Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Kampagne für die Zeit nach Corona

Referent Jürgen Enninger legt einen Plan vor, mit dem er das kulturelle Leben in der Stadt wieder aktivieren möchte. Dieser reicht von Vorträgen und Plakaten bis zu einem großen Fest – vielleicht auch einem Brauchtum

- VON RICHARD MAYR

Alles herunterge­fahren, alles abgesagt, alles geschlosse­n: Das Kulturlebe­n findet nicht statt. Erst wurde der Herbstlock­down in den Winter, jetzt auch weit ins Frühjahr hinein verlängert. Niemand hat ihm Oktober damit gerechnet, dass aus den ersten angekündig­ten vier Wochen ein solcher Zeitraum erwächst. Wenn man hinzuzählt, dass im Sommer ja auch nur unter Corona-bedingunge­n mit Abstandsre­geln und Publikumso­bergrenzen Kulturvera­nstaltunge­n erlaubt waren, wird das Kulturlebe­n bereits seit mehr als einem Jahr zum Stillstand gezwungen.

Dieser Zeitraum ist so groß, die Wirkung des Lockdowns auf das Kulturlebe­n so nachhaltig, dass die Stadt Augsburg flankieren­d zu möglichen Öffnungen – die im Augenblick wegen den ansteigend­en Zahlen in der dritten Welle noch nicht absehbar sind – eine Kampagne starten will. Ziel dieser Kampagne soll es sein, das Kulturlebe­n wieder sichtbar zu machen, es wieder in die Gänge zu bringen und gleichzeit­ig auch einen neuen Dialogproz­ess in der Bürgerscha­ft über die Kultur zu starten. „Wir wollen die Menschen wieder aktivieren“, sagte Kulturre

Jürgen K. Enninger bei der Präsentati­on des Konzeptes im städtische­n Kulturauss­chuss. „Und wir wollen den Blick nach vorne richten.“Vorträge – oder Neudeutsch „Keynotes“–, eine Plakat-kampagne, dazu auch Veranstalt­ungen im Sommer und eine neue Webseite unter dem Hashtag #augsburgbe­wegt sind Teil des Konzepts, das fünf verschiede­ne Phasen vorsieht. Die ersten beiden Schritte sollen darin bestehen, Impulse zu geben und über Testimonia­ls (Fürspreche­r) Werbung zu machen. Das Motto dazu lautet: „Kultur ist tot, lang lebe die Kultur: Was mache ich zuerst, wenn die Pandemie vorüber ist…“Hier sollen Augsburger ihre Ideen und Wünsche kommunizie­ren können.

Darauf soll Phase 3 folgen, wenn Veranstalt­ungen mit den dann geltenden Infektions­schutzbest­immungen wieder möglich sind. Vorgesehen sind wie im vergangene­n Jahr auch der „Gaswerksom­mer“als Open-air-veranstalt­ung, dazu die Bespielung des Annahofs und des Brunnenhof­s im Zeughaus, außerdem soll eine zusätzlich­e Bühne auf dem Elias-holl-platz oder dem Moritzplat­z errichtet werden. Ebenfalls vorgesehen sind Veranstalt­ungen auf der Freilichtb­ühne zusätzlich zu

Angebot, das das Staatsthea­ter Augsburg dort mit dem Musical „Chicago“und den Opern-galatermin­en anbietet

Vorgesehen ist auch, dass die von der Stadt Augsburg organisier­ten Veranstalt­ungen wie das Mozartfest (dieses Jahr wie schon 2020 ausnahmswe­ise im Oktober), die lange Kunstnacht und der Jazzsommer nicht pandemiebe­dingt absagt, sondern an die geänderten Bedingunge­n anpasst werden.

Sobald die Häuser

der

Kunstferen­t sammlungen wieder öffnen dürfen, wird bis September kein Eintrittsp­reis auf die Dauerausst­ellungen erhoben. Auch hier ist das Ziel, möglichst viele Menschen dazu zu animieren, wieder die Museen zu besuchen und am Kulturlebe­n der Stadt teilzunehm­en.

Die Kosten für das Aktivierun­gsprogramm, das parallel, aber mit anderen Themen von Jürgen K. Enninger, der ja ebenfalls Sportrefer­ent ist, auch für den Sport gestartet wird, belaufen sich in beiden Bereidem chen zusammen auf 290000 Euro, die vom Stadtrat bereits bewilligt sind.

Als größere zusätzlich­e Veranstalt­ung schwebt Enninger ein Wasserfest vor, das auch auf Augsburgs Welterbe eingeht. Angedockt daran kann sich Enninger nach der Pandemie ein neues Brauchtum vorstellen. „Auf jede große Pandemie folgte so etwas“, so der Kultur- und Sportrefer­ent. Als Fluchtpunk­t, um das Ende der Corona-pandemie in großem Stil zu begehen, sieht Enninger die Kanu-wm Ende Juli 2022 in Augsburg mit dem dann generalsan­ierten Eiskanal.

Phase 4 und 5 des Konzepts sollen aus einem Austausch mit der Stadtbevöl­kerung bestehen, in dem eine Art Kulturmani­fest verfasst wird, das einen Rahmen für Aktionen der kommenden Jahre geben soll. Diesen Prozess möchte Enninger in die Stadtteile hineintrag­en und im Anschluss – Phase 5 – in einen dauerhafte­n Dialog überführen, in Form eines fest installier­ten Gremiums, das den Kontakt zu den Zielgruppe­n halten soll.

Der Beginn von möglichen Veranstalt­ungen ist bislang für Anfang Juni vorgesehen, allerdings kann sich das aufgrund der Pandemie auch noch verschiebe­n.

 ?? Foto: Screenshot, Kulturrefe­rat Augsburg ?? In knalligen Farben ein bewegter Hintergrun­d: Unter dem Motto „Kultur ist tot. Lang lebe Kultur“soll das Kulturlebe­n Augsburgs auch mithilfe einer Kampagne wieder ak‰ tiviert werden.
Foto: Screenshot, Kulturrefe­rat Augsburg In knalligen Farben ein bewegter Hintergrun­d: Unter dem Motto „Kultur ist tot. Lang lebe Kultur“soll das Kulturlebe­n Augsburgs auch mithilfe einer Kampagne wieder ak‰ tiviert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany