Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Stadtwerke wollen Preise „schnellstmöglich“anpassen
Noch ist unklar, wie sich die neuen Regeln genau auswirken. Bei der Ersatzversorgung gibt es eine Kehrtwende.
Die Zahlen und Grafiken, die Stadtwerke-chef Alfred Müllner in dieser Woche im Stadtrat vorstellte, verhießen nichts Gutes für die Energiekunden. Zahlte ein durchschnittlicher Haushalt in Augsburg Mitte 2021 noch rund 1150 Euro jährlich für Erdgas, waren es ein Jahr später schon knapp 1800 Euro. Und ab Januar drohte gar eine Gasrechnung von 4600 Euro pro Jahr – immer gerechnet auf einen durchschnittlichen Verbrauch von 15.000
Kilowattstunden. Ganz so schlimm wird es nun wohl nicht kommen, nachdem die Bundesregierung einen mit 200 Milliarden Euro ausgestatteten Energiepreis-deckel angekündigt hat.
Details stehen nicht fest. Vom Verband der Energie- und Wasserwirtschaft hieß es am Freitag, Kundinnen und Kunden könnten womöglich mit einer Halbierung des Gaspreises rechnen. Und zumindest müssen nun deutlich weniger Haushalte in Augsburg in die teure und unsichere Ersatzversorgung. Die Stadtwerke korrigieren hier ihre Praxis, die von Verbraucherschützern kritisiert worden war. Zunächst hatten die Stadtwerke alle Augsburger Gaskunden, deren Verträge enden, drei Monate in der Ersatzversorgung „parken“wollen.
Die Ersatzversorgung ist relativ teuer, weil die Energieversorger hier die Einkaufspreise sehr schnell an die Kunden weitergeben dürfen – alle 14 Tage kann der Tarif angepasst werden. Ab 1. Oktober liegt er bei den Stadtwerken bei rund 38,5 Cent pro Kilowattstunde. Verbraucherschützer hatten die Praxis, Kunden in die Ersatzversorgung zu schicken, kritisiert. Der Gesetzgeber habe die Ersatzversorgung vor allem für Kunden von insolventen Billiganbietern vorgesehen, sagte Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale in Nordrheinwestfalen. Die Stadtwerke sahen das zunächst anders und beriefen sich auf eine Einschätzung des Verbands der Energieversorger. Die Juristen des Verbands haben sich inzwischen aber korrigiert.
Die Stadtwerke würden nun alle Haushaltskunden, deren Vertrag auslaufe, direkt in die Grundversorgung aufnehmen, sagt Stadtwerkechef Alfred Müllner. Es spiele dabei auch keine Rolle, ob man Kunde bei den Stadtwerken oder einem anderen Versorger gewesen sei. Der Gaspreis in der Grundversorgung liegt aktuell bei um die 10,5 Cent pro Kilowattstunde. Ab November sollte er auf rund 18,5 Cent steigen. Weil die Gasumlage nicht kommt und die Mehrwertsteuer auf Gas gesenkt wird, dürfte die Erhöhung nun aber moderater ausfallen. Man setze alles daran, alle Änderungen „schnellstmöglich zum Wohle unserer Kunden umzusetzen“, teilten die Stadtwerke am Freitag mit.