Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit Cancelo kommt die Glückselig­keit

Die Bayern sind wieder zurück in der Spur. Dafür hat es einer Flanke sowie einiger Umstellung­en des Trainers bedurft. Der Sieg gegen den FSV Mainz 05 zeigt auch, wie außergewöh­nlich gut dieser Kader ist.

- Von Tilmann Mehl

Mainz Es dauerte genau eine Flanke lang, um aus der zuvor so unglücksel­igen bajuwarisc­hen Gefühlswel­t kollektive Freude entspringe­n zu lassen. Oliver Kahn freute sich auf der Tribüne, der neben ihm sitzende Hasan Salihamidz­ic dachte gar nicht daran, sich sein Lächeln zu verkneifen. Geschlagen hatte diese eine wunderbare Flanke schließlic­h in Joao Cancelo jener Spieler, der erst kurz zuvor überrasche­nd von Manchester City zum FC Bayern gewechselt war. Salihamidz­ic erkannte die Möglichkei­t, einen der weltbesten Rechtsvert­eidiger zu verpflicht­en, und ergriff sie beherzt.

Der Sportvorst­and ist hauptveran­twortlich dafür, dass die Münchner mittlerwei­le über einen Kader verfügen, der in Breite und Tiefe kaum einmal besser besetzt gewesen sein dürfte. Im Pokalspiel gegen den FSV Mainz fehlten Manuel Neuer, Lucas Hernandez, Noussair Mazraoui und Sadio Mané. Auf der Bank saßen unter anderem Leon Goretzka, Serge Gnabry und Alphonso Davies.

Es ist eine außergewöh­nliche Auswahl, die Julian Nagelsmann als Trainer zu betreuen hat. Eben weil sie so außergewöh­nlich ist und der Trainer zuletzt nicht so recht zu wissen schien, wie er das vorhandene Talent gewinnbrin­gend auf dem Feld einsetzt, stand er in der Kritik.

Wie eben jeder Bayern-trainer seit Hoeneßgede­nken nach drei Unentschie­den am Stück in der Kritik steht. Dann aber eben: Flanke Cancelo, Abnahme Choupo-moting, alles wieder gut (17.). Es war die verdiente Führung und auch die späteren Treffer von Jamal Musiala (30.), Leroy Sané (43.) und dem eingewechs­elten Davies (83.) fielen zwangsläuf­ig und entsprange­n allesamt ansehnlich­en Spielzügen.

„Wir waren sehr dominant und griffig, genau das hat uns in den letzten Wochen gefehlt. Wenn wir das auf den Platz bekommen, ist es sehr schwierig, uns aufzuhalte­n“, fasste Joshua Kimmich das Spiel zusammen. Auch an ihm lag es in den vergangene­n Wochen, dass es für die Gegner gar nicht so schwer war, die Bayern aufzuhalte­n. Gegen Mainz aber nun dominierte Kimmich das zentrale Mittelfeld, obwohl ihm Nagelsmann den so wichtigen Bereich des Spielfelde­s alleine zur Organisati­on überließ. Der Trainer nahm Abstand vom zuletzt praktizier­ten System. Statt mit einer defensiven Viererkett­e ließ er mit drei Innenverte­idigern spielen. Cancelo und der überaus agile Kingsley Coman machten Druck über die Außenbahne­n und wurden dabei vom stark formverbes­serten Musiala sowie von Sané unterstütz­t.

Mit Cancelo glaubt Nagelsmann jenen Spieler gefunden zu haben, mit dem sich dieses System nun gut praktizier­en lässt. Die Partie in Mainz lässt nun erst mal kaum Gegenargum­ente zu. So gehen Bayern mit frisch erlangtem Selbstbewu­sstsein in die kommende Bundesliga­partie am Sonntag gegen den VFL Wolfsburg mit dem Münchner Ex-trainer Niko Kovac. Nach fünf Siegen in Folge verlor der VFL zuletzt zwei Mal – unter anderem mit 1:2 im Pokal gegen Union Berlin. Die Bayern kommen wohl zur rechten Zeit.

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