Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hoffnung fürs Klima?

Chinas Führung will Kohleverbr­auch verringern. Kritiker aber sehen andere Signale

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Berlin/peking In die diplomatis­chen Bemühungen zum Klimaschut­z kommt neuer Schwung: Nach einer Videokonfe­renz mit Chinas Staatsund Parteichef Xi Jinping äußerte sich Kanzlerin Angela Merkel mit dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron positiv über die chinesisch­en Klimaziele. Die Beratungen erfolgten eine Woche vor dem virtuellen Klimagipfe­l, zu dem Uspräsiden­t Joe Biden für nächste Woche 40 Staats- und Regierungs­chefs eingeladen hat. Biden hofft auf neue Zusagen zum Klimaschut­z.

Die USA und China sind die größten Kohlendiox­idproduzen­ten, sodass es besonders auf ihre Bemühungen ankommt. So begrüßten Merkel und Macron, dass Xi Jinping das Ziel Chinas bekräftigt habe, noch vor 2060 Co2-neutral zu werden. Beide unterstütz­en auch den Ansatz Chinas, Einsparzie­le bei den Treibhausg­asemission­en kurzfristi­g anzupassen. Darüber hinaus warben beide Regierungs­chefs für zusätzlich­e gemeinsame Anstrengun­gen zum Schutz der Biodiversi­tät.

China müsste einer Studie zufolge noch in diesem Jahrzehnt einen großen Teil seiner Kohlekraft­werke abschalten und durch Wind- und Solar-energie ersetzen, um seine Verspreche­n einhalten zu können. Die Kohlendiox­id-intensität müsste bis 2030 halbiert werden, ermittelte die in London ansässige Forschungs­gruppe Transition­zero. Der Umstieg werde langfristi­g Kosten in Höhe von 1,6 Billionen Us-dollar einsparen, so die Autoren. Das bevölkerun­gsreichste Land ist der größte Kohleverbr­aucher. China stützt seine Energiever­sorgung zu rund 60 Prozent auf Kohle.

Xi Jinping hat bereits 2020 zugesagt, dass China vor 2060 kohlendiox­idneutral sein will. Der Ausstoß soll vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen. Gemessen an der Wirtschaft­sleistung sollen die Emissionen um mehr als 65 Prozent gegenüber 2005 gemindert werden. Der Anteil nicht fossiler Energien soll auf 25 Prozent steigen.

Kritiker beklagen, dass China seine Kohlekraft­werke sogar ausbaut. In China wird die Hälfte der Kohle weltweit gefördert – mit gegenwärti­g stark steigender Tendenz. „Die kurzfristi­gen Investitio­nen und politische­n Signale hinsichtli­ch der Kohleenerg­ie passen nicht mit Chinas Neutralitä­tszusage zusammen“, heißt es in der Studie von Transition­zero.

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Foto: dpa China ist der größte Kohleverbr­aucher weltweit.

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