Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bayerns Grüne tagen unter Corona‰bedingunge­n

Normalerwe­ise würden am Wochenende mehrere hundert Mitglieder der Partei nach Augsburg kommen. Wegen der Pandemie sieht der Parteitag in der Kongressha­lle ganz anders aus als sonst

- VON JÖRG HEINZLE

In normalen Zeiten würden an diesem Wochenende rund 400 bis 500 Mitglieder der bayerische­n Grünen nach Augsburg kommen. Sie würden diskutiere­n, abstimmen, viele Gespräche am Rande führen. Sie würden in Hotels übernachte­n, Restaurant­s besuchen, die Stadt anschauen. Wegen der Corona-krise sieht der Landespart­eitag der Ökopartei aber ganz anders aus. Die Delegierte­n bleiben alle zuhause und werden den Parteitag nur vor ihrem Computer verfolgen. Zwar hat die Partei die Kongressha­lle für ihre Veranstalt­ung gebucht. Redner werden auf der Bühne des großen Saals stehen. Doch im Saal, wo sonst hunderte Menschen Platz finden, werden nur ein oder zwei Dutzend Personen sein. Es ist ein Parteitag, der in Augsburg stattfinde­t – aber mehr noch im Virtuellen.

Es ist einiges an Technik erforderli­ch, um die Live-bilder vom Parteitag in guter Qualität zu den Delegierte­n zu bringen. Die Technik war am Freitag schon nahezu fertig aufgebaut. An diesem Samstag um zehn Uhr soll die Landesdele­giertenkon­ferenz, wie sie offiziell heißt, dann starten. Im Wesentlich­en geht es in Augsburg um zwei Dinge. Es soll ein Nachfolger für den scheidende­n Landesvors­itzenden Eike Hallitzky gefunden werden. Zwei Männer bewerben sich dafür, der Ebersberge­r Thomas von Sarnowski, 33, und der in Perlesreut (Landkreis Freyung-grafenau) lebende Hans Jürgen Hödl, 39. Außerdem soll die Landeslist­e für die Bundestags­wahl aufgestell­t werden. Aktuell sitzen elf bayerische Grüne im Bundestag. Angesichts der guten Umfragewer­te rechnen sich die bayerische­n Grünen bis zu 30 Mandate aus.

Vor allem die Aufstellun­g der Liste wird wohl viel Zeit brauchen, die Delegierte­n müssen sich auf viele Stunden vor dem Bildschirm einstellen. Bis zu Platz 40 soll über jeden Platz einzeln abgestimmt werden. Jeder Bewerber darf sich fünf Minuten lang vorstellen, dann folgt eine fünfminüti­ge Fragerunde. Bei mehreren Bewerbern für einen Listenplat­z kann es wegen des Prozederes bis zu drei Abstimmung­en geben. Die Tagesordnu­ng für Samstag gleicht dann auch fast einer Drohung: „Ende frühestens 23 Uhr“steht da. Am Sonntag soll die Aufstellun­g der Liste dann noch weitergehe­n. Die Kandidaten für einen

Listenplat­z können sich entweder auf der Bühne in der Kongressha­lle vorstellen, sie können es aber auch von zuhause aus vor der Webcam machen. Die Augsburger Abgeordnet­e Claudia Roth bewirbt sich für Platz 1 der Landeslist­e.

Der Parteivors­tand der bayerische­n Grünen wird in der Halle anwesend sein. Jeder, der vor Ort ist, muss sich auf das Coronaviru­s testen lassen. Am Eingang zur Kongressha­lle gibt es eine Teststatio­n. Die Parteichef­s auf Bundeseben­e kommen nicht persönlich nach Augsburg. Robert Habeck wird eine Rede halten, die digital übertragen wird. Sie wird zudem vorab aufgezeich­net, damit es weniger technische Probleme geben kann. Habeck gilt als einer der beiden Anwärter für die Kanzlerkan­didatur neben Annalena Baerbock. Am Montag wollen die Grünen bekannt geben, wen sie ins Rennen schicken.

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Foto: Ulrich Wagner Am Wochenende tagen die bayerische­n Grünen in der Kongressha­lle in Augsburg ‰ die allermeist­en Teilnehmer sind aber nur digital dabei.

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