Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Prozess um Gewalteskalation vor Disko
Beim Prozess um eine Messer-attacke im Augsburger Nachtleben geht es auch um die Rolle der „United Tribuns“. Drei Männer sind angeklagt, die Anwälte sprechen von Freispruch.
Am Ende gab es drei Verletzte, zwei mussten ins Uniklinikum. Einer zur Operation eines lebensbedrohlichen Messerstichs in den Rumpf, ein zweiter zur Behandlung massiver Schlag- und Trittverletzungen. Wer die Täter waren und was sich im April 2019 in jener Nacht der Gewalt vor einer Diskothek in der Augsburger Theaterstraße zugetragen hat, soll jetzt vor dem Schöffengericht des Augsburger Amtsgerichts geklärt werden. Wegen gefährlicher Körperverletzung sind drei Männer angeklagt, die zu den Tatvorwürfen schweigen. Ihre Verteidiger sprechen angesichts der Beweislage von Freispruch. Bislang sind sechs Verhandlungstermine angesetzt, das Urteil könnte Ende Oktober gesprochen werden.
7. April 2019, die Nacht von Samstag auf Sonntag: Vor der Diskothek Karat in der Theaterstraße halten sich mehrere Gäste auf, um zu rauchen. Darunter befinden sich dem Vernehmen nach die offiziellen Türsteher des Clubs ebenso wie Türsteher anderer Lokale. Und weitere Gäste. Wohl, weil einem Mann der Eintritt in den Club verwehrt wird, kommt es zum Streit, so die Anklage. Dem Wortgefecht folgt eine Auseinandersetzung mit den Fäusten und Füßen, an der laut Staatsanwaltschaft auch Mitglieder der Rockergruppe „United Tribuns MC Nomads Austria“beteiligt gewesen sein sollen. Zeugen beschrieben später der Polizei „rockerähnliche Kutten“, die mehrere der Prügelnden getragen hätten. In diese Auseinandersetzung verwickelt gewesen sein soll auch eine Gruppe von fünf Männern, zu denen die drei jetzt Angeklagten zählen. Das Verfahren gegen zwei andere mutmaßliche Mittäter war im Hinblick auf andere Prozesse gegen diese eingestellt worden. Unklar ist bislang, welche Verbindung es zwischen den jetzigen Angeklagten und der besagten oder anderen Rocker- oder Motorradgruppen es gibt.
Einen heute 42-jährigen Maler und Lackierer aus Landsberg bezichtigt die Staatsanwaltschaft, derjenige gewesen zu sein, der mit einem Messer zwei Mal in den Rumpf des heute 30-jährigen Opfers gestochen habe. Die beiden weiteren Angeklagten, ein 31-jähriger Metallbauer und ein 30-jähriger Verkäufer, beide aus Augsburg, sollen mit Fäusten auf die Geschädigten eingeschlagen haben und sie selbst dann noch mit Füßen gegen den Kopf getreten haben, als diese bereits am Boden lagen.
Es ist bereits der dritte Anlauf, die Vorgänge in jener Aprilnacht 2019 in der Theaterstraße juristisch aufzuarbeiten. Die ersten beiden Anläufe mussten wegen Erkrankung wichtiger Verfahrensbeteiligter abgebrochen werden. Die drei Verteidiger Moritz Bode, Florian Engert und Timo Westermann haben ihren Mandanten Schweigen verordnet, sie sehen die Anklage gegen ihre Mandanten als nicht belastbar an und führen das Wort „Freispruch“im Mund.
Erster Zeuge vor Gericht war der Hauptgeschädigte und Nebenkläger (Vertreterin Isabel Kratzerceylan), ein heute 30-jähriger Altenpfleger. Er schilderte dem Gericht unter Vorsitz von Richterin Susanne Scheiwiller, wie er an besagtem Tag zunächst mit einem Bekannten in der Diskothek dessen Geburtstag gefeiert habe. Als es ihm gegen 3 Uhr langweilig geworden sei, sei er in einen anderen Club am Königsplatz gegangen, wo er eine Freundin traf, die ihn zurück in die Disco geholt habe. Dort sei er vor der Tür auf die Menschenmenge getroffen, aus der sich der Tumult entwickelt habe. Er und zwei Bekannte seien von einem Dutzend Menschen umstellt und an die Wand gedrängt worden, bevor es Fäuste setzte. Irgendwann habe er Schmerzen an der Hüfte gespürt, Blut bemerkt und die Messerstiche wahrgenommen. Als Täter bezichtigte der Geschädigte einen der beiden nicht mehr angeklagten Männer. Den 42-Jährigen, dem die Anklage die Messerattacke vorwirft, will der 30-Jährige an jenem Abend überhaupt nicht wahrgenommen haben. Das Verfahren wird fortgesetzt.
Opfer mit Messer, Fäusten und Füßen traktiert