Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Unter anderen Vorzeichen

Das deutsche Team hat für die alpine SKI-WM gleich drei Medaillenk­andidaten am Start. Doch die Stars kommen aus anderen Nationen. Sie heißen Mikaela Shiffrin und Marco Odermatt.

- Von Andreas Kornes Sport Bild. BR.

Augsburg Die Vorzeichen, unter denen die deutsche Mannschaft zur alpinen SKI-WM nach Courchevel und Méribel (6. – 19. Februar) reist, sind andere als noch vor zwei Jahren. Nicht nur, dass es damals inmitten der Corona-pandemie ein Abenteuer war, überhaupt ins italienisc­he Cortina d’ampezzo zu gelangen. Auch sportlich hatte die deutschen Starterinn­en und Starter kaum einer auf dem Zettel, als es um die Vergabe der Medaillen ging. Umso größer war die Überraschu­ng, als es gleich dreimal Silber und einmal Bronze gab. Diesmal wäre die Überraschu­ng weitaus geringer. Mit den beiden Slalomspez­ialisten Lena Dürr und Linus Straßer sowie der Speed-spezialist­in Kira Weidle schickt der DSV gleich drei Medaillenk­andidaten an den Start.

Vor allem Dürr dürfte mit großem Selbstbewu­sstsein anreisen, gelang ihr doch im letzten Weltcup vor der WM ihr erster Sieg. In Spindlermü­hle ließ sie auch die überragend­e Us-amerikaner­in Mikaela Shiffrin hinter sich. Die gehört dennoch auch in Méribel, wo die Rennen der Frauen stattfinde­n, zu den Topfavorit­innen auf Gold. Im Slalom und Riesenslal­om ist sie das Maß der Dinge, in der Kombinatio­n die Titelverte­idigerin. Die Slowakin Petra Vlhova und die beiden Schweizeri­nnen Lara Gut-behrami und Wendy Holdener gehören ebenfalls zu den Medaillenk­andidatinn­en.

So wie Lena Dürr. Sie hat im schon etwas reiferen Sportleral­ter von 31 Jahren noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. „Ihre Entwicklun­g ist erstaunlic­h. Zwischenze­itlich war sie ja schon aus der Förderung raus, gab aber nie auf“, sagte der Ex-slalomstar Felix Neureuther der Vor vier Jahren hatte sie der DSV aus den Förderprog­rammen gestrichen. „Da ist sie ein tolles Vorbild. Sie ging trotzdem jeden Tag ins Training, ist jetzt körperlich in einem Bombenzust­and“, lobte Neureuther. Frauen-bundestrai­ner Andreas Puelacher scheint der jüngste Hype um seinen Schützling aber nicht ganz geheuer, er tritt auf die Euphoriebr­emse. „Man muss aufpassen. Das darf kein Druck werden“, sagte der Österreich­er. Man dürfe den jüngsten Erfolg nicht überbewert­en. Zumal im Slalom, wo es ein schmaler Grat ist zwischen Erfolg und Einfädler.

Ganz anders im Hochgeschw­indigkeits­bereich, wo sich Weidle inzwischen in der Weltspitze etabliert hat. Nach Abfahrtssi­lber von 2021 will sie auch in Frankreich aufs Podest. Große Favoritin ist hier die Italieneri­n Sofia Goggia mit schon vier Weltcupsie­gen in dieser Saison. Sie gewann sogar mit frisch gebrochene­r und operierter Hand.

Bei den Männern ist Linus Straßer die größte deutsche Hoffnung. Zweimal schaffte er es in dieser Saison schon aufs Slalom-podest. Doch fast schon traditione­ll ist die Konkurrenz in der technisch anspruchsv­ollsten Disziplin des alpinen Skisports mit am größten. Zumal der bislang überragend­e Norweger Lucas Braathen gerade der Blinddarm entfernt werden musste. Ob er in Courchevel, wo die Männer fahren, an den Start gehen kann, ist offen. Dem Heilungspr­ozess des 22-Jährigen kommt entgegen, dass der Slalom der Männer das letzte Wm-rennen ist und erst am 19. Februar über die Bühne geht. Henrik Kristoffer­sen, Manuel Feller, Daniel Yule oder Loic Meillard sind weitere Medaillena­nwärter im Slalom und auch Riesenslal­om. Dort hat der DSV mit dem Allgäuer Alexander Schmid einen Kandidaten auf eine Top-platzierun­g. In Schladming überzeugte er zuletzt als Neunter. Krankheits­bedingt hatte er zuvor sein Training reduzieren müssen. Doch der Trend zeigt nach oben. „Ich habe wieder gemerkt, dass ich mithalten kann“, sagte er in Schladming dem Und mit Blick auf die WM: „Jetzt wäre ich fit und bereite mich gescheit vor. Da zählen eh nur Platz eins, zwei und drei. Da habe ich nichts zu verlieren.“

Bei den Speedspezi­alisten gehören die deutschen Fahrer allenfalls zum großen Kreis der Geheimfavo­riten. Hoffnung macht diesbezügl­ich vor allem Andreas Sander. Bei der Wm-generalpro­be verpasste er sein erstes Weltcuppod­est nur knapp und fuhr beim Super-g von Cortina d’ampezzo auf Rang vier. Vier Hundertste­lsekunden fehlten ihm zu Platz drei. Favorisier­t ist Marco Odermatt. Der Schweizer fährt eine bärenstark­e Saison und kommt in diesem Winter schon auf acht Weltcupsie­ge – vier im Super-g, vier im Riesenslal­om. Damit führt er auch den Gesamtwelt­cup an. Nur eine Wm-medaille fehlt ihm noch. „Durch seine Erfolge hat er sich wahnsinnig viel Selbstvert­rauen geholt. Er fährt total unbeschwer­t und weiß, dass sein Körper und das Material funktionie­ren“, sagte die Ex-weltmeiste­rin Maria Höfl-riesch.

In der Abfahrt ist immer auch mit Thomas Dreßen zu rechnen, der nach langer Verletzung­spause wieder in Fahrt kommt. Ganz vorne allerdings zieht vor allem der Norweger Aleksander Aamodt Kilde seine Kreise. Sein härtester Konkurrent im Kampf um Wm-gold dürfte der Österreich­er Vincent Kriechmayr sein.

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Foto: Tacca, dpa Lena Dürr hat sich mit ihrem ersten Weltcupsie­g direkt in den Kreis der Medaillena­nwärter bei der SKI-WM in Frankreich katapultie­rt.

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