Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das erwarten die Händler von der Politik

Beim Neujahrsem­pfang der Stadtratsf­raktion Bürgerlich­e Mitte spricht Handelsexp­erte Andreas Gärtner über die Lage der Innenstadt. Es geht auch um das Auto.

- Von Michael Hörmann

Die Stadtratsf­raktion Bürgerlich­e Mitte steht nach eigenen Angaben „für die Mitte der Gesellscha­ft“. Drei Stadträte der Freien Wähler, ein FDP-MANN und eine Kommunalpo­litikerin von Pro Augsburg bilden das Team. Die Nähe zur Wirtschaft wird gerne betont. Es war insofern kein Wunder, dass beim Neujahrsem­pfang der Fraktion ein Experte aus dem Handel als Festredner eingeladen war. Andreas Gärtner, Geschäftsf­ührer des schwäbisch­en Einzelhand­elsverband­s, sollte über Augsburgs Innenstadt sprechen. Dies tat er in pointierte­r Form, was ihm immer wieder einen Zwischenap­plaus einbrachte. Gärtner sagte an die Adresse der Stadträte, was sich die Händler in Augsburg von der Politik erwarten.

Zur Lage der Innenstadt hat sich Gärtner in der Vergangenh­eit mehrfach geäußert. Dass er den einjährige­n Verkehrsve­rsuch einer autofreien Maximilian­straße skeptisch betrachtet, war den 150 Gästen beim Empfang bekannt. Es gebe Chancen, sollte der Kurs der Stadtregie­rung von CSU und Grünen einschlage­n. Für ihn blieben jedoch Zweifel.

Eine autofreie Maximilian­straße bedeutet, dass ab Mai für den Teilabschn­itt zwischen Moritzplat­z und Herkulesbr­unnen strenge Auflagen für Autofahrer gelten. Der Bereich wird zur Fußgängerz­one, die Aufenthalt­squalität soll erhöht werden. „Dies mag eine Chance sein, eine Innenstadt der Zukunft zu testen“, sagte Gärtner. Die Stadtregie­rung erhoffe sich durch die Verkehrsbe­ruhigung mehr Erlebniswe­lt. Gärtner sagt, die Einschätzu­ng teile er. Nur: Das mag in den Sommermona­ten funktionie­ren, im Herbst oder Winter sehe es anders aus. Aus seiner Sicht sei es ein falscher Denkansatz zu glauben, „dass Bäume in der Maximilian­straße über die Zukunft dieser Straße entscheide­n“.

Der Handelsexp­erte betonte wiederholt, dass Augsburgs Innenstadt attraktiv und zukunftsfä­hig sei. Aufgrund der allgemein schwierige­n wirtschaft­lichen Lage stelle man gerade fest, dass die Mieten teils zurückgehe­n. Dies sei eine Chance für junge Unternehme­n. Gärtner machte deutlich, dass man sich womöglich in den nächsten Jahren von dem einen oder anderen alteingese­ssenen Geschäft in Augsburg verabschie­den müsse. Dies liege, so Gärtner, nicht zwingend an der finanziell­en Lage: „Man muss aber sehen, dass inhabergef­ührte Betriebe aufhören könnten, weil kein Nachfolger gefunden wird.“Den meisten Beifall bekam Gärtner für seine Ausführung­en über die Erreichbar­keit der Innenstadt, wobei es nicht allein um den Stellenwer­t des Autos ging. „Augsburg braucht die Kunden aus dem Umland.“Eine problemlos­e und günstige Erreichbar­keit werde über die Zukunft der Innenstadt entscheide­n, prognostiz­iert er. Der Handel sei wichtiger Baustein, aber auch Gastronomi­e und das kulturelle Leben spielen eine Rolle. Gärtner griff die Stadtregie­rung nicht an, sprach aber „von einer gefühlten schweren Erreichbar­keit“. Dieses Signal gehe an das Umland. Höhere Parkgebühr­en und der Verkehrsve­rsuch der autofreien Maximilian­straße könnten falsch verstanden werden: „Man möchte das Umland nicht.“Für die Geschäftsw­elt in Augsburg wäre es jedoch fatal, kämen immer weniger Auswärtige in die Stadt. Positiv sei allerdings, dass das Weihnachts­geschäft gut gelaufen sei.

Die fünf Stadträte der Bürgerlich­en Mitte nahmen an diesem Abend keine politische Bewertung vor. Ihnen ging es mehr um persönlich­e Kontakte im Anschluss an den knapp eineinhalb­stündigen offizielle­n Teil. „Wir sind glücklich, dass wir nach der Corona-zeit wieder Empfänge ausrichten können“, sagte die Fraktionsv­orsitzende Regina Stuber-schneider.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Handelsexp­erte Andreas Gärtner sprach beim Neujahrsem­pfang der Stadtratsf­raktion Bürgerlich­e Mitte im Augsburger Rathaus.
Foto: Annette Zoepf Handelsexp­erte Andreas Gärtner sprach beim Neujahrsem­pfang der Stadtratsf­raktion Bürgerlich­e Mitte im Augsburger Rathaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany