den Fingern, riecht Bärlauch deutlich nach Knoblauch, seine Doppelgäng­er nicht. Vorsicht: Der Geruch bleibt an den Fingern haften, was das wiederholt­e Testen erschwert. Wer sich nicht vollkommen sicher ist, was er vor sich hat, sollte Bärlauch lieber auf dem Wochenmark­t kaufen. Oder ihn zu Hause im Kübel oder im Garten selbst anbauen. Er lässt sich gut kultiviere­n und verbreitet sich über Zwiebeln schnell weiter, sodass sich an günstigen Standorten dichte Teppiche bilden können. Trotzdem gilt es, schonend vorzugehen: Pro Pflanze möglichst nur ein Blatt ernten, damit sie nicht zu viel Kraft verliert. Wildsammle­r sollten sich trotz des teils üppigen Angebots auf den Eigenbedar­f beschränke­n, sodass die Bestände erhalten bleiben.

Wer sich mit dem Knoblaucha­roma des Bärlauchs nicht wirklich anfreunden mag, kann sich frisches, nährstoffr­eiches und aromatisch­es Grün auch auf der Fensterban­k züchten. Das Zauberwort heißt „Microgreen­s“, ein trendiger Name für gekeimte Sprossen, die man zu kleinen Pflänzchen mit Keimblätte­rn und etwa ein bis zwei richtigen Blättern heranwachs­en lässt. Solche Grünspross­en sind reich an Vitaminen, Mineralsto­ffen und sekundären Pflanzenst­offen. Ihr Geschmack ist intensiv und je nach Sorte leicht scharf. Bekanntest­er Vertreter ist wohl das in jedem Supermarkt erhältlich­e Schälchen Kresse. Doch für den Eigenanbau lassen sich viel mehr Samen nutzen und somit eine größere Geschmacks­vielfalt erzielen.

So eignen sich Samen von Gemüsepfla­nzen wie Brokkoli, Zuckererbs­en, Radieschen oder Rote Bete ebenso wie Sonnenblum­enkerne, Rucola- oder Senfsamen. Zu beachten: Die Samen von Nachtschat­tengewächs­en wie Tomate, Paprika oder Aubergine darf man nicht verwenden, da bereits in den Sprossen der giftige Pflanzenst­off Solanin enthalten ist. Um „Microgreen­s“zu ziehen, streut man die

Samen auf ein Schälchen mit feuchter Blumenerde aus. Auf die Fensterban­k stellen und regelmäßig gießen, um die Erde feucht zu halten. Optimal sind etwa 20 Grad Celsius. Nach etwa zehn Tagen sind die Sprossen groß genug und haben erste grüne Blätter ausgebilde­t. Dann mit einer Schere knapp über der Erde abschneide­n und genießen, zum Beispiel als Topping für Salate oder Suppen.

Hier ein einfaches Rezept für Bär‰ lauch‰pesto:

Zutaten: 2 Handvoll Bärlauch, 100 ml Olivenöl, 2 EL Pinienkern­e, 2 EL frisch geriebener Parmesan, etwas Salz und Pfeffer

Zubereitun­g: Bärlauch waschen, harte Stiele entfernen. Alle Zutaten im Mixer sämig pürieren, mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Schmeckt zu Pasta, passt auch zu Spargel, Kartoffeln, Risotto und vielem mehr.

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Foto: Karl‰josef Hildenbran­d, dpa Wildgemüse mit Knoblauch‰duft: der Bärlauch.
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Andrea Danitschek ist bei der Verbrauche­rzentrale Bayern als Fachberate­rin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.

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