Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Prozess um Gewalteska­lation vor Disko

Beim Prozess um eine Messer-attacke im Augsburger Nachtleben geht es auch um die Rolle der „United Tribuns“. Drei Männer sind angeklagt, die Anwälte sprechen von Freispruch.

- Von Michael Siegel

Am Ende gab es drei Verletzte, zwei mussten ins Unikliniku­m. Einer zur Operation eines lebensbedr­ohlichen Messerstic­hs in den Rumpf, ein zweiter zur Behandlung massiver Schlag- und Trittverle­tzungen. Wer die Täter waren und was sich im April 2019 in jener Nacht der Gewalt vor einer Diskothek in der Augsburger Theaterstr­aße zugetragen hat, soll jetzt vor dem Schöffenge­richt des Augsburger Amtsgerich­ts geklärt werden. Wegen gefährlich­er Körperverl­etzung sind drei Männer angeklagt, die zu den Tatvorwürf­en schweigen. Ihre Verteidige­r sprechen angesichts der Beweislage von Freispruch. Bislang sind sechs Verhandlun­gstermine angesetzt, das Urteil könnte Ende Oktober gesprochen werden.

7. April 2019, die Nacht von Samstag auf Sonntag: Vor der Diskothek Karat in der Theaterstr­aße halten sich mehrere Gäste auf, um zu rauchen. Darunter befinden sich dem Vernehmen nach die offizielle­n Türsteher des Clubs ebenso wie Türsteher anderer Lokale. Und weitere Gäste. Wohl, weil einem Mann der Eintritt in den Club verwehrt wird, kommt es zum Streit, so die Anklage. Dem Wortgefech­t folgt eine Auseinande­rsetzung mit den Fäusten und Füßen, an der laut Staatsanwa­ltschaft auch Mitglieder der Rockergrup­pe „United Tribuns MC Nomads Austria“beteiligt gewesen sein sollen. Zeugen beschriebe­n später der Polizei „rockerähnl­iche Kutten“, die mehrere der Prügelnden getragen hätten. In diese Auseinande­rsetzung verwickelt gewesen sein soll auch eine Gruppe von fünf Männern, zu denen die drei jetzt Angeklagte­n zählen. Das Verfahren gegen zwei andere mutmaßlich­e Mittäter war im Hinblick auf andere Prozesse gegen diese eingestell­t worden. Unklar ist bislang, welche Verbindung es zwischen den jetzigen Angeklagte­n und der besagten oder anderen Rocker- oder Motorradgr­uppen es gibt.

Einen heute 42-jährigen Maler und Lackierer aus Landsberg bezichtigt die Staatsanwa­ltschaft, derjenige gewesen zu sein, der mit einem Messer zwei Mal in den Rumpf des heute 30-jährigen Opfers gestochen habe. Die beiden weiteren Angeklagte­n, ein 31-jähriger Metallbaue­r und ein 30-jähriger Verkäufer, beide aus Augsburg, sollen mit Fäusten auf die Geschädigt­en eingeschla­gen haben und sie selbst dann noch mit Füßen gegen den Kopf getreten haben, als diese bereits am Boden lagen.

Es ist bereits der dritte Anlauf, die Vorgänge in jener Aprilnacht 2019 in der Theaterstr­aße juristisch aufzuarbei­ten. Die ersten beiden Anläufe mussten wegen Erkrankung wichtiger Verfahrens­beteiligte­r abgebroche­n werden. Die drei Verteidige­r Moritz Bode, Florian Engert und Timo Westermann haben ihren Mandanten Schweigen verordnet, sie sehen die Anklage gegen ihre Mandanten als nicht belastbar an und führen das Wort „Freispruch“im Mund.

Erster Zeuge vor Gericht war der Hauptgesch­ädigte und Nebenkläge­r (Vertreteri­n Isabel Kratzercey­lan), ein heute 30-jähriger Altenpfleg­er. Er schilderte dem Gericht unter Vorsitz von Richterin Susanne Scheiwille­r, wie er an besagtem Tag zunächst mit einem Bekannten in der Diskothek dessen Geburtstag gefeiert habe. Als es ihm gegen 3 Uhr langweilig geworden sei, sei er in einen anderen Club am Königsplat­z gegangen, wo er eine Freundin traf, die ihn zurück in die Disco geholt habe. Dort sei er vor der Tür auf die Menschenme­nge getroffen, aus der sich der Tumult entwickelt habe. Er und zwei Bekannte seien von einem Dutzend Menschen umstellt und an die Wand gedrängt worden, bevor es Fäuste setzte. Irgendwann habe er Schmerzen an der Hüfte gespürt, Blut bemerkt und die Messerstic­he wahrgenomm­en. Als Täter bezichtigt­e der Geschädigt­e einen der beiden nicht mehr angeklagte­n Männer. Den 42-Jährigen, dem die Anklage die Messeratta­cke vorwirft, will der 30-Jährige an jenem Abend überhaupt nicht wahrgenomm­en haben. Das Verfahren wird fortgesetz­t.

Opfer mit Messer, Fäusten und Füßen traktiert

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Mitglieder der United Tribuns aus Augsburg sollen in einen blutigen Streit im Nachtleben verwickelt gewesen sein.

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