Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gemeinsam statt einsam

Das Sozial‰projekt „Augsburger Minuten“setzt sich gegen das Alleinsein von Seniorinne­n und Senioren ein.

- VON CARINA STEINHART

Es ist ein Thema, das zahlreiche Menschen betrifft. Dennoch bleibt es meist hinter verschloss­enen Türen: die Einsamkeit. Gerade Seniorinne­n und Senioren sind häufig von dieser betroffen. Wenn das Arbeitsleb­en endet, Partner für immer gehen und Familie sowie Freunde wegfallen, bleibt der Platz gegenüber leer.

Stille und Einsamkeit sind die

Folge. Diese führen zu Not und seelischen Verletzung­en. Häufig kommt die Scham hinzu, sich anderen gegenüber zu öffnen – ein Teufelskre­is entsteht. Mit ihrem ehrenamtli­chen Projekt „Augsburger Minuten“möchten der Klassik Radiovorst­and, Ulrich Kubak, der Geschäftsf­ührer der Onlinemark­eting-agentur WYDN Gmbh, Matthias Riedle, sowie die Inhaberin der AUC Consulting Mediation & Personalbe­ratung, Petra Adrianowyt­sch, genau dieses Thema ins Licht der Öffentlich­keit rücken und aktiv etwas gegen die Vereinsamu­ng der älteren Gesellscha­ft unternehme­n. Aus diesem Grund wurde die Care Time ggmbh gegründet. „In meinem früheren Berufslebe­n war ich als Geschäftsf­ührerin eines Sozialzent­rums im Fachverban­d der Caritas tätig. Unser Hauptaugen­merk lag auf der Kinderinte­nsivpflege, aber auch die ambulante Pflege war ein Teil unserer Aufgaben. Schon damals habe ich bemerkt, dass die Mammutaufg­abe – die Betreuung der älteren Mitbürger – nicht allein durch die Pflegekräf­te und die ambulante Pflege getragen werden können. Häufig stehen hier nicht die Mittel zur Verfügung, um den Senioren die nötige Zeit und Aufmerksam­keit zu schenken, die sie verdienen. Mit ‚Augsburger Minuten‘ versuchen meine Mitgründer und ich, mehr Zeit gegen das Alleinsein zu schaffen“, erklärt Adrianowyt­sch.

Gleichzeit­ig versucht das Sozialproj­ekt, sinnstifte­nde Arbeitsplä­tze zu bieten. „Um den Mangel an Pflegepers­onal zu decken, müssen zusätzlich­e Betreuungs­kräfte mobilisier­t werden. Jedoch sollen diese nicht nur, wie es oft der Fall ist, ehrenamtli­ch entlohnt werden, sondern auch tariflich eine angemessen­e Bezahlung erhalten“, betont die Mitgründer­in.

Mit den „Augsburger Minuten“sollen Seniorinne­n und Senioren möglichst lange ihre Selbststän­digkeit behalten können. Die Betreuungs­kräfte, die durch Spenden finanziert werden, helfen bei alltäglich­en Dingen: Ob die Sichtung der Post, Hilfe beim Einkaufen, Begleitung für einen Spaziergan­g oder ein gemeinsame­r Spielenach­mittag – Gemeinscha­ft ist das Ziel. Außerdem sollen neben der persönlich­en Betreuung auch

O angepasste Itausstatt­ungen b er b bei den Seniorinne­n und Senioren installier­t werden, um eine Brücke zur Außenwelt zu bauen. „Schlussend­lich kann jede und jeder Teil unseres Teams werden. Denn nur, wenn viele Menschen zusammenha­lten, können wir erfolgreic­h werden. Das kann die Pflegekraf­t sein, die körperlich ihren Beruf nicht mehr ausführen kann, aber ihre soziale Ader in der Betreuung ausleben möchte. Aber auch die Mutter, die ihr Elterngeld aufbessern und etwas Sinnstifte­ndes tun möchte, ist herzlich willkommen“, sagt Adrianowyt­sch. Besonders groß ist die Freude darüber, dass bereits zahlreiche Firmen das Sozial-projekt unterstütz­en und auch die Stadt Augsburg dieses wichtige Thema aufgreift. Die Schirmherr­schaft wurde durch Oberbürger­meisterin Eva Weber übernommen, die genau weiß, dass E jede Minute zählt: „Ich finde die ehrenamtli­che Initiative ‚Augsburger Minuten‘ wertvoll für unsere Stadt und unsere älteren Mitbürger. Praxisnah und je nach individuel­lem Bedarf werden Lösungen gesucht, um die Menschen aus ihrer Einsamkeit zu holen und ihnen wieder Glücksmome­nte durch Gemeinscha­ft zu schenken. Das ist großartig. Deshalb schließe ich mich dem Appell an, dieses wichtige Projekt zu unterstütz­en.“

 ?? Fotos: Augsburger Minuten (2), Stadt Augsburg ?? Einsamkeit betrifft zahlreiche ältere Mitmensche­n. Mit dem sozialen Projekt „Augsburger Minuten“soll wieder mehr Zeit für Seniorinne­n und Senioren ermöglicht werden.
Fotos: Augsburger Minuten (2), Stadt Augsburg Einsamkeit betrifft zahlreiche ältere Mitmensche­n. Mit dem sozialen Projekt „Augsburger Minuten“soll wieder mehr Zeit für Seniorinne­n und Senioren ermöglicht werden.
 ?? ?? P e t r A r i a n o w y t s c h
P e t r A r i a n o w y t s c h
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany