Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mit diesen Problemen kämpfen Hausärzte
Im Ries hört ein Hausarzt auf, 1000 Menschen suchen eine neue Praxis. Die anderen Mediziner würden gerne mehr Patienten behandeln. Nicht nur die Technik hindert sie daran.
Nördlingen Ein Hausarzt schließt seine Praxis. Rund 1000 Patientinnen und Patienten müssen sich einen neuen Mediziner suchen. Doch die Hausärzte, die da sind, können nicht zusätzlich alle 1000 Menschen in ihren Praxen behandeln. Und so hören die Suchenden immer wieder diesen Satz: „Wir sind voll.“Ein Szenario, das sich in den vergangenen Wochen so im Ries ereignet hat.
Dabei würden die Hausärzte in Nördlingen und Umgebung gerne alle Menschen behandeln, sagt Dr. Claudia Völkl: „Wir wollen, dass die Patienten versorgt sind.“Doch es scheitere eben an verschiedenen Dingen, die die Politik ändern könnte. Völkl und ihre Berufskollegen haben deshalb vier Politiker zu einem Gespräch nach Nördlingen eingeladen: Ulrich Lange (CSU),
Maximilian Funke-kaiser (FDP), Eva Lettenbauer (Grüne) und Georg Wiedemann (SPD). Um dann ganz ungeschönt zu berichten, womit Hausärzte in ihrem Alltag zu kämpfen haben.
Ein großes Problem sei die IT: Werde ein neues Update aufgespielt, so berichtet beispielsweise Dr. Bettina Kehrle aus Wallerstein, dann streike am nächsten Tag jedes Mal das Kartenlesegerät. Wenn aber die Gesundheitskarten der Patienten nicht eingelesen werden könnten, dann könne sie auch kein Rezept ausstellen – und eigentlich gar nicht arbeiten: „Da sind alle gefrustet, ich eingeschlossen.“
Die Patienten werden immer älter und kränker, sie würden immer früher aus den Krankenhäusern entlassen, sagt Völkl. Fachärzte seien nicht greifbar, da hänge sie selbst schon mal 30 Minuten in der Warteschleife. Nicht zuletzt müsse man seit dem vergangenen Juli Diagnosen für die Krankenkassen noch viel genauer mit Codes beschreiben, was ebenfalls Zeit koste.
Die Hausärzte bieten ihren Gästen Lösungen an, wie man ihnen mehr Zeit für mehr Patienten verschaffen könnte: Die medizinischen Fachangestellten sollten besser gefördert werden, mehr Aufgaben übernehmen dürfen. Diese Leistung müsse von den Krankenkassen entsprechend honoriert werden, fordern die Mediziner. Sie schlagen vor, dass Patienten, die sich noch eine Zweit- und eine Drittmeinung einholen möchten, dafür eine Gebühr bezahlen. Nicht zuletzt müsse man mehr Hausärzte ausbilden, meint Dr. Jakob Berger aus Wemding. Er kritisierte deutlich, dass die Zahl der Studienplätze zurückgegangen sei: „Das ist ein Armutszeugnis für eines der reichsten Länder der Erde.“
Und die Politiker? Die nehmen die Kritik an diesem Abend mit. Die Grünen-landesvorsitzende Lettenbauer etwa sagt: „Wir wollen mit ihnen gemeinsam nach Lösungen suchen.“