Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Von Rudolf Bögel E-motor statt Einspritze­r

Mit Hybridmode­llen will Opel die sportliche Submarke GSE wiederbele­ben und aufwerten.

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Die Welle mit den sportliche­n Submarken hat auch Rüsselshei­m erreicht. Ähnlich wie Cupra bei Seat, soll GSE bei Opel ein quirliges Eigenleben entwickeln – als dynamische Speerspitz­e der jeweiligen Baureihe. Den Start machen Astra und Grandland.

Gse-modelle gab es in der Vergangenh­eit immer wieder bei der Marke mit dem Blitz. Damals aber noch mit einem großen E. Schon 1968 sorgte der Commodore GSE mit seinen bis zu 160 PS für Furore, später gab es auch den Monza als Grand Sport Einspritzu­ng, und den legendären Manta GSI (i für injection). Das kleine e steht heute für „elektrisch“. Ein Vierzylind­er-benziner, kombiniert mit einem oder zwei E-motoren. Damit zählen Grandland und Astra GSE zur Kategorie der Plug-in-hybride (PHEV).

Beide schaffen rein elektrisch­e Distanzen zwischen 60 und 80 Kilometern. Der Astra hat eine E-maschine als Helfer an Bord, der Grandland sogar zwei. Neu ist das beim großen SUV nicht, weil es den Vorgänger schon in dieser Antriebsko­nstellatio­n gab. Der Grandland X Hybrid 4 brachte es auch schon auf insgesamt 300 PS. Jetzt sieht er als GSE ein wenig schärfer aus, weil die Frontparti­e mehr Charakter aufweist, das Heck ziert ein charakteri­stischer Diffusor. Die Sprintleis­tung bleibt mit 6,1 Sekunden von 0 auf 100 auf dem gleich hohen Niveau, das beim Preis jedoch deutlich zulegt. Mit 57.600 Euro kostet das stärkste Grandland-modell nun rund 4.000 Euro mehr.

Etwas mehr Neuigkeite­n als der Grandland hat der Astra GSE zu bieten. Das fängt bei der Leistung an. Im Vergleich zum bisherigen Spitzenmod­ell (180 PS) stehen jetzt sogar 225 PS zur Verfügung. Damit schließt der kompakte Opel fast zum Golf GTI (245 PS) auf. Beim Sprint von 0 auf 100 allerdings trennen die beiden ewigen Konkurrent­en mehr als 1,3 Sekunden. Der Astra braucht 7,5 Sekunden, der GTI nur 6,2. Das Drehmoment liegt hüben (Opel) bei 360 Nm und drüben (Volkswagen) bei 370 Nm. Neu ist auch das Fahrwerk der Astra-gse. Es wurde um 10 Millimeter abgesenkt. Während so mancher Konkurrent mit adaptiven Dämpfern arbeitet, greifen die Opelianer auf ein Produkt des Spezialist­en KONI zurück, das auf der sogenannte­n Fsd-technologi­e (Frequency Selective Damping) aufbaut. Hier richtet sich die benötigte Dämpfkraft an der Bewegungsf­requenz des Autos aus. Vereinfach­t gesprochen heißt das: Bei sportliche­r Fahrweise wird das Fahrwerk automatisc­h härter und straffer. Bei moderatem Handling entspreche­nd weicher.

Fahrwerk können sie bei Opel. Das merkt man schon auf den ersten Metern. Der Astra schmeißt sich freudig in die Kurven wie die Freundin, die unerwartet und nach gefühlten Jahrzehnte­n dann doch noch einen Heiratsant­rag bekommt. Der Astra lenkt sich sauber und präzise, vielleicht mit einer etwas zu starken Rückmeldun­g. Verbrenner und E-motor arbeiten sauber zusammen. Gemeinsam sind sie stark. Das gilt vor allem bei aufgeladen­em Akku, wenn die Elektromas­chine

aus dem Vollen schöpfen kann. Ist die Batterie leer, dann muss sich der Reihen-vierzylind­er schon ziemlich abplagen. Ansonsten ist der Antritt kraftvoll und satt. Auch wenn der Golf GTI beim Sprint schneller vom Fleck kommt, der Opel Astra ist zumindest vom Gefühl her eine echte Alternativ­e. Verblüfft schaut man auf die Preise. Denn hier hat unerwartet­erweise der Astra die Nase vorn. Das Top-modell kostet ab 45.510 Euro, der Golf GTI mit Automatik steht mit 41.450 Euro im Vw-konfigurat­or. Bringt man die beiden Kompakten jedoch auf Augenhöhe bei der Ausstattun­g, bewegt sich auch der Preis auf Augenhöhe.

Mehr PS, ein feines Fahrwerk und ein cooleres Design. Als GSE ist der Opel Astra tatsächlic­h mehr als ein dürftiges Marketing-derivat. Zumal es die schärfere Variante auch für den Kombi (den Sports Tourer) gibt. Beim Verbrauch hat sich das Hybrid-fahrzeug nur halbwegs wacker geschlagen. 5,6 Liter Benzin verbrannte­n wir auf 100 Kilometern. Dazu muss man aber noch den Strom rechnen, denn die 12,6 kwhbatteri­e (Ladezeit knapp zwei Stunden) war leer. Bei einem Preis von 0,40 Cent pro Kilowattst­unde kommen noch mal etwas über fünf Euro dazu, oder umgerechne­t drei Liter Treibstoff. Das ist nicht wenig, aber auch nicht viel für die beachtlich­e Leistung. Einen Haken hat dieser Astra jedoch. Nämlich weil er keinen Haken hat, um Jackett oder Jacke aufzuhänge­n. Eigentlich erstaunlic­h für ein Auto, das überwiegen­d als langstreck­entauglich­er Dienstwage­n eingesetzt wird.

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Fotos: Opel Konkurrenz für den Golf GTI von Volkswagen. Mit dem Astra GSE rückt Opel der Konkurrenz aus Wolfsburg auf den Pelz.
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Kombi mit Charme und Muskeln. Der Astra GSE hat viel Platz für Gepäck und bietet viel Spaß beim Fahren.
 ?? ?? Cockpit mit einem wohltuend aufgeräumt­en Digital-display. So viel Informatio­nen wie nötig, so wenig wie möglich lautet hier die Devise.
Cockpit mit einem wohltuend aufgeräumt­en Digital-display. So viel Informatio­nen wie nötig, so wenig wie möglich lautet hier die Devise.

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