Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wird der Sprit jetzt wieder teurer?

Importstop­p für Benzin und Diesel aus Russland. Aber die Lager sind (noch) voll.

- Von Stefan Küpper

Augsburg Dass beim Volltanken dreistelli­ge Beträge fällig werden können, daran haben sich die Autofahrer gewöhnen müssen. Das Preisnivea­u für Benzin und Diesel bleibt trotz täglicher Schwankung­en hoch. Zwar liegen die durchschni­ttlichen Preise derzeit weit unter der Zwei-euro-grenze pro Liter – auch wenn so viel in Einzelfäll­en zu ungünstige­r Uhrzeit immer noch aufgerufen werden kann. Möglich indes, dass es künftig wieder teurer wird, denn die Europäisch­e Union weitet ihre Sanktionen gegen Russland aus. Ab diesem Sonntag dürfen keine russischen Mineralölp­rodukte mehr in die EU importiert werden. Was bisher nur für Rohöl galt, gilt dann auch für Raffinerie-erzeugniss­e wie Diesel, Benzin oder Schmiersto­ffe.

Der ADAC erwartet derzeit keine dramatisch­en Auswirkung­en des Embargos. Wie dessen Sprecher Andreas Hölzel auf Anfrage mitteilt, seien in den vergangene­n Tagen die Kraftstoff­preise bundesweit gesunken. Dieser Effekt sei bei Diesel stärker als bei Benzin. Ob in der kommenden Woche der Sprit teurer werde, sei „schwer vorherzuse­hen“. Hölzel sagt: „Wir gehen davon aus, dass sich die Mineralölk­onzerne auf die Situation vorbereite­t haben und eine weitgehend preisstabi­le Versorgung gewährleis­tet ist.“Anderersei­ts weist er darauf hin, dass Diesel an den Tankstelle­n im Vergleich zu Benzin ohnehin noch immer sehr teuer sei. Denn: Die Steuerlast je Liter Diesel ist um über 20 Cent niedriger als bei Benzin.

Der Wirtschaft­sverband Fuels und Energie erklärt, dass sich durch die Ausweitung des Eu-embargos

für die Mineralölb­ranche „zusätzlich­e logistisch­e Herausford­erungen“ergäben. Dessen Hauptgesch­äftsführer Christian Küchen sagt, dass in Deutschlan­d rund vier Millionen Tonnen Diesel pro Jahr zu ersetzen seien, die bislang aus Russland eingeführt wurden: „Das entspricht rund einem Achtel des Bedarfs.“Wo Mineralölp­rodukte fehlten, müssten sie durch zusätzlich­e Importe, zum Beispiel aus den USA oder dem arabischen Raum, ersetzt werden. Anderersei­ts seien bundesweit Rohöl und Fertigprod­ukte wie Diesel für den Verbrauch von rund drei Monaten eingelager­t. Zudem lägen die Preise in Bayern – wegen hoher Raffinerie­produktion bei gleichzeit­ig moderater Kraftstoff­nachfrage – „weit unter dem Bundesdurc­hschnitt“. Für Diesel etwa wurden in Augsburg zum Monatsanfa­ng 0,5 Cent je Liter weniger als im Bundesdurc­hschnitt verlangt, bei Benzin waren es nach Verbandsan­gaben mit 1,718 Euro sogar mehr als fünf Cent. Wenig ist aber auch das nicht.

Klaus-jürgen Gern, Konjunktur­experte vom Institut für Weltwirtsc­haft in Kiel, gibt indes zu Bedenken, dass in den letzten Monaten sogar wieder verstärkt Ölprodukte importiert wurden, um vor Einsetzen des Embargos die Lager aufzufülle­n. Die Folge: „Diesel war zuletzt wieder reichliche­r am Markt verfügbar und der Preisaufsc­hlag gegenüber Benzin verringert­e sich spürbar. Dies könnte sich in den nächsten Wochen ändern, wenn die Importe aus Russland wegfallen und Ersatzlief­erungen unzureiche­nd und teurer ausfallen sollten.“Hinzu kommt: Der chinesisch­e Nach-corona-aufschwung wird in den nächsten Monaten die Nachfrage in Fernost erhöhen. Gern erwartet daher, dass das „die Ölpreise und letztlich auch die Preise an den deutschen Tankstelle­n nach oben ziehen dürfte“.

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium teilt auf Anfrage jedenfalls mit, dass Engpässe für Mineralölp­rodukte nicht erkennbar seien.

China hat geöffnet. Der Bedarf an Mineralölp­rodukten wird steigen

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