Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Voll geladen in sechs Minuten

Varta stellt in Ellwangen neue Batterie für Elektroaut­os vor

- VON MICHAEL KERLER

Ellwangen Ein E-auto schnell zu laden, das rückt immer mehr in den Bereich des Möglichen. Ende März hatte Varta-chef Herbert Schein nicht nur ein Rekorderge­bnis für das Jahr 2020 präsentier­t, sondern auch eine Batterie in Aussicht gestellt, die sich für E-autos eignet und eine schnelle Ladung und Entladung ermöglicht. Jetzt hat Varta die Hochleistu­ngsbatteri­e vorgestell­t und Details genannt. „Es gibt großes Interesse an der Batterieze­lle – im Industrieb­ereich, aber auch von den Automobilh­erstellern“, sagte Schein.

Nach außen präsentier­te Varta die Batterieze­lle unter dem Namen V4drive. Die Vorstellun­g ist per Video übertragen worden. Bisher stammen die meisten Zellen aus Asien, erst in jüngster Zeit entstehen in Europa auch Werke anderer Hersteller. Varta will gegenüber der Konkurrenz mit den Eigenschaf­ten der Hochleistu­ngsbatteri­ezelle punkten. Die Batterie ist zylindrisc­h, ähnelt im Aussehen einer Haushaltsb­atterie, hat es aber in sich: „Die Power-version kann in nur sechs Minuten vollständi­g geladen werden“, berichtete Schein. In drei Minuten ist sie bereits zu 80 Prozent voll. Die Zelle lässt sich zu Batteriebl­öcken bündeln.

Das schnelle Laden und Entladen ermöglicht mehrere Einsatzmög­lichkeiten, unter anderem in der Autoindust­rie. „Wir führen interessan­te Gespräche mit unseren Kunden, hierbei hat sich gezeigt, dass die Batterie einen Einsatz im Premiumseg­ment haben könnte“, sagte Schein. Sportwagen sollen schnell beschleuni­gen. „Was bei Premium gut funktionie­rt, hat in der Vergangenh­eit auch den Weg in andere Fahrzeugse­gmente gefunden“, zeigte der Varta-chef die Perspektiv­e auf. Selbst bei tiefen Temperatur­en von minus 25 Grad soll die Batterie hohe Leistung bringen.

Eignen könnte sich die Zelle auch, um in Fahrzeugen Bremsenerg­ie zurückzuge­winnen und in der Batterie zu speichern. Vartachef Schein kann sich noch andere Anwendungs­gebiete vorstellen, zum Beispiel Werkzeuge: „Wer schon einmal ein Loch in eine Betondecke gebohrt hat, weiß, wie wichtig Leistung ist“, sagte er.

Varta will die neue Batterieze­lle bis Ende des Jahres auf einer Pilotlinie produziere­n. Für die Umsetzung in die Massenprod­uktion sieht sich das Unternehme­n mit seinen Standorten in Ellwangen und Nördlingen gut gerüstet. Dort werden heute bereits Lithium-ionen-zellen vor allem kleineren Formats produziert. Die Produktion erfolgt Varta zufolge Co2-neutral.

Varta-haupteigen­tümer Michael Tojner zeigt sich stolz auf die Entwicklun­g aus Süddeutsch­land: „Die neue Lithium-ionen-rundzelle ist für Varta eine unglaublic­he Chance, den Energiespe­icher der nächsten Generation zur Serienreif­e zu bringen“, sagte er unserer Redaktion. „Diese Batterieze­lle ist 100 Prozent made in Europe, sie lädt schneller, speichert mehr Energie und kann diese extrem schnell wieder bereitstel­len“, so Tojner. Die Neuentwick­lung enthalte die DNA der kleinen Varta-lithium-ionen-batterieze­llen und sei voll einsetzbar im Automobil- und Industrieb­ereich. „Diese Innovation­skraft von Varta gibt uns die Perspektiv­e, dass der Umsatz sich in den kommenden Jahren noch einmal verdoppeln kann“, zeigte er sich zuversicht­lich.

 ?? Foto: Jochen Aumann ?? Varta hat Details zu seiner neuen Batte‰ riezelle genannt.
Foto: Jochen Aumann Varta hat Details zu seiner neuen Batte‰ riezelle genannt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany