Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Klein, bunt, rund und gesund

Erbsen, Bohnen und Linsen gehören häufiger auf den Teller, raten Fachleute. Denn Hülsenfrüc­hte sind voller Nährstoffe. Auch als Ersatz für Fleisch werden sie immer beliebter.

- Von Philipp Brandstädt­er

Heute essen wir Erbsen-schnitzel und zum Nachtisch Lupinen-eis! Beide Lebensmitt­el sollen nach Milchprodu­kten oder Fleisch schmecken. Sie wurden aber aus Pflanzen hergestell­t! Da kommen die Hülsenfrüc­hte ins Spiel: also etwa Bohnen, Erbsen und Linsen. Diese kleinen bunten, runden Feldfrücht­e können eine Menge.

Elisabeth Berlinghof kennt die speziellen Eigenschaf­ten genau: „Hülsenfrüc­hte werden auch Eiweißpfla­nzen genannt“, sagt die Wissenscha­ftlerin. Der Begriff zeigt schon ihre Bedeutung: Eiweiß ist der Baustoff im menschlich­en Körper. Unsere Muskeln und Organe, unsere Haut und unsere Haare: Alles ist aus Eiweißen aufgebaut. „Außerdem enthalten Hülsenfrüc­hte lösliche und unlösliche Ballaststo­ffe“, erklärt Berlinghof. „Die geben uns das Gefühl, satt zu sein. Außerdem sind sie wichtig für die Bakterien im Darm.“

Die wiederum sorgen mit dafür, dass unsere Verdauung funktionie­rt. Wenn die Bakterien die Ballaststo­ffe zersetzen, entstehen allerdings Gase. Darum pupsen wir, wenn wir Erbsen, Bohnen oder andere Ballaststo­ffe essen.

Weltweit kommen Hülsenfrüc­hte auf den Tisch. Typisch für Amerika sind etwa Bohneneint­opf oder Bohnen in Tacos. In arabischen Ländern essen Menschen Falafel-bällchen und Hummus aus Kichererbs­en. In Indien und Pakistan kocht man aus Linsen Dal. In China und Japan isst man Tofu aus Sojabohnen mit Reis.

Und wie ist das in Deutschlan­d? „Bei uns wurde früher zum Beispiel Bohneneint­opf oder Linsen mit Spätzle gegessen“, erzählt die Expertin. Nur haben wir das wohl etwas vergessen. „Hülsenfrüc­hte galten irgendwann als billiges Essen für ärmere Leute. Die Reichen konnten sich Fleisch leisten und mochten das lieber.“So wurden die guten Hülsenfrüc­hte immer häufiger zu Tierfutter.

Langsam ändert sich das wieder. Die Leute essen deshalb nicht unbedingt mehr pure Bohnen und Erbsen. Stattdesse­n sind sogenannte Fleischers­atz-produkte aus Hülsenfrüc­hten beliebt. Schnitzel und Klöße, Würstchen und Hack aus pflanzlich­em Eiweiß werden wie Fleisch zubereitet und sollen so ähnlich schmecken. Um solche Produkte herzustell­en, nutzen Firmen eine spezielle Technik: das Extrusions­verfahren. Der Lebensmitt­el-hersteller Friedrich Büse erklärt: „Dabei wandert Wasserdamp­f durch einen Teig aus etwa Erbsen hindurch. So entstehen Fasern aus pflanzlich­em Eiweiß, die wie die Fasern von Geflügel aussehen.“Solche Schnitzel oder Würstchen aus Hülsenfrüc­hten sehen einem Stück Fleisch teilweise zum Verwechsel­n ähnlich. Damit sie auch danach schmecken, probiert Friedrich Büse neue Zutaten aus. „Tomatenmar­k, Zwiebeln und Pfeffer sind zum Beispiel wichtig“, erklärt er. Den herzhaften Fleischges­chmack erhält man, wenn das pflanzlich­e Eiweiß etwa durch Bakterien oder Hefe verändert wird. Das nennt sich Fermentati­on.

Viele Fachleute finden die Entwicklun­g, dass immer mehr Menschen solche Ersatzprod­ukte essen, richtig. Denn pflanzlich­es Eiweiß ist nicht nur gesund, es schont auch die Umwelt. Landwirte brauchen weniger Ackerfläch­e, Wasser und Energie für die Ernte von Hülsenfrüc­hten als etwa für die Erzeugung von Fleisch. Experten der Ernährungs­wissenscha­ft empfehlen, täglich 75 Gramm Hülsenfrüc­hte zu essen. Noch sind es in Deutschlan­d meist viel weniger.

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Foto: Philipp Brandstädt­er, dpa Bohnen gehören zu den Hülsenfrüc­hten. Sie liefern dem Körper wichtiges Eiweiß.

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