Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Autohändler entdeckt die Annastraße für sich
Fahrzeuge statt Jeans, T-shirt und Co: In der Fußgängerzone hat das Autohaus Tierhold eine Filiale auf Zeit eröffnet. Und es tut sich noch mehr in der Innenstadt, etwa bei der Maxpassage
Wo man bis Ende letzten Jahres Kleidung kaufen konnte, gibt es ab sofort Autos zu sehen. Am Donnerstag eröffnete das Autohaus Tierhold in den ehemaligen Räumen von Bonita in der Annastraße einen Showroom und zeigt dort im wechselnden Turnus die neuesten Modelle der Marken Kia, Mazda und Volvo. Auch Sonderausstellungen und eine Vernissage seien geplant, teilt die Medienagentur des Autohändlers mit.
„Unser Ziel ist es, neue Impulse zu setzen – für den Handel und für die Kunden – und dabei neue Zielgruppen anzusprechen“, sagt Tobias Tierhold, Geschäftsführer von Automobile Tierhold. Das Auto käme jetzt zum Kunden und nicht umgekehrt. Dazu könne ein Leerstand gefüllt werden. Tatsächlich kommt es in Innenstädten zuletzt immer wieder vor, dass Unternehmen mit bislang untypischen Innenstadtsortimenten – wie in diesem Fall Autos – Leerstände neu beleben. „Dieses Thema kommt seit zwei bis drei Jahren bei uns auf den Tisch“, bestätigt Peter Wagner, Vorstand von Peter-wagner-immobilien in Augsburg. Gerade auch Autohersteller und Autohäuser suchten immer wieder frequenzstarke Orte, um beispielsweise neue Modelle einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen.
Aber auch andere Branchen – Peter Wagner nennt das Augenlaserzentrum Euroeyes in der Philippine-welser-straße als Beispiel – würden diese Lagen zunehmend für sich entdecken, um den Kontakt zu Kunden aufzubauen. „Die Innenstädte werden, was das Sortiment angeht, in Zukunft lebendiger und breiter aufgestellt sein“, ist der Immobilienexperte sicher.
Das Autohaus Tierhold zieht mit seinem Showroom allerdings nur vorübergehend in die 1-a-lage Annastraße. Ab November sind die ehemaligen Flächen von Bonita – die Kette hatte im Zuge der Coronakrise
ihre Filiale in Augsburg geschlossen – wieder vergeben. An wen, will der Immobilienbesitzer noch nicht bekannt geben. Es soll sich aber wieder um ein Modekonzept handeln.
Branchenexperten werten diese Entwicklungen als gutes Zeichen, dass Augsburgs Innenstadt trotz der Corona-krise Chancen hat, sich neu zu beleben. Neben Neuansiedlungen wie zuletzt von Absolute Run oder Adenauer & Co (beide in der Annastraße) zeige dies auch der Verkauf der Maxpassage. Der bisherige Eigentümer, eine Augsburger Familie, hat das voll vermietete Wohn- und Geschäftshaus, das die kurze Maxstraße mit der Philippine-welser-straße verbindet, Anfang März an ein Augsburger Immobilienunternehmen verkauft. Dieses plane das Nutzungskonzept der Maxpassage fortzuführen, heißt es in einer Stellungnahme. „Die Transaktion zeigt, dass Augsburg auch während der allgegenwärtigen Corona-krise und dem anhaltenden Strukturwandel im Einzelhandel ein begehrter Standort bleibt“, so Wagner.