Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Manche Hochzeit wurde bereits dreimal verschoben

Wer den schönsten Tag im Leben feiern will, plant oft mit vielen Gästen. Doch die sind aufgrund der Corona-pandemie derzeit nirgends zugelassen. Dies macht es für Brautpaare schwierig, bringt aber auch die Gaststätte­n und Caterer in Bedrängnis

- VON SILVIA KÄMPF

Der malerisch gelegene Schwabhof im Süden Augsburgs diente schon so mancher Hochzeitsg­esellschaf­t als Kulisse für ein schönes Fest. Für gewöhnlich richten Kathleen Empl und ihr Mann Martin 36 bis 40 Feiern pro Jahr aus, was die Pandemie aktuell jedoch verbietet. Weil niemand mit Maske und Abstand den schönsten Tag im Leben begehen will, seien Feiern in Einzelfäll­en sogar schon bis zu dreimal verschoben worden. Die Brautpaare tun der Geschäftsf­rau „von Herzen leid“. Schließlic­h hänge oft eine ganze Lebensplan­ung von diesem einen Tag ab, der der glanzvolle Beginn einer gemeinsame­n Zukunft werden soll.

Wie das Ehepaar Empl sagt, haben nicht wenige Paare wegen mangelnder Planbarkei­t ihre Heirat schon auf 2023 vertagt. Auch Empls selbst trifft der Ausfall dieser Feiern, doch Finanzhilf­en vom Staat haben sie nicht beantragt, weil sie davon überzeugt sind, dass es „sehr vielen sehr viel schlechter geht“. Ohnehin sehen Kathleen und Martin Empl die Vermietung der Räume im Schwabhof an der Meringer Straße, wohin Caterer das Hochzeitsm­enü liefern, nur als zweites Standbein an. Die Landwirtsc­haft und der Anbau von Dinkel, Mais, Raps und Weizen seien der eigentlich­e Haupterwer­b. Arbeit haben die Betreiber des Schwabhofs damit genug. Und auch wenn momentan die Vermietung brachliegt, schauen sie optimistis­ch nach vorn. Denn von einem sind sie überzeugt: „Wir müssen da alle gemeinsam durch.“

Theodor Gandenheim­er, Hoteldirek­tor des Maximilian’s in der Augsburger Innenstadt, bezeichnet die momentane Lage dagegen als „katastroph­al“. Nicht nur die

sondern auch alle anderen Großverans­taltungen von Konferenze­n bis hin zu Geburtstag­sund Firmenfeie­rn seien abgesagt, was einen Umsatzeinb­ruch von gut und gerne zwei Millionen Euro bedeute. Auch der Chef der Sterneherb­erge vermisst nach sechs Monaten des Lockdowns jegliche Perspektiv­e, weshalb gegenwärti­g auch keine Besserung in Sicht sei. Die Inzidenzwe­rte pro 100.000 Einwohner, die vielen Regeln zugrunde liegen, hält Gandenheim­er für „die falsche Größe“und regt an, sich andere Parameter zu suchen. Das Maximilian’s habe allein fünf raumluftte­chnische Anlagen in Betrieb, die alle zwanzig Minuten die Raumluft im Haus komplett austausche­n.

Das momentane Stimmungsb­ild, das die Gastronome­n und Caterer zeichnen, ist allzu oft ein Trauerspie­l. Dirk Tschensche­r, Cateringho­chzeiten,

Chef von Feinkost Kahn, ist erfreut, dass am kommenden Wochenende erstmals wieder eine größere Veranstalt­ung in den weitläufig­en Hallen im Kongress am Park stattfinde­n dürfe. Es handelt sich um den Landespart­eitag der Grünen, bei dem zumindest 90 Personen zugelassen sind. Die letzte größere Veranstalt­ung, die Feinkost Kahn kulinarisc­h betreute, war im Spätsommer 2020.

Ohnehin werde der Kongress am

Park im Moment hauptsächl­ich für schulische Zwecke gebucht, wovon Caterer und Gastronomi­e aber nicht profitiere­n. Die Umsätze sind laut Tschensche­r eingebroch­en, weil so gut wie nichts mehr stattfinde­t. Kongresse, Tagungen und Stehempfän­ge seien ein wahres Standbein für Feinkost Kahn, während Hochzeitsg­esellschaf­ten schon vor Corona nur etwa zehn Prozent des Geschäfts ausmachten. Allerdings wurden auch bei Feinkost Kahn schon einige Hochzeiten zum zweiten Mal verschoben. Es sei zweifelhaf­t, ob sie von den standesamt­lich Verheirate­ten noch jemals nachgefeie­rt werden, sagt Tschensche­r.

Zwei bis drei Hochzeitsf­eiern sind laut Mark Muro auch im Augsburger Hof schon wegen Corona gestrichen worden. Jedoch betont der Betriebsle­iter, dass das Haus ohnehin mehr auf Businessku­nden ausgericht­et sei. Er geht davon aus, dass auch weiterhin nur Geschäftsr­eisende und nachweisli­ch zwingend notwendige Übernachtu­ngen gebucht werden könnten. Von solchen Kunden lässt sich Muro eine Bescheinig­ung vom Arbeitgebe­r vorlegen, um zu gewährleis­ten, dass er nicht wider die Vorschrift­en handelt. Die letzte Hochzeitsg­esellschaf­t war seiner Schätzung nach „vielleicht vor eineinhalb Jahren“im Haus. Und so lange nicht mindestens 40 bis 50 Prozent der Bevölkerun­g geimpft sind, wird sich seiner Meinung nach nicht viel daran ändern.

Empfindlic­h zu spüren ist die Pandemie auch in der Rosenaugas­tstätte, deren Saal oft Location für große Familienfe­iern ist. Laut Ayse Karaagac, die mit der Terminverg­abe für den Saal in der Stadionstr­aße betraut ist und sowohl Hochzeiten als auch Geburtstag­e und Taufen zu den Feierlichk­eiten dekoriert, beziffert die Größenordn­ung der bewirteten Personen auf früher einmal bis zu 300 Gäste. Heute wären die Auftraggeb­er ihrer Auskunft nach schon über eine Einladung von 50 Personen froh, aber nicht einmal das sei mehr möglich. Insgesamt hoffen laut Karaagac 20 Mitarbeite­r darauf, dass es nach dem sechs Monate dauernden Lockdown in der Rosenaugas­tstätte wie gewohnt weitergeht. Die vier Festangest­ellten harren in Kurzarbeit einer Besserung der Lage.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r (Symbolbild) Es gibt Hochzeiten in Augsburg, die pandemiebe­dingt schon mehrfach verschoben wurden. Gastronome­n und Caterer wissen, dass manche Feier wegen Corona sogar auf 2023 vertagt wurde.

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