Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Puppenkist­en‰kasperl schießt das Virus auf den Mond

Wäre doch gelacht, wenn er das Coronaviru­s nicht in den Griff kriegt! Jetzt zieht die Figur der Puppenkist­e den Arztkittel an und bringt den bayerische­n Schulkinde­rn bei, wie sie sich erfolgreic­h selbst testen können

- VON ALOIS KNOLLER

„Abstand tragen, Maske waschen, Hände halten“– irgendwie hat dieser schusselig­e Doktor etwas durcheinan­dergebrach­t. Doch sogleich verbessert er sich selbst. Denn nur mit der korrekten Aha-regel kann jeder das böse Virus, dieses „Schlawuzi“, in Schach halten. Soll doch das grüne runde Stachelmon­ster, das Dr. Kasperl in seinem Labor mit einem Machtwort in den Käfig gesteckt hat, toben: „Doofe Masken, bäh!“Wenn wir schon alle geimpft wären, „wär das natürlich einsame Spritze ...“, sinniert der hampelige Mediziner. Bis dahin aber bleibt nur das Testen. Auch im Klassenzim­mer. Ab Montag ist es für die Schülerinn­en und Schüler Pflicht. Und damit es alle richtig machen, hat das bayerische Kultusmini­sterium den Kasperl in seinen Dienst gestellt. Vor ein paar Wochen habe es vorsichtig bei ihm angefragt, erzählt Puppenkist­e-leiter Klaus Marschall. Die Beamten ahnten schon, dass es eine Testpflich­t nach den Osterferie­n geben würde. Aber es fehlte eine kindgerech­te Anleitung. Außer einer Story mit einer Hamburger Handpuppe; das war den Bayern zu hanseatisc­h.

Kasperl hat sowieso im Augenblick nicht viel in der Spitalgass­e zu tun. Immer noch ist alles zugesperrt und das bleibt vermutlich so bis August. Kein Auftritt, keine Späßle. Da könnte man doch fast an einen Berufswech­sel denken ... Gar

nötig, denn der Kasperl kann eigentlich alles (vielleicht sogar Kanzler, aber das wollen im Augenblick schon zwei andere).

Also praktizier­t Kasperl jetzt als beratender bayerische­r Schularzt. Natürlich im breitesten Augschburd­er gerisch. Sollen die Kinder eben ihre Ohren spitzen, damit sie ihn alle verstehen. Dafür verspricht er: „Ich mach heut einmal koin Schmarren.“Naja. Dem Kabarett-team der Puppenkist­e ist da einiges eingefalle­n und am vergangene­n Donnersnic­ht tag hatten die Spieler beim Drehen einigen Spaß. Erdmännche­n Erwin macht den Assistente­n bei der heiteren Unterricht­seinheit – praxisnah zugeschalt­et via Laptop. Das kennen die Schüler ja. Erwin hat so eine schöne knubbelige Nase. Und beim Corona-test ist Nasebohren erlaubt

Dem Kabarett‰team ist einiges eingefalle­n

(„aber fei net mit dem Finger!“). Der Rest ist eine seriöse Anleitung, wie die ganze Prozedur mit Wattestäbc­hen, Röhrchen und Messplättc­hen vonstatten­geht. Den Text dazu lieferte offiziell das Ministeriu­m. Derweil traktiert Dr. Kasperl das Virusmonst­er mit Impfwörter­n wie „du Covitterzi­ege!“Und er weiß auch das definitive Mittel gegen Corona: Schieße das Virus mit Blitz und Funkenschw­eif auf den Mond! Schön wär’s, die Pandemie so lächerlich zu besiegen. Nordrheinw­estfalen würde das achtminüti­ge Video auch gern in seinen Schulen einsetzen. Aber dieser Dialekt! „So schwätzt er nun mal, der Kasperl“, sagt Klaus Marschall trocken. Man könne den Film ja synchronis­ieren.

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Foto: Screenshot Der Puppenkist­en‰kasper erklärt Kindern in einem Video, wie man einen Corona‰schnelltes­t macht.

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