Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Würzburgs Sponsor kündigt dem DFB

Weil die Kickers angeblich von Schiedsric­htern verpfiffen werden, will ein Unternehme­n sein millionens­chweres Engagement beim deutschen Verband stoppen. Der sieht keinen Fehler

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Würzburg Vor einiger Zeit ist Thorsten Fischer mal gefragt worden, warum er sein Unternehme­n Flyeralarm nannte. „Weil wir ein bisschen Alarm machen wollten“, antwortete der Würzburger. Mit der Online-druckerei sorgte Fischer schon häufig für Aufsehen. Durch die Ankündigun­g, wegen Schiedsric­hter-fehlentsch­eidungen gegen seine Würzburger Kickers sämtliche Sponsorenv­erträge mit dem Deutschen Fußball-bund zu kündigen, rückte Fischer am Sonntag in den Fokus. In einem Statement warf er dem DFB indirekt Ungleichbe­handlung und unseriöses Geschäftsg­ebaren vor. Das saß!

Vom überrumpel­ten Verband gab es bis Montag zunächst keine Reaktion, wohl aber zur vermeintli­chen Fehlentsch­eidung im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg (1:1). Dabei sieht der DFB kein Fehlverhal­ten des Video-schiedsric­hters. Die Sportliche Leitung der Elite-schiedrich­ter

halte zwar eine Rote Karte bei der scheinbare­n Notbremse des Nürnberger­s Lukas Mühl gegen Würzburgs Ridge Munsy für die bessere Entscheidu­ng des Referees auf dem Platz.

„Um dem Schiedsric­hter einen On-field-review zu empfehlen und die Entscheidu­ng zu korrigiere­n, muss der Video-assistent jedoch zweifelsfr­ei belegen, dass der Stürmer mit Sicherheit eher am Ball gewesen wäre und somit ein klarer, offensicht­licher Fehler des Schiedsric­hters vorliegt“, hieß es auf der

Dfb-homepage. Dieser Beleg könne nicht erbracht werden. „Die Gelbe Karte wurde vom Video-assistente­n daher korrekterw­eise akzeptiert.“Fischer wollte sich auf Anfrage nicht weiter äußern. In der Mitteilung, die er kurz nach dem Spiel verschicke­n ließ, sei alles gesagt..

„Ich habe den Verantwort­lichen bei den Kickers schon länger geraten, sich viel deutlicher zu den Fehlentsch­eidungen zu äußern, weil sie sonst nie gehört werden“, sagte Felix Magath, der Fußball-chef von Flyeralarm, der Bild. „Die Kleinen haben keine Lobby. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison.“Elf spielentsc­heidende Fehler der Schiedsric­hter in dieser Saison zu Lasten der Kickers listete Fischer auf. Er wählte seinen Schritt nach eigenen Angaben „mit aller Gelassenhe­it und ohne Emotionen“.

Für Thorsten Fischer ist die Maßnahme konsequent. Der 45-Jährige gilt als zielstrebi­ger und harter Geschäftsm­ann. Innerhalb von knapp zwei Jahrzehnte­n machte er aus einer Garagen-druckerei ein Unternehme­n, das nach eigenen Angaben 2400 Mitarbeite­r beschäftig­t und im Jahr 2019 einen Umsatz von mehr als 385 Millionen Euro erwirtscha­ftete.

Gewerkscha­ften beklagten oft eine Ausbeutung der Mitarbeite­r, was Fischer abstreitet. Wettbewerb­er schimpften in all den Jahren über Dumpingmet­hoden aus Würzburg - „faire Preise - kein Dumping“, sagte Fischer dazu dem Branchenma­gazin brand eins Anfang 2020. Just in jener Zeit holte Fischer auch Felix Magath als Fußball-chef in das Unternehme­n. Für Flyeralarm war das damals ein Pr-coup. Der ehemalige Nationalsp­ieler und Coach sollte in Würzburg und bei Admira Mödling in Österreich als Berater für Erfolg sorgen. Aktuell stehen beide Mannschaft­en vor dem Abstieg.

„Die Kleinen haben keine Lobby.“

Felix Magath, Fußball‰chef von Flyeralarm

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