Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Geliebt und vermisst
So geliebt von so vielen Kindern. Und so gemocht von so vielen Eltern. Götti, so hieß Maria Göttlicher im Kindergarten bei den Kleinen. Götti, die einen so wunderbar in den Arm nehmen konnte, dass man alles drumherum mal vergaß. Über 30 Jahre arbeitete sie als Erzieherin – mit zwei Pausen der eigenen Kinder wegen, Laura und Hanna, bis die dann jeweils so alt waren, um selbst zu ihr in den Kindergarten zu gehen. „Alles, was sie anschaute, hat sie immer auch mit den Augen der Kinder versucht zu sehen“, sagt Hanna, die zuletzt mit ihr gemeinsam als Erzieherin arbeitete.
Warum dieser Beruf? Auch, weil für sie einst der Kindergarten kein schöner Ort war. „Es hat immer geregnet“, so hat sie ihrem Mann Manfred diese Zeit beschrieben. Ein trauriges Mädchen, das noch kein Deutsch verstand, eben mit der Familie aus Italien nach Deutschland gezogen ins so ganz und gar fremde Neusäß. Daraus wurde Heimat Neusäß, in der sie sich dann darum kümmerte, dass im Kindergarten „alle gut aufgehoben sind, gerade auch die, die es nicht ganz so leicht haben,“sagt Manfred Göttlicher.
Was Maria Göttlicher noch liebte: Mosaike zu legen, zum Beispiel. Steine, Tische, ganze Wände verzierte sie. Sie spielte Gitarre, engagierte sich in der Kirche, eine Leserin,
eine
Freunde.
Sie habe ein Gespür dafür gehabt, wenn Menschen jemanden zum Reden brauchten, sagt Tochter Laura. Kanten? „Wenn sie etwas nicht wollte, dann war da nichts zu machen“, sagt ihr Mann. Eine Frau mit Schwung. Wenn die Kindergartenzu Schulkindern wurden, warf Götti sie mit der Kollegin aus dem Fenster hinaus ... in Elternarme. Ein Riesenjuhuu, ein kleines Glitzerstück fürs Lebensmosaik. An Covid-19 erkrankten Laura, Manfred und Maria Göttlicher fast gleichzeitig, alle so schwer, dass sie auf die Intensivstation kamen. Maria, keine Risikopatientin, erwachte nicht mehr aus dem Koma, starb mit 55 Jahren. Über seine Frau sagt Manfred Göttlicher etwas Großes: „Sie war ein Geschenk.“Stefanie Wirsching
Musikliebhaberin.
Viele