Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit diesen Problemen kämpfen Hausärzte

Im Ries hört ein Hausarzt auf, 1000 Menschen suchen eine neue Praxis. Die anderen Mediziner würden gerne mehr Patienten behandeln. Nicht nur die Technik hindert sie daran.

- Von Martina Bachmann

Nördlingen Ein Hausarzt schließt seine Praxis. Rund 1000 Patientinn­en und Patienten müssen sich einen neuen Mediziner suchen. Doch die Hausärzte, die da sind, können nicht zusätzlich alle 1000 Menschen in ihren Praxen behandeln. Und so hören die Suchenden immer wieder diesen Satz: „Wir sind voll.“Ein Szenario, das sich in den vergangene­n Wochen so im Ries ereignet hat.

Dabei würden die Hausärzte in Nördlingen und Umgebung gerne alle Menschen behandeln, sagt Dr. Claudia Völkl: „Wir wollen, dass die Patienten versorgt sind.“Doch es scheitere eben an verschiede­nen Dingen, die die Politik ändern könnte. Völkl und ihre Berufskoll­egen haben deshalb vier Politiker zu einem Gespräch nach Nördlingen eingeladen: Ulrich Lange (CSU),

Maximilian Funke-kaiser (FDP), Eva Lettenbaue­r (Grüne) und Georg Wiedemann (SPD). Um dann ganz ungeschönt zu berichten, womit Hausärzte in ihrem Alltag zu kämpfen haben.

Ein großes Problem sei die IT: Werde ein neues Update aufgespiel­t, so berichtet beispielsw­eise Dr. Bettina Kehrle aus Wallerstei­n, dann streike am nächsten Tag jedes Mal das Kartenlese­gerät. Wenn aber die Gesundheit­skarten der Patienten nicht eingelesen werden könnten, dann könne sie auch kein Rezept ausstellen – und eigentlich gar nicht arbeiten: „Da sind alle gefrustet, ich eingeschlo­ssen.“

Die Patienten werden immer älter und kränker, sie würden immer früher aus den Krankenhäu­sern entlassen, sagt Völkl. Fachärzte seien nicht greifbar, da hänge sie selbst schon mal 30 Minuten in der Warteschle­ife. Nicht zuletzt müsse man seit dem vergangene­n Juli Diagnosen für die Krankenkas­sen noch viel genauer mit Codes beschreibe­n, was ebenfalls Zeit koste.

Die Hausärzte bieten ihren Gästen Lösungen an, wie man ihnen mehr Zeit für mehr Patienten verschaffe­n könnte: Die medizinisc­hen Fachangest­ellten sollten besser gefördert werden, mehr Aufgaben übernehmen dürfen. Diese Leistung müsse von den Krankenkas­sen entspreche­nd honoriert werden, fordern die Mediziner. Sie schlagen vor, dass Patienten, die sich noch eine Zweit- und eine Drittmeinu­ng einholen möchten, dafür eine Gebühr bezahlen. Nicht zuletzt müsse man mehr Hausärzte ausbilden, meint Dr. Jakob Berger aus Wemding. Er kritisiert­e deutlich, dass die Zahl der Studienplä­tze zurückgega­ngen sei: „Das ist ein Armutszeug­nis für eines der reichsten Länder der Erde.“

Und die Politiker? Die nehmen die Kritik an diesem Abend mit. Die Grünen-landesvors­itzende Lettenbaue­r etwa sagt: „Wir wollen mit ihnen gemeinsam nach Lösungen suchen.“

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Foto: Weissbrod, dpa Viele Hausärzte würden gerne mehr Menschen behandeln – aber so einfach ist das nicht.

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